Nocturnal Culture Night
Der Festivalbericht - Nocturnal Culture Night 2012
Konzertbericht
Sonntag, 09.09.2012
Der letzte Festivaltag begann wieder skandinavisch, mit SUBSTAAT aus Oslo. Das Trio war auf deutschen Bühnen beinahe beheimatet und ein gern gesehener Support in der Electroszene, so beispielsweise bei ICON OF COIL oder DE/VISION. Die Norweger lieferten schönen, typischen EBM ab und erfüllten alle Erwartungen an eine Supportband. Bei der gut gemachten Musik war es beinahe schade, dass sich das Publikum am frühen Mittag nicht zeitig genug aus den Federn bewegte und hier nicht übermäßig viele Hörer anwesend waren.
Weiter ging es mit einem Ein-Mann-Projekt. THE FLOOD aus Regensburg mischten typische Dark-Wave-Einflüsse mit Pop und einer dunkelcharmanten Stimme. Die von Markus Hof selbst genannten Einflüsse wie DEPECHE MODE oder NINE INCH NAILS waren deutlich herauszuhören. Auch hier war allerdings im Publikum noch nicht sonderlich viel los.
Auf der großen Bühne fanden nun schon wieder Norweger ihren Platz, und zwar CRONOS TITAN aus Sarpsborg. Leider hatte das Duett ein paar Problemchen mitgebracht, nämlich standen die Jungs erst 10 Minuten zu früh auf der Bühne, um dann noch Sperenzchen mit der Technik zu haben. CRONOS TITAN bewältigten dies jedoch gut und nutzten ihre gerade mal 20 Minuten perfekt aus, um den weiten Anreiseweg zu rechtfertigen.
Bei RUMMELSNUFF hingegen wurde es eng. Sehr eng. Sowohl im Publikum als auch auf der Bühne, die beiden muskelbepackten Schwermatrosen schlüpften relativ zeitig aus ihren zu engen Shirts und präsentierten Arme, die selbst Popeye noch beeindruckt hätten. Barfüßig präsentierte das Duo seine EBM-Songs, legte noch Liegestützeinheiten hin und verkleidete sich mit Schweinemasken. Wer schrägen Humor mochte, mochte auch RUMMELSNUFF.
Weg von den Skandinaviern kam nun ein südlicheres Flair auf die NCN, jedoch war der Sound vergleichsweise kühl. TYING TIFFANY erinnerte gesanglich sehr an ANNE CLARK, bot aber nicht viel Show. Der schwarze Pagenkopf wirbelte zu psychedelischen Melodien im schönsten Sonnenschein umher und trieb eine beachtliche Menge an Leuten auf. Viele Songs des neuen Albums „Dark Days, White Nights“ wurden unter die Hörer gebracht und fanden reichlich Wohlgefallen.
Nachdem der Mittag sehr EBM-lastig begann, wurde es nun hart und pianolastig bei IN LEGEND. Das Quartett um Sänger und Klaviertalent Bastian Emig bestach in 40 Minuten Spielzeit durch ausgefallene Arrangements, zeitgleich zärtliche und doch harte Melodien, tiefgründige Texte und eine tolle Show. Man merkte den vier Musikern an, dass sie auf der Bühne harmonierten. Die Songs waren stimmig, die Drums treibend. Anscheinend wusste das Publikum nicht so recht, wer hier auf der Bühne stand, denn der beim Song „Vortex“ geforderte Circle Pit bestand letztlich leider nur aus drei Personen. Die Jungs nahmen es gelassen, spielten munter weiter und kündigten an, sich erstmal ins Studio für neue Aufnahmen zurückzuziehen. Der vorletzte Gig des Jahres hätte sicher ein größeres Publikum finden können, die IN LEGEND-Anhänger jedoch feierten jede Sekunde und machten so alles wett.
