Neurosis
live in Stuttgart
Konzertbericht
Ich kann es kaum glauben, als ich es vor ein paar Monaten lese: NEUROSIS kommen auf Tour. Die letzte ist eine gefühlte Ewigkeit her, das letzte musikalische Lebenszeichen übrigens auch. Und jetzt eine Tour quer durch Europa, ein paar Festivaltermine, Stuttgart bildet den Schlusspunkt. Ich bin mehr als gespannt. Im Gepäck haben die experimentierfreudigen Herren aus Kalifornien die Belgier AMEN RA und UFOMAMMUT aus Italien. Allesamt sehr schwer in Schubladen zu pressen, versprechen sie ein hochspannendes Programm für diesen Samstag Abend. Aber es sollte dann doch ein wenig anders kommen als gedacht. Das Stuttgarter LKA ist etwa zur Hälfte gefüllt, kein Gedränge zu erwarten. Gleich zu Beginn steht relativ schnell fest, dass AMEN RA gar nicht spielen, obwohl auf der Facebook-Seite von NEUROSIS so angekündigt. Was soll ich sagen, hätte ich ein wenig mehr nachgeforscht, wäre diese Enttäuschung wohl ausgeblieben – AMEN RA spielten nur ein paar ausgewählte Konzerte mit NEUROSIS und Stuttgart war leider nicht darunter. Glücklicherweise können UFOMAMMUT problemlos über diesen Verlust hinweghelfen.
UFOMAMMUT
Relativ pünktlich um acht kommen die drei Jungs von UFOMAMMUT auf die Bühne und können gleich einen ordentlichen Haufen Fans vor sich versammeln. Was dann jedoch ohne große Geste oder Ansage losbricht, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Tonnenschwere Soundgebilde walzen über die Zuschauer hinweg, ein voll aufgedrehter, heftig dröhnender Bass, der in deine Eingeweide kriecht. Und das alles in beeindruckender Lautstärke. Und auch wenn UFOMAMMUT dich zunächst mit soviel Wucht geradewegs nach hinten umhauen, schaffen sie es dennoch, ihre Stücke nicht zu einem Brei werden zu lassen. Nuancen sind zu hören, stellenweise Vocals, die Songs behalten ihr Gesicht. Das Trio steht dermaßen energiegeladen und präsent auf der Bühne, dass es eine Freude ist. Die viel zu kurze dreiviertel Stunde lang zocken sie völlig unprätentiös ein Stück nach dem anderen herunter. Sie machen nicht viele Worte, aber das ist auch gar nicht nötig, die Fans hängen auch so an ihren Lippen. Unterstützt wird die manchmal fast hypnotische Atmosphäre der Stücke durch riesige Projektionen, für welche in der Regel das Graphikstudio Malleus verantwortlich zeigt.
Wenn ich mich nicht völlig täusche, sind zwei Songs vom letzten Album „Eve“(2010) auf der viel zu kurzen Setlist, der Rest wird mit älterem Material bestritten. Wer die drei Herren aus Italien noch nicht kennt, und wem Stoner/Doom und jede Menge Experimentierfreude das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, der sollte hier unbedingt ein Ohr und auch ein Auge riskieren – am besten natürlich live. Für mich der Höhepunkt des Abends!
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