Paganfest 2025
Rückkehr einer Konzertserie

Konzertbericht

Billing: Alestorm, Ensiferum, Týr, Heidevolk, Elvenking
Konzert vom 10.01.2025 / 14.01.2025 | Filharmonie / Aladin, Filderstadt / Bremen

Zehn Jahre nach dem letzten Paganfest kehrt die legendäre Tournee zurück. Ihren Anfang nahm sie 2008 und fand bis 2015 nahezu jährlich statt. Trotz der langen Pause bleibt das Prinzip gleich: Eine Riege an Bands tourt zusammen durch die Republik und Europa. Alle Gruppen lassen sich mehr oder weniger dem Begriff Folk-, Pagan- oder Viking Metal zuordnen. Mit ALESTORM, ENSIFERUM, TÝR und HEIDEVOLK sind gleich vier der fünf Interpreten Wiederholungstäter, denn sie waren alle in der Vergangenheit schon Teil der Tour. Neu dabei sind ELVENKING, die mit ihrem Folk Power Metal gut ins Konzept passen.

Die Fotos stammen aus Filderstadt von Stefan Thiel, der Bericht aus Bremen von Jannik Kleemann.

ELVENKING eröffnen das Paganfest 2025

Für die arbeitende Bevölkerung hat das Paganfest einen strammen Zeitplan. Es geht um 17:20 mit der ersten Band los. Das ist sportlich für einen Dienstagnachmittag in Bremen, sodass das Aladin zu Beginn von ELVENKINGs Set noch ziemlich leer wirkt. Davon lassen sich die Italiener, die dieses Jahr ihr neues Album „Reader Of The Runes – Luna“ veröffentlichen, nicht beunruhigen. Ihr Set beinhaltet mit „Throes Of Atonement“ und dem heute erstmals dargebotenen „Luna“ zwei neue Stücke der kommenden Scheibe. Ansonsten stammt der Löwenanteil vom Bandklassiker „The Pagan Manifesto“ und die gute halbe Stunde, die die Gruppe Zeit hat, vergeht schnell.

Leider ist der Sound noch nicht optimal eingestellt, sodass die Gitarren sehr leise sind, was sich erst spät im Set bessert. Die bereits anwesenden Gäste feiern ELVENKING und am Ende gibt es reichlich Applaus und es sind genug Leute da, um das Abschiedsfoto angemessen zu füllen.

Galerie mit 22 Bildern: Elvenking - Paganfest 2025 in Filderstadt

HEIDEVOLK – Heiden aus den Niederlanden

HEIDEVOLK haben ihr noch aktuelles Album „Wederkeer“ im Gepäck, spielen neben einer Auswahl davon aber auch Titel aus dem Backlog ihrer Diskografie. Sie brauchen einen Moment, um mit ihrer Musik zu zünden, doch spätestens bei „A Wolf In My Heart“, das sie auf Deutsch als „Ein Wolf in meinem Herz“ ankündigen, bricht das Eis. Ein Fanliebling ist „Saksenland“, wozu sich erste Moshpits bilden. Wir fanden das Stück „De Strijd Duurt Voort“, das davor kam, besser.

Generell spielen HEIDEVOLK ihre Stärken aus, wenn die Black-Metal-Anteile in ihren Stücken präsenter sind. Insgesamt können die niederländischen Heiden den Gig als Erfolg verbuchen und auch der Platz vor der Bühne füllt sich immer weiter. Mittlerweile haben die meisten Leute wohl Feierabend und genießen das dazu passende Bier bei guter Livemusik.

Galerie mit 16 Bildern: Heidevolk - Paganfest 2025 in Filderstadt

TÝR sind der „Hammer“

Dass TÝR viele Lieder über den Hammer haben, weiß jeder Fan und heute kommen diese auf ihre Kosten. Doch das Set beginnen die Färoer mit dem Klassiker „By The Sword In My Hand“, den die Meute textsicher mitsingt. Vom aktuellen Werk „Battle Ballads“ finden sich mit „Axes“, „Hammered“ und Dragons Never Die“ drei Stücke wieder, die zum alten Material sehr gut passen. Das kommt nicht zu kurz, mit „Regin Smiður“ ist sogar ein Stück vom Debüt „Eric The Red“ dabei. Dafür ignorieren TÝR das starke „Ragnarok“.

