Obituary
Obituary
Konzertbericht
Das ist ja was: OBITUARY kommen mit einer Klassiker-Truppe und einer hoffnungsschürenden Newcomer-Band im Schlepptau im kalten Norddeutschland vorbei und es wagen sich so wenige Nasen vor die Haustür. Ohne Übertreibung: Zwischen Einlass und Beginn des Konzertes sieht es tatsächlich so aus, als würden die drei Bands, die heute auf dem Programm stehen und von denen zwei normalerweise größere Hallen füllen, vor weniger als 300 Nasen auftreten. Ist der Hyde Park etwa zu groß für Death Metal?
Wie dem auch sei: Als AVATAR, die jungen schwedischen Melodic Deather pünktlich beginnen, ist es nur unwesentlich voller. Die Band bemüht sich zwar, ihren knackigen Schwedenstahl, der irgendwo zwischen IN FLAMES und CHILDREN OF BODOM anzusiedeln ist, gut unter die Meute zu bringen, und zumindest optisch gelingt das: da wird gebangt, gepost und aus dem Kanister gesoffen – Rock-Faktor = 100 Prozent! Leider klappt das Vorhaben auf akustischer Ebene nicht ganz so toll, woran aber vor allem auch der miese Sound Schuld sein dürfte: Schlagzeug und Gesang sind derart lautgedreht, dass man die Soli und Riffs der beiden Gitarristen kaum hört. Schade – denn den Augen nach zu urteilen war das gar nicht mal so schlecht.
So verpasst die nicht kleine Zahl der Langhaarigen, die erst in der Umbaupause zwischen AVATAR und HOLY MOSES reinschlendert, nur bedingt etwas. Dass derart viele Fans jetzt erst eintrudeln, spricht allerdings dafür, dass AVATAR mit ihrem schwedischen, sehr Melodie-orientiertem Death Metal hier und heute fehl am Platz sind. Dennoch: Mühe gegeben haben sich die Jungens und Spaß hat es ihnen anscheinend auch gemacht, ebenso den Zuschauern, die bereits vor der Bühne standen.
Dass HOLY MOSES heute nicht passen, kann man nun nicht ins Programm behaupten: Es wird voll vor der Bühne, noch nicht so voll wie später, aber man spürt beim Stehen doch deutlich mehr Enge. Als die Band die Bühne betritt, ist von Anfang an klar: jetzt werden Klassiker zelebriert. Souverän und spielfreudig tingeln sich die deutschen Kult-Thrascher durch ihr Programm und lassen sich auch nicht von diversen „Ausziehen“-Rufen aus der Ruhe bringen. Abgesehen von Frontfrau und Brüllwürfel Sabina Classen. Die erwischt nämlich den jungen J. beim fordern selbiger Obszönität und bittet ihn auf die Bühne – um sich auszuziehen. Das scheint der junge Mann zwar nicht ganz verstanden zu haben, denn statt die Hüllen fallen zu lassen, beschäftigt er sich lieber mit Headbangen, aber immerhin eine nette, publikumsnahe Geste. Publikumsnah, das ist hier das Stichwort: Sabina plaudert sich locker lässig durch die Verschnaufpausen zwischen den Songs, erzählt von herabfallenden Traversen und macht auch folgende Beobachtung: „Ihr müsst wärmer werden. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ich ziehe mich aus oder ihr macht einen Moshpit.“ Dass dieser nicht zu Stande kommt, zeigt, dass das Publikum eher Möglichkeit Nummer Eins in Betracht zieht – schade, Frau Classen! Zum Musikalischen ist zu sagen, dass zwar viele Klassiker auf der Setlist stehen, so zum Beispiel „Too Drunk To Fuck“, bei welchem Sabina Leute aus dem Publikum auffordert, auf die Bühne zu kommen und mitzusingen, aber so ganz passt der Sound auch bei HOLY MOSES noch nicht. Die Mischung kommt jetzt zwar wesentlich klarer aus den Boxen als noch bei AVATAR, aber unter wirklich fett verstehe ich trotzdem was anderes. Schade. Aber trotzdem ein guter Gig, auch wenn sich die Meute nicht zum Mitmachen hat animieren lassen (nicht nur der Moshpit kam nicht zu Stande, auch die „Wall Of Thrash“ – die HOLY-MOSES-Version einer Wall Of Death – verreckte in ihren Grundzügen). So richtig schwitzen tut bis jetzt keiner, aber der Headliner kommt ja noch.
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