Out & Loud Festival 2016
Der kleine Festivalbericht
Konzertbericht
Donnerstag, 07.07.2016
Wie immer wird das Out & Loud durch eine Warm Up – Night in der Eventhalle eingeleitet, bei der in diesem Jahr INTESTINAL DAMAGE, BEGGARS und die „Wir-können-alles-covern“- Formation JUSTICE auf der Bühne stehen. Mehr Aufmerksamkeit findet allerdings das EM-Halbfinale Deutschland:Frankreich, das Fußballfans auf einer Leinwand auf der Newcomer Stage verfolgen können. Der Andrang ist hierbei so groß, dass sich die Mehrheit weniger am Fernsehbild, als an den Rufen derjenigen orientieren muss, die tatsächlich etwas sehen. Unterm Strich war das für die gepeinigten Fanseelen vielleicht auch besser so und die Lokalmatadore JUSTICE entschädigen anschließend in der Halle auf hohem Niveau mit einem fetten Partymix aus Klassikern quer durch alle Genres. Der Füllstand des Saales ist eher bescheiden. Das mag zum Einen daran liegen, dass der erste Abend eines Festivals für Viele eben Pavillon-und-Dosenbier-Zeit ist. Zum Anderen ist die Publikumsdichte in der Eventhalle durchaus repräsentativ für die Zeltdichte auf dem Campingplatz. Das Out & Loud hat in diesem Jahr deutlich weniger Gäste locken können, als in der Vergangenheit und von diesen hat sich offenbar ein beachtlicher Anteil für die Anreise nach Dienstschluss am Freitag entschieden.
Freitag, 08.07.2016
Als wäre die Terminplanung nicht schon unglücklich genug gelaufen, setzt Fans und Veranstaltern heute auch noch das Schicksal ordentlich zu: Erst am 05.07. mussten LIFE OF AGONY bekannt geben, dass anstehende Konzerte wegen eines Schlüsselbeinbruchs bei Drummer Sal Abruscato nicht stattfinden können. Für das Out & Loud bedeutet dies die Headlinerabsage Nummer Eins für den heutigen Freitag. LEGION OF THE DAMNED haben zwar erfreulichere Gründe für ihre Absage (nämlich die anstehende Geburt von Nachwuchs bei Sänger Maurice Swinkels), enttäuschen die Fans damit aber nicht minder. Was zahlreichen Gästen zu Recht sauer aufstößt, ist, dass dieser Headlinerausfall durchaus absehbar war und dennoch erst im Laufe des ersten Festivaltages offen kommuniziert wird. Immerhin konnten die Veranstalter hier mit DUST BOLT einen, vielleicht nicht gleichwertigen, aber doch spannenden Ersatz verpflichten. Auch auf dem Gelände hakt die Orga: Nachdem am gestrigen Abend an INTESTINAL DAMAGE und BEGGARS offenbar die falschen Bändchen ausgegeben wurden und eifrige Sicherheitswärter die Bands nicht oder nur teilweise, bzw. zum Auftritt, aber nicht mehr zum Abbau des Equipments auf die Hallenbühne lassen wollten, herrscht nun Rätselraten um das aktualisierte Lineup. Am frühen Nachmittag dringen endlich offizielle Infos zur Runningorder ans Autogrammstandteam vor, das schnell provisorische Plakate auf dem Gelände verteilt, um die Verwirrung zu reduzieren.
