Negura Bunget
Av is og ild
Konzertbericht
Freitag, 04.05.2007
ODEON
Was für eine Schande! Gleich die erste Band des Festivals habe ich verpasst. Zugegeben: Kein guter Einstieg für den Festivalbericht, bei wichtigen Unternehmungen wie Schlafplatzherrichten aber leider vorgekommen. Der Opener jedenfalls, der allgemein oft als Mischung von OPETH und ENSLAVED mit einem Hauch NOCTE OBDUCTA bezeichnet wird, schien im Publikum auf geteilte Meinungen zu stoßen. Die reichten von einem sehr bestimmten „fad!“