Nights Of The Possessed 2023
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Samstag
(13:30 Uhr – 14:00 Uhr) GOATH
Und wieder eröffnen sich am frühen Samstagnachmittag die Verbindungen der fränkischen Szene. Hatte Frontmann Goathammer bereits am gestrigen Abend für TOTAL HATE an der Gitarre gestanden, folgt nach dem Frühschoppen der Weckruf in der Jahnhalle mit seiner Hauptband. Mit „III: Shaped By The Unlight“ hat das Trio vor zwei Jahren einen markanten Hassbrocken veröffentlicht, dessen Essenz nun das „Hallo wach!“ mit dem Holzhammer darstellt. Für viele scheint der Schritt aus den Federn dennoch schwer zu fallen, sodass GOATH ihre brutale Mixtur aus Black- und Death Metal vor einer eher ausgewählten Meute vortragen. Nicht jede Nuance dieser Highspeed-Rezeptur findet den Weg über den Sound ins Ohr, doch angesichts des nun doch recht gleichförmigen Nachmittages, eröffnen die Nürnberger angenehm anders.
(14:20 Uhr – 14:50 Uhr) SCHAFOTT
Mit den Dresdenern SCHAFOTT folgt die erste Truppe, die den Vibe der „Nights Of The Possessed“ originalgetreu einfängt: Black/Thrash Metal in Reinkultur. Besonders auffällig bei den Sachsen ist dabei Schlagwerker Assassor, der sich zu seinem kantigen Trommelspiel auch noch ein Mikrophon im Sinne eines Headsets umgeschnürt hat, um während seines irren Geböllers zusätzlich höllische Beißreflexe von sich zu geben. Das rückt tatsächlich den Rest des Quartetts ein wenig in den Hintergrund, doch die animalischen Reifert-Vibes machen einfach richtig was her. Auch wenn der Hauptprotagonist im Laufe des Sets hörbar außer Puste gerät, legen SCHAFOTT einen ehrlichen Hammerschlag vor und überzeugen zum Schluss mit vielleicht einem der coolsten Homagesongs an den verstorbenen Sigi.
(15:10 Uhr – 15:50 Uhr) WITCHING HOUR
Angesichts des Auftritts der Dresdener, geht hingegen das Set der Saarländer von WITCHING HOUR ein wenig unter. Das Quartett mit Frontmann Jan Hirtz schlägt zwar musikalisch in dieselbe Kerbe, mischt aber dem eigenen Sound ohrenscheinlich etwas mehr Tradition im Sinne von ursprünglichem Heavy Metal bei. Das gibt dem Ganzen zwar eine abwechslungsreiche Note, verfängt sich aber einerseits dennoch recht wenig in den Gehörgängen und lässt dazu im Vergleich ein wenig die Bissigkeit vermissen. Letztendlich zocken die Jungs ihr Set solide herunter, verbuchen aber an diesem Samstag eher einen Achtungserfolg.
(16:10 Uhr – 16:55 Uhr) DIE HARD
Mit den Schweden von DIE HARD folgt nun der erste internationale Act des Wochenendes. Benannt ist das Quartett nach dem Song der englischen Urgesteine VENOM, woran sich auch die musikalische Darbietung der Truppe orientiert. Mit rekordverdächtig langen Stacheln am Armband und dunkler Augenschattierung kommt Sänger Hasse jedenfalls recht (über)authentisch daher, während musikalisch deftige Grooves und, wohl dem Sound geschuldet, massive Bässe überwiegen. Auf der Empore, wo direkt unter dem Hallendach sowieso immer nur eine schwammige Version der Musik ankommt, verbleibt kaum mehr als tiefes Gegroll. Das für jede Band an diesem Festival offenbar obligatorische Klassik-Cover kommt diesmal mit Fremdunterstützung durch Iron Tyrant (HELLISH CROSSFIRE) von RUNNING WILD („Victim Of States Power“) und mobilisiert nochmal kräftig.
(17:15 Uhr – 18:00 Uhr) NOCTURNAL WITCH
Es wird wieder kuschelig in der Jahnhalle. Stellenweise sogar mehr als das. Insbesondere in der Flucht zwischen Ausgang, Toiletten, Getränke-/Essensausgabe und Baraufgang herrscht häufig Stillstand und Geschiebe, gerade bei den gefragten Acts wie eben NOCTURNAL WITCH. Das Duo, bestehend aus den beiden Thüringern Baphomet und Tyrant, die am Bass Live-Unterstützung erhalten, sorgt erstmals am Samstag dafür, dass die Luft zum Schneiden dick erscheint. Diese Luft zünden die Black-Thrasher bereits mit den ersten Tönen und eröffnen ein mächtiges Manifest aus fetten Riffs und songdienlichen Strukturen. Insbesondere vor der Bühne ist der Kessel gewaltig am Kochen und besteht nur noch aus gereckten Fäusten und flatternden Mähnen. Das gipfelt im abschließenden „H.M.S.S.“ vom ersten Album „Summoning Hell“, das speziell für Sigi ein wenig umgedichtet wurde.