Gelungener Start trotz Headliner-Frust
Bei angenehmem Sonnenschein heizen auf der Hauptbühne inzwischen erst ANTIPEEWEE und dann DVALIN die Gäste musikalisch auf. Letztere sprengen mit ihrem dudelsacklastigen Folkmetal meine Gehörgänge derart ungnädig, dass ich die Ohrstöpsel auspacke, schaffen es jedoch, trotz der frühen Stunde eine beachtliche Schar vor der Bühne zu versammeln und so manche Mähne zum Kreisen zu bringen. In der Eventhalle füllt es sich ordentlich zu DEADLOCK, die am heutigen Tag ihr neues Album „Hybris“ herausbringen und vielen Fans auch die neue Sängerin Margie Gerlitz erstmals präsentieren. Sowohl die neuen Songs als auch die (absolut live-kompetente) neue Frau am Mikro finden unmissverständlich die Zustimmung der Anwesenden. Wieder zurück im Tageslicht, schießt der ergraute Peter Tägtgren mit PAIN ein dynamisches Partyfeuerwerk in die Vorabendsonne, bevor die gut gelaunten Horden sich in der Halle bei GLORYHAMMER eine grandiose Portion Selbstironie und nerdigen Kitsch abholen. KATAKLYSM schalten im Anschluss auf der Hauptbühne akustisch die Sonne aus und eigentlich wäre ein geschmeidiger Übergang zu WALLS OF JERICHO angesagt gewesen. Die müssen wegen staubedingt verspäteter Anreise jedoch umgebucht werden und zelebrieren ihren Auftritt als tagesletzter Act auf der Newcomerstage. POWERWOLF haben die Massen mit einer gewohnt eindrucksvoll-pompösen Show fest im Griff und der Füllstand vor der Bühne lässt erahnen, dass nun auch die letzten Bürohengste ihre Wochenendauszeit im Schatten der Autobahnkirche angetreten haben. Zum Ausklang darf die Eventhalle für DELAIN noch einmal richtig voll werden und das anfängliche Chaos und die Enttäuschung um den zweifachen Headlinerausfall scheinen schon fast wieder vergessen.
Girlpower, Charme und Met am Autogrammstand
Einblicke ins Fandasein bieten sich am Autogrammstand, wo die Headliner des Tages NERVOSA und DELAIN heißen. Die drei Thrasherinnen aus Brasilien signieren eine lange Schlange Vinyl ab und obwohl nur zwei von ihnen die Einladung des Teams auf ein Bier annehmen, ist der Kühlschrank nach der NERVOSA-Session deutlich leerer. (Fairerweise muss gesagt werden, dass die Autogrammstandcrew sympathische Künstler niemals alleine trinken lassen würde…) DELAIN haben überhaupt keine Zeit für Bier, denn der Andrang an die herzlichen Niederländer ist so groß, dass das Standteam am Ende ein Fotoverbot verhängen und die letzten Fans unherzlich an der Band vorbei schleifen muss. Bis dahin nehmen sich Charlotte Wessels und Co. jede Menge Zeit für Smalltalk mit den Wartenden und werden von diesen mit Komplimenten und kleinen Geschenken überhäuft, sodass am Ende Hilfe beim Tragen angesagt ist.
Während viele Bands zwar auftreten, jedoch eine Autogrammstunde zeitlich nicht einrichten können oder schlicht keine Lust darauf haben, lernen wir heute (und morgen, und übermorgen), dass es auch andersherum geht. VICIOUS RUMORS haben zwar keinen Auftritt auf dem Out & Loud, doch Gründungsmitglied Geoff Thorpe ist aktuell auf Promo-Tour und schaut einfach für eine Autogrammstunde vorbei. Und bleibt. Drei Tage lang. Der charismatische Amerikaner hat seine deutsche Partnerin im Gepäck, lungert ab Freitag Nachmittag in bester Laune am Stand herum und schnackt locker und aufgeschlossen mit Fans und solchen, die seiner Einschätzung nach vielleicht welche werden könnten. Dabei ist er humorvoll und unaufdringlich, lässt sich selbst von zahlreichen Künstlern Autogramme geben oder Fotos schießen und avanciert schnell zum inoffiziellen Maskottchen der Signing Session Crew. Vielleicht schaffen es VICIOUS RUMORS ja in 2017 für einen Auftritt auf das Out & Loud – dann hat Geoff sich auf jeden Fall eine Sahnetorte verdient.
Und auch einen „Autogrammstandcrewheadliner der Herzen“ gibt es: DVALIN freuen sich wie kleine Jungs über jeden Anhänger, der vorbei schaut und lassen sich währenddessen vom Team mit selbst gemachtem Met versorgen – so geht Kopfschmerz! Daumen hoch!
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