One Man Army And The Undead Quartet
One Man Army And The Undead Quartet
Konzertbericht
Karlsruhe, 2. Januar 2007: Starke drei Jahre nachdem ONE MAN ARMY Johan Lindstrand mit seiner ehemaligen Band THE CROWN die Gemäuer der Katakombe zum Beben brachte (nachzusehen auf der „Crowned Unholy“ Bonus DVD „The Crown Invades Karlsruhe“), war es nun wieder so weit: der Meister gewährte im Rahmen einer kleinen Tour um den Jahreswechsel Audienz, und 100-150 Jünger standen parat, den Segen zu empfangen. „Nicht wirklich viele Zuschauer!“, mag der eine oder andere denken. Waren ONE MAN ARMY in diesem Jahr doch auf einigen Tourneen und vielen Festivals zu Gast und haben sich in kurzer Zeit einen relativ hohen Bekanntheitsgrad erspielt. Ganz recht! Wer aber die Katakombe kennt, der weiß auch, dass dieser urkultige Club, Rofa Ludwigsburg meets Zwergenkerker, mit dieser Auslastung auch fast schon an seine Grenzen stößt. Zumindest im Bühnen-/Zuschauerbereich. Kurzum, ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET sorgten an diesem Abend für ein volles Haus.
Doch davor galt es, die Vorbands aus der hiesigen Umgebung zu begutachten: den Anfang machten planmäßig um 20.00 Uhr DETERMINED. Die junge Band hatte zu Beginn zwar Schwierigkeiten ihren derben, leicht thrashigen Death Metal an den Mann zu bringen, nachdem die Wenigen vor der Bühne nach ca. drei Songs aber der Aufforderung, doch bitte ein paar Schritte nach vorne zu kommen, nachkamen, stellte sich auch für die vier Jungs so etwas wie Konzertfeeling ein. Dafür bedankte sich der engagierte Sänger, indem er mitsamt seiner Gitarre von der Bühne stieg, um zusammen mit einem der „Mutigen“ eine Runde zu moshen. Nach einer guten halben Stunde beendeten DETERMINED dann ihren Auftritt, der einen interessanten Stilmix in todesmetallischem Rahmen bot, unter höflichem Applaus.
Als nächstes wurde es dann modern, und FOR A DAY OF SORROW aus der Pfalz durften sich beweisen. Doch mit ihrem Metalcore konnten sie an diesem Abend keinen Blumentopf gewinnen. Mit Nietengürteln und zweistimmigen, maidenesquen Gitarren bewährt, gelang es ihnen zwar, einige eigene Fans zu erfreuen, der Rest war aber eher gelangweilt und/oder desinteressiert. Die Darbietung als schlecht zu bezeichnen wäre sicher nicht richtig, doch die wenig innovative Musik aus dem Metalcore-Baukasten, wobei übrigens der Drummer für die obligatorischen klaren Gesänge zuständig war, und die seltenen, recht unmotivierten Ansagen an die Zuschauer konnten jedenfalls keine Stimmung im Verlauf des 45-minütigen Auftritts erzeugen.
Nach einer kurzen Umbaupause war es dann soweit: ONE MAN ARMY standen auf der Bühne. Und ohne große Umschweife legten sie mit „Public Enemy No.1“ los. Die nun zahlreichen Zuschauer waren von Anfang an voll dabei und fraßen dem im Nu völlig verschwitzten Sänger Johan förmlich aus der Hand. Der wiederum bedankte sich mit einer energiegeladenen Show. Theatralisches Stageacting, gezielte Blicke und Anfeuerungen in Richtung einzelner Fans, große Posen und coole Ansagen zwischen den Songs. Dieser Mann weiß halt wie man’s macht: Unterhaltung vom Feinsten! Aber auch das super aufeinander eingespielte Quartett der Zombies kam dabei nicht zu kurz: So avancierte Gitarrist Mikael Lagerblad, lässig mit Wollmütze auf dem Kopf, bei jedem seiner Soli zum Blickfang. Wie im Schlaf, so scheint es, schaffte er es völlig mühelos seine Leads haargenau wie auf Platte zu reproduzieren. Ein wahrer Könner! Auch ein Bild für sich: Schlagzeuger Marek dauergrinsend. Ja, an diesem Abend hatten alle ihren Spaß! Das nach jedem Song heftig applaudierende Publikum, wie auch die sich vielfach bedankende Band. Nachdem dann ein guter Teil des „21st Century Killing Machine“-Materials in die Menge geprügelt wurde, war es dann Zeit für neue Songs: die Weihnachtssingle „Christmas For The Lobotomizer“ und „Knights In Satan’s Service“, vom im März erscheinenden, neuen Album „Error Inside Evolution“. Zwei schnellere, abwechslungsreiche Nummern, die den Qualitätstest auf jeden Fall bestehen. Letztgenannter Song übrigens mit der Aufforderung versehen, das Album nicht zu kaufen, wenn einem das Lied nicht gefallen hat! Man darf also gespannt sein, was uns im Frühjahr blüht… Genauso cool auch die Reaktion des Meisters auf den spontanen „Minutenjam“ der Band: „Dies wird unsere nächste Single – sie wird aber nicht veröffentlicht.“
Die folgenden drei Songs läuteten dann das Ende eines tollen Konzerts ein, wobei das abschließende „Bulldozer Frenzy“ noch einmal die letzten Kraftreserven mobilisierte. Die Fans, zumindest die in der vorderen Hälfte, gaben zum letzten Mal Vollgas und selbst Gitarrist Pekka und Bassist/Backgroundsänger Robert wagten sich aus dem Hintergrund ganz vor an den Rand der kleinen Bühne. Nach einer Stunde und 12 Songs war dann aber auch leider schon Schluss, und David Hasselhoff bekam das Mikro überreicht. Dennoch, lieber ein relativ kurzes Konzert dieser Güteklasse, als drei Stunden Langeweile! Und schon wenige Minuten später war die gesamte Band, sich mit Fans unterhaltend, Autogramme gebend, oder wie in meinem (Glücks)Fall für Gruppenfotos bereitstehend, auch wieder am Merch-Stand anzutreffen. Höchst sympathisch, diese Schweden! Wer also bis jetzt nicht kapiert hat, dass Johan Lindstrand ein saucooler Typ und Entertainer vor dem Herrn (deiner Wahl) ist, der muss wohl leider dumm sterben, sollte morgen die Welt untergehen!
Setlist:
1. Public Enemy No.1
2. Behind The Church
3. Hell Is For Heroes
4. When Hatred Comes To Life
5. Killing Machine
6. Devil On The Red Carpet
7. Christmas For The Lobotomizer
8. No Apparent Motive
9. Knights In Satan’s Service
10. So Grim, So True, So Real
11. The Sweetness Of Black
12. Bulldozer Frenzy
Meinen besonderen Dank auch noch an den hilfsbereiten Katakombemitarbeiter am Einlass und Nuclear Blast!
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