Den weitesten Anreiseweg hatten die nun kommenden Australier von ANGELSPIT. Blickfang war eindeutig die bunt gerüschte Keyboarderin und Sängerin DestroyX neben Sänger Zoog. Wilde Elektronik, schreiender Gesang, aggressive Grundhaltungen trieben die bunten Aussies nur so umher, dabei gab es keinen Stillstand, nur eine ausgefallene und ganz besondere Truppe, die man hier erleben konnte.
Als nächstes stand der Auftritt von CLAN OF XYMOX aus Holland an, den nächsten Urgesteinen auf der NCN. Hier erwies sich der Auftritt auf der kleinen Bühne als völlig fehlgeplant, die Band spielte zu früh, zu kurz, und eindeutig auf der falschen Bühne, denn an diesem Tage wurden nur die Schweden von S.P.O.C.K. mehr gefeiert. CLAN OF XYMOX nahmen das feiernde Publikum sehr dankbar auf und spielten eine gut überlegte Mischung aus alten und neuen Liedern, die so eins zu eins die Tracklist eines Best-Of-Albums hätte darstellen können. Aufgrund der Größe und Populariätät der Band wäre eine spätere Spielzeit auf der Hauptbühne sicherlich förderlicher gewesen.
Zurück nach Deutschland, zumindest musikalisch gesehen. PINK TURNS BLUE luden zum Spiel und wurden von ihrer Anhängerschaft gefeiert. Der melancholische, an JOY DIVISION angelehnte Rock wollte zwar nicht so ganz zum sonnigen Wetter passen, begeisterte dennoch viele Besucher, sodass letztendlich sogar die Kollegen von CLAN OF XYMOX, die selber eben erst aufgetreten waren, sich hier unters Volk mischten und den Auftritt genossen. Der stimmungsvolle Sound passte zur späten Nachmittagssonne, bevor mit PINK TURNS BLUE die letzte Rockband des Festivals den Schauplatz verließ.
Nun wurde es schmutzig, denn AGONOIZE standen auf dem Spielplan. Wer sich in der Szene auskannte, wusste, dass hier vorne zu stehen nur etwas für die ganz Harten war. Bereits ab dem zweiten Song schnitt sich Sänger Chris die Kehle auf, um das Publikum mit literweise Kunstblut zu bespritzen, später folgten noch die Pulsadern und Sperma. Die Fans freute es, bei der Setlist war auch kein Platz mehr vor der Bühne. AGONOIZE wären somit auch eher auf der anderen Location besser verplant gewesen. AGONOIZE waren und bleiben ein Livehighlight auf jedem Festival und es lohnte sich schon rein der Show wegen, den Jungs einen Besuch abzustatten.
Letztendlich hieß es noch einmal „Die Schweden kommen!“, und nun landeten ganz komische Außerirdische auf der großen Bühne – S.P.O.C.K.! Schon das Publikum allein war eine Sensation für sich – Schwedenflaggen, Luftballons, Buchstaben aus Alufolie, Kostüme aus Rettungsfolien – bei S.P.O.C.K war auf eine verrückte Show mit allerlei Drumherum Verlass. Bei Songs wie „Mr. Spocks Brain“ wurde klar, wohin die Thematik des Abends ging und abschließend wurde eine einzige Schwedenparty mit den verücktesten Fans auf der Bühne gefeiert. Die NCN fand mit dieser Band einen großartigen Abschluss und auch das abschließende Dankeschön von Veranstaltern und Crew bewies, wie herzlich und familiär dieses kleine aber feine Festival doch war. Zu guter Letzt gab es noch einen Heiratsantrag auf der Bühne – und wer kann vor mehreren hundert Leuten schon nein sagen?
Kommt die nächsten Jahre mal vorbei, genießt das Ambiente, die netten Menschen und den Mittelaltermarkt, trinkt einen Met, esst ein selbstgemachtes Eis mit Früchten und schlagt einfach beim Essen zu, denn das NCN hat äußerst charmante Preise. Es lohnt sich!
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