(18:20 Uhr – 19:05 Uhr) FATAL EMBRACE
Nach viel Bewegung und Schweiß folgen mit FATAL EMBRACE tatsächliche Weggefährten von Sigi und HELLISH CROSSFIRE. Wie Frontmann Heiländer betont, haben die Berliner schon die ersten Konzerte der fränkischen Thrasher begleitet und entsprechend unterstützt. Musikalisch gibt es eine Mischung aus Thrash- und Heavy Metal auf die Ohren, der häufig groovend, aber ohne den ganz großen Wiedererkennungswert zunächst einmal wieder etwas auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Dass das Quintett bereits seit 30 Jahren auf den Bühnen des Metals unterwegs ist, mindert den Spaß an der Sache augenscheinlich nicht, auch wenn die Hauptstädter sicherlich nicht mehr die agilsten Performer sein mögen.
(19:30 Uhr – 20:15 Uhr) OLD
Nach einem dampfenden Partykessel von NOCTURNAL WITCH sind die Siegener OLD keineswegs die richtige Band zum Abschalten, auch wenn ein paar atmosphärische oder treibende Passagen zum Durchschnaufen einladen mögen. Jedenfalls scheint der agile Frontmann Oz im Laufe des Auftritts fortwährend auf Kriegsfuß mit dem Mikrophonständer zu stehen und diesen häufiger so energisch gen Himmel recken, dass die elektronischen Verbindungen dem nicht standhalten. Das tut der mindestens soliden Präsentation von OLD dennoch keinen Abbruch, auch wenn die Zuschauer im Großen und Ganzen tatsächlich zwischen absoluten Highlights marginal zurückhaltender reagieren. Der am Schluss dann doch ungewöhnlich schleppende Song „Darkness In Me“ funktioniert schließlich noch einmal ausgezeichnet, bevor in der Jahnhalle wieder der Speed reagiert.
(20:35 Uhr – 21:25 Uhr) CRUEL FORCE
And the winner goes to…aber sowas von klar…CRUEL FORCE! Sicherlich ist es weiterhin nicht falsch, auch die am Freitag angetretenen VULTURE als Speerspitze des deutschen Speed Metal zu bezeichnen, doch wenigstens an diesem Wochenende kommt der eindeutige Sieger dieses Duells aus Mannheim. Was dieses mental in den 80ern manifestierte Quartett hier abreißt, kommt zweifellos einer theatralischen, alkoholgeschwängerten Killermaschine gleich. Erst kürzlich haben die Jungs um Sänger Carnivore mit „Dawn Of The Axe“ ein erneutes Essenz-Werk von Speed Metal aus dem späten letzten Jahrhundert zu Tage gefördert, und präsentieren die bewusst antiquierten Stücke mit voller Inbrunst und einer Authentizität, die zweifellos auch manchmal etwas „over the top“ driftet. Vor der Bühne gibt es inzwischen jedenfalls kein Halten mehr und die eingängigen Stücke werden gefühlt von der ganzen Halle mitgetragen.
(21:50 Uhr – 22:50 Uhr) HELLISH CROSSFIRE
Wäre es kein (auch) trauriger Anlass, dann würde man jetzt wohl sagen, dass das Geburtstagskind auf die Bühne darf. Zumindest ist das Nürnberger Thrash-Urgestein und dessen ehemaliger Basser Sigi der Grund, warum sich alle an diesem Wochenende in der Jahnhalle eingefunden haben. Hat man mit dem ersten Bandauftritt nach dessen Tod und dann auch noch auf einer Veranstaltung ihm zu Ehren so etwas wie rührselige Zurückhaltung erwartet, so strafen HELLISH CROSSFIRE diesen Gedanken Lüge. Zwar liegt auch das schmerzliche Element subtil über diesem Samstagabend, doch in erster Linie brettern sich die Franken durch ein Set, um positiv an ihren langjährigen Wegbegleiter zu erinnern. Zwischendurch trommelt auch der ehemalige Schlagwerker Evil Possessor zwei Stücke, bevor Catacombs wieder hinter den Kesseln Platz nimmt. Die weiteren Aussagen von Sänger Iron Tyrant lassen in jedem Fall darauf hoffen, dass hier in Zukunft mal wieder etwas Neues in Aussicht steht.
(ab 23:15 Uhr) AURA NOIR
Auch wenn die Norweger Szeneältesten einerseits im Black-/Thrash-Bereich einen besonderen Status einnehmen und auf der anderen Seite auch nicht unbedingt die aktivste Live-Band sind, haben sie es nach dieser qualitativen Dauerbeschallung zunächst offenbar etwas schwer. Fronter Apollyon ist ohnehin nicht gerade für seine überschwängliche Interaktion bekannt, AURA NOIR im Ganzen aber zweifelsfrei für messerscharfe Riffs und professionelle Nischenkost. Diese liefern die Landeshauptstädter auch wie bestellt und präsentieren einen düsteren Blumenstrauß ihrer bisherigen sechs Studioalben. Wer bisher noch nicht völlig ausgezehrt und mit einem der letzten Hopfengetränke des Abends vor der Bühne wandelt, der lässt noch ein letztes Mal alles heraus. Die Norweger bilden dafür zwar sicherlich das Fundament, doch fairerweise muss man sagen, dass das Vorprogramm aus diversen Gründen persönlicher gewirkt hat.
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