Auf Ansagen verzichten Heri Joensen und seine Mannen weitestgehend und lassen die Musik für sich sprechen, was angesichts der begrenzten Spielzeit sinnvoll ist. So kommen TÝR trotz ihrer teils langen Lieder immerhin auf neun Songs und haben mit „Hail To The Hammer“ im Mittelfeld und „Hold The Heathen Hammer High“ ihre beiden größten „Hammer“-Hits am Start. Die Applause werden zahlreicher, die Menschen vor der Bühne auch – insgesamt haben sich TÝR auf dem Paganfest gut geschlagen. Fun Fact: Vor 17 Jahren waren sie bei der ersten Ausgabe einen Raum weiter im Tivoli als Opener dabei und konnten damals schon überzeugen.

Galerie mit 19 Bildern: Týr - Paganfest 2025 in Filderstadt

ENSIFERUM mit grandiosem Best-Of-Set

ENSIFERUM haben kürzlich ihr aktuelles Album „Winter Storm“ veröffentlicht und bieten ihm mit „Fatherland“, „Winter Storm Vigilantes“ und „Victorious“ auch genug Raum, aber dazwischen ist reichlich Zeit für ordentlich Klassiker. Die finnischen Veteranen nutzen die 70 Minuten Spielzeit, um einen Querschnitt durch die komplette Diskografie zu bieten. Dabei stehen nicht nur Partylieder wie „Twilight Tavern“ oder „Lai Lai Hei“ im Fokus, sondern auch die hymnische Seite. „Treacherous Gods“ sorgt für ein frühes Highlight vom unsterblichen Debüt und der Doppelschlag aus „Victory Song“ und „Iron“ am Ende lässt Fanherzen höher schlagen.

Nichts gegen ALESTORM, aber heute Abend räumen ENSIFERUM auf dem Paganfest am meisten ab. Gründungsmitglied und Gitarrist Markus Toivonen grinst wie ein Honigkuchenpferd und hat genug Bock für fünf Leute, Sänger und Gitarrist Petri Lindroos gibt sich cool und merkt an, dass er vor 17 Jahren auch schon dabei war, sich aber nicht mehr erinnern kann. Haben wir zu viel vom Met genascht, Herr Lindroos? Keyboarder und Clean-Sänger Pekka Montin ist eine richtige Bereicherung für die Band, was der Mann aus sich rausholt ist enorm. Auch das Publikum feiert den Auftritt frenetisch und die Zugaberufe sind absolut berechtigt. Großartiger Auftritt!

Galerie mit 24 Bildern: Ensiferum - Paganfest 2025 in Filderstadt

ALESTORM drehen den Partyfaktor auf 11

Als ALESTORM die Bühne entern, flippt das mittlerweile auf befriedigende Größe angewachsene Publikum aus. Die Piratenkombo legt mit „Keelhauled“ los und zerlegt die Bühne des Aladins, auf deren Mitte eine gigantische Gummiente mit Wikingerhelm sitzt. Dass die Band sich live auf ihre Gassenhauer und Partykracher konzentriert ist bekannt und auch heute kommen Feierfüchse auf ihre Kosten: „Shipwrecked“, „Mexico“, „Alestorm“ – kein Wunder, dass Keytarist und Sänger Christopher Bowes schon als sechstes Lied den „Hangover“ ankündigt.

Eine echte Bereicherung für ALESTORM stellt Patty Gurdy dar, die mit ihrer Hurdy Gurdy den Bandsound unterstützt und bei „Voyage Of The Dead Marauder“ und „Uzbekistan“ mit ans Mikrofon treten darf. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch auf den kommenden Alben eine Rolle spielt. Natürlich feiert die Gruppe auch eine „P.A.R.T.Y.“ und beendet den regulären Teil ihres Sets mit „Shit Boat (No Fans)“. Da die Zeit drängt, verknappen ALESTORM ihre Zugabe und geben noch das obligatorische „Drink“ zum Besten, bevor sie sich mit „Fucked With An Anchor“ verabschieden.

Zweifelsohne räumen ALESTORM heute Abend ab, doch ENSIFERUM haben den stärkeren Gig geliefert, weil die Setlist überraschender war. Bei den Headlinern fehlte leider das unverzichtbare „Captain Morgan’s Revenge“ und insgesamt war die Show vorhersehbarer. Dennoch ist das Paganfest 2025 ein voller Erfolg und wir hoffen, dass die Tour in Zukunft öfter durch Europa reist – gerne wieder mit Stopp in Bremen!

Galerie mit 26 Bildern: Alestorm - Paganfest 2025 in Filderstadt
24.01.2025

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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