Nocturnal Culture Night
Der Festivalbericht - Nocturnal Culture Night 2012
Konzertbericht
Freitag, 07.09.2012
Opener des Festivals waren COINSIDE, die man schon von Festivals wie dem Wave-Gotik-Treffen kennt. Sind Opener sonst eher kleine und neue Bands, gibt es COINSIDE bereits seit 1993, das sind immerhin 19 Jahre! Die EBM-Mischung der Truppe aus Hoyerswerda trieb schon am frühen Abend ordentlich Menschen vor die kleine Bühne und war ein guter Start in das dreitägige Festival.
Weiter ging es auf der großen, an die Wuhlheide erinnernden Bühne mit MAERZFELD. Die Bayern sorgten – nicht zuletzt durch den Bekanntheitsgrad ihres Zweitprojekts, der RAMMSTEIN-Tributeband STAHLZEIT – dafür, dass die Bänke in der tief stehenden Sonne sich schnell füllten. Auch bei MAERZFELD, die eigene Musik schreiben, erinnerten Mimik und Gestik des Sängers Heli Reißenweber stark an Till Lindemann. Ob der Vergleich es der Band dauerhaft leichter oder schwerer machen wird, lässt sich indes noch nicht beurteilen. Ihr Deübtalbum „Tief“ ließ sich live jedenfalls gut spielen und wurde dankbar beim Publikum aufgenommen.
Anschließend wurde das Publikum vor der kleinen Waldbühne vor die Wahl gestellt: DANCE OR DIE. Für den frühen Abend und die kurze Spielzeit wurde die Band stark gefeiert, was sicher nicht zuletzt an der langen Bühnenabstinenz lag. Die vampirartige Erscheinung von Frontmann Wagner passte super zu Sound und Texten, auch wenn der düstere Elektroklang sich für spätere Abendstunden vielleicht besser geeignet hätte. Nachdem 2011 das letzte Album der Band erschien, spürte man von Beginn an die im Publikum aufkommende Euphorie darüber, die Band live zurück zu haben.
Nachdem bei DANCE OR DIE viel getanzt wurde, ging es zurück zur großen Bühne, wo sich A LIFE DIVIDED die Ehre gaben. Sänger Jürgen Plangger schaffte es mühelos, das Publikum zu animieren. Die bunt gemischte Truppe aus Bandmitgliedern von LACRIMAS PROFUNDERE und EISBRECHER wertet seit Jahren jedes Festival-Line-Up auf. Die Setlist bestand fast durchgängig aus Songs vom letzten Album „Passenger“, außerdem coverte die Band VNV NATION, was mittlerweile schon zum Standardliveprogramm gehört. Trotz der guten Musik rafften sich nicht übermäßig viele Besucher von ihren Sitzplätzen auf, was der Stimmung jedoch nicht schadete und A LIFE DIVIDED trotzdem als gewohnt sympathisches Trüppchen von der Bühne gehen ließ.
Auch die nächste Band des Albums hatte bereits die Volljährigkeit erreicht, NOSFERATU aus Großbritannien, eine der bekanntesten Gothicformationen von und auf der Insel. Damit trat auch die erste internationale Band auf die Bühne. Nicht nur musikalisch, sondern auch äußerlich erinnerte die Band um Kopf Louis DeWray sehr an THE CURE. Melancholische Melodien und ein fast heulender Gesang waren sicherlich Geschmackssache, zum Durchschnittsalter des Publikums fand das Quartett jedoch schnell Zugang. Die Emotionalität aus den Liedern setzten NOSFERATU live wundervoll und stark um, die Band lebte von der Bewegung und ihrer Präsenz. Kannte man Skelettkostüme sonst eher von LIMP BIZKIT, waren sie auch hier vertreten, auch fliegende Mikroständer stellten ein Markenzeichen der Briten dar.
Nachdem die letzten Klänge der 80er verhallt und die Besucher gedanklich wieder im Jahr 2012 angekommen waren, bat ERIC FISH mit Freunden vor die Bühne. Die große Bühne, die sich mit ihrem Aufbau in die Reihe der stimmungsvollsten Locations gleich neben der Wuhlheide und der Parkbühne in Leipzig einreihte, passte wunderbar zur Akustikstunde im Kerzenschein. Das Set war ungewöhnlich ruhig und sehr Singer/Songwriter-mäßig, erinnerte ein wenig an Konstantin Wecker und Konsorten, passte jedoch zeitgleich wieder super ins wild gemischte Line-Up des Festivals und war somit einer der Höhepunkte des ersten Abends. Fishs kritische Texte legten öfter einen Finger in offene Wunden.
Nachdem die kurze Wanderung von der Haupt- zur kleinen Bühne vollzogen war, betrat die vorletzte Band des Abends die Bühne, da WIDUKIND kurzfristig ausfielen: ORANGE SECTOR, die in EBM-typischer Manier einen guten Auftritt mit Beamervideos im Hintergrund absolvierten. Soundtechnisch schloß das seit 20 Jahren bestehende Duo an Größen wie AND ONE an. Viel Show wurde nicht geboten, jedoch animierten ORANGE SECTOR oft zum Tanz und steigerten so die Spannung für den Auftritt der letzten Band des Abends fast ins Unermessliche, denn schon hier wurde so viel gemosht, dass die Leute teilweise mehrere Meter weit flogen.
Kurz vor 23 Uhr betrat schließlich der Headliner des ersten Tages die Bühne und schloss den Tag würdig ab: KMFDM, die wohl als eine der bekanntesten, fleißigsten und verrücktesten Bands der schwarzen Szene anzusehen sind. Bei ihrer völlig abgedrehten Show wurde auf den Treppen viel gepogt, was nicht gerade unriskant war. Der teilweise sehr aggressive Gesang von Lucilla Cifarelli passte sehr gut zum 80er Synthiesound, der in dem Industrialrock der Band untergebracht war. Neben den verückten Outfits und der Lichtshow war die New Yorkerin der Blickfang von KMFDM und wechselte sich in den Stücken mit Sascha beim Singen ab. Schön war auch, dass die Band viele deutschsprachige Titel spielte und so einen Bezug zum Publikum herstellte. Alles in allem waren KMFDM ein toller Tagesabschluss und entließen die Besucher in eine noch recht junge Nacht, was sich jedoch für den nächsten Tag lohnte.
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