Opeth
Opeth
Konzertbericht
Viertel nach neun hat das Warten endlich ein Ende, OPETH betreten die Bühne und spielen sich ohne lange Vorrede in die Herzen ihres Publikums. Klingt kitschig ist aber so, bis darauf, dass Mikael Akerfeldt – wie gewohnt – bis zum Ende des zweiten Songs gar nichts gesagt hat. Ohne ihrem Publikum Zeit zu geben, sich an ihrem Anblick erfreuen zu können, stürzen OPETH dieses gleich mit den ersten überwältigenden Klängen von „Heir Apparent“ in die Tiefen ihrer Musik. Und sofort erklingen die ersten „Mikael ich will ein Kind von Dir“-Rufe, erstaunlicher Weise nicht (nur) aus den Kehlen der weiblichen Besucher. Im Anschluss an „The Grand Conjuration“ nimmt sich Mikael, der an diesem Abend erfreulich redselig ist, die Zeit für eine kleine Unterhaltung mit dem Publikum. Einem drei Jahre zurück liegenden Deutschkurs zum Dank, begrüßt er uns mit einem freundlichen „Hallo, wie geht es Euch?“ und zur Demonstration seiner Sprachkenntnisse konfrontiert er uns mit der Frage „Bist Du verheiratet?“. Dass dies nicht als Antrag misszuverstehen ist, ist jedoch jedem klar, der auf einem Festival auf OPETH verzichten musste, weil der zweimalige Vater auf seine kranken Töchter Acht geben wollte. An diesem Abend ist Mikael selbst krank und verweist auf Probleme mit seiner Stimme, die jedoch kaum wahrzunehmen sind. Vielleicht hat ihm Conan der Barbar, der grimmig von Mikaels T-Shirt ins Publikum schaut, die nötige Kraft gegeben, denn wie immer begeistert er sowohl mit tiefen Growls als auch klarem Gesang, meistert die nahtlosen Übergänge scheinbar problemlos und erfüllt seine Zuhörer mit Ehrfurcht, die sich in lautem Jubel äußert. Dabei ist der Mann am Mikrophon nur einer von fünf Musikern, die diesen Abend in unvergessliche Klangwelten zu hüllen verstehen. Das zeigt sich vor allem bei den neuen Stücken, jedoch auch bei dem schon fast zehn Jahre zurückliegenden „Godhead’s Lament“ von ihrem „Still Life“-Album. Live fast noch mehr als auf CD beeindruckt die Intensität ihrer Songs, die sich Note für Note entfalten und unvergleichliche Stimmungen aufbauen. Zum Glück ist auch der Sound weiterhin sehr gut (wenn auch nicht so atemberaubend wie bei CYNIC), so dass man sich den Songs voll und ganz hingeben kann. Ob dies bei den Damen im Publikum tatsächlich zu dem von Mikael angekündigten Orgasmus geführt hat, kann hier zum Schutz der Privatsphäre der weiblichen Konzertbesucher jedoch nicht weiter ausgeführt werden.
Besonders wichtig an diesem Abend ist das neue Zeichen, das Mikael dem Publikum beibringt: Statt dem klassischen Teufelshörnchen soll in Zukunft „the hook“ – der zu einem Haken gekrümmte Zeigefinger – verwendet und von den Anwesenden verbreitet werden. Eine Aufforderung, der wir nach diesem Abend, bestehend aus einem acht Songs umfassenden Querschnitt durch die letzten zehn Jahre OPETH-Schaffen, gerne folgen. Abgeschlossen wird dieser grandiose Abend durch „Drapery Falls“ und einer Verneigung der Band vor ihrem Publikum. (Andrea)
09.12.08 LKA, Stuttgart
Fehlt noch das dritte Türchen, OPETH. Die Herren aus Schweden lassen sich fast unverschämt lange Zeit um die lange Treppe aus dem „Upstage“-Bereich des LKAs hinunter zu schreiten, auch immer wieder aufbrandendes Fan-Gejohle und OPETH-Sprechchöre können daran nichts ändern. Als es dann aber soweit ist verfliegt der leichte Ärger über die nicht nachvollziehbare Pause schnell, dafür sorgt Mikael Akerfeldt, für mich mittlerweile nur noch schlicht der „Gentleman des Metals“, mit seinen geradezu penetrant adretten und in feinstem britischen Englisch vorgetragenen Ansagen höchst persönlich. Bis man diese allerdings zu hören bekommt vergehen erstmal „Her Apparent“ und – live ein absoluter Banger – „Grand Conjuration“. Die Setlist einer Band mit neun starken Alben im Rücken zu erstellen ist natürlich immer ein heikles Thema, betrachtet man zudem noch die durchschnittliche Länge der OPETH-Werke, so wird daraus ein Drahtseilakt, zu dem 100 Leute garantiert auch 100 unterschiedliche Meinungen und Vorschläge haben. OPETH spielen – wie nicht nur in Stuttgart – acht Songs, neben dem Opener gibt es von „Watershed“ noch „Lotus Eater“ zu hören, ansonsten ist bis auf „Orchid“ und „Morningrise“ jedes Album mit einem Lied vertreten. Einen wirklich Favoriten auszuwählen fällt mir auch jetzt noch schwer, zu unterschiedlich sind die Stimmungen, die Emotionen und Verknüpfungen zu Krachern wie „Demon of the Fall“ oder „Godhead’s“ Lament neben den sanften Klängen von „Hope Leaves“. Irgendwo runden OPETH damit auch stimmungstechnisch den gesamten Abend nochmal ab.
Zurück zu Herrn Akerfeldt. Es gelingt wohl keinem Leadsänger auf dieser Welt so gut wie dem absolut sympathischen Schweden, gespielte Größenwahnsinnigkeit („This next one maybe one of the absolute metal masterpieces I wrote“) derart gewitzt in charmante Ansagen und Anekdoten zu verpacken wie ihm. Allgemein redet der gute Mann ganz gerne, erzählt von den Glühweineskapaden am freien Vortag (nicht ohne Schlagzeuger Martin Axenrot als „the man who didn’t even know who he was yesterday“ ein wenig in Verlegenheit zu bringen), früheren Besuchen in der Daimlermetropole und verabschiedet sich zum Ende hin als „Frank Stallone“, den Bruder von Sylvester Stallone. Zum Glück scheint er den Schritt zum Stand-Up Comedian noch nicht ganz getan zu haben und so bleibt uns auch die andere Seite des Mikael Akerfeldt, die beeindruckenden Death Metal Growls gepaart mit seiner harmonischen Gesangsstimme und begeisterndem Gitarrenspiel, den Abend über in vollem Umfang erhalten. Dass bei so einem Ausnahmemusiker der Rest der Band etwas aus dem Blick gerät ist unausweichlich, liegt aber keinesfalls an deren Leistung. Martin Mendez an seinem unverhältnismäßig großen Bass bangt zwar mittlerweile mit etwas gestutzter Frisur, hat dabei aber offensichtlich ebenso wenig an Spielfreude wie Neuling Fredrik Akesson verloren, auch wenn sie in ihrem Bewegungsdrang nicht an die Kilometermacher von THE OCEAN heran kommen. Und der gute Per Wiberg bangt sowieso derart beständig mit dem langen Haupthaar auf seinem Keyboard herum, dass man fast meinen könnte, er benutze dieses als dritte Hand am Piano.
Überflüssig zu sagen, dass auch der OPETH-Teil deutlich zu schnell herum ist, zu viele Songs bleiben auf der mentalen Wunschliste kleben. Den Gesamteindruck des Abends kann das aber nicht schmälern, insbesondere was die Zusammenstellung des Lineups angeht: Ein genügend hohes Maß an Homogenität, um ein wirklich bei jeder Band interessiertes Publikum anzuziehen, dabei aber auch genügen Abwechslung und Eigenständigkeit, so dass nicht gleich nach der zweiten Band Langeweile aufkeimt. Wenn es nach mir geht, dürfte dieses Rezept gerne von deutlich mehr Tourbookern nach gekocht werden. Dass es funktioniert, das haben THE OCEAN, CYNIC und OPETH an diesem Tag eindrucksvoll bewiesen. Chapeau! (Andreas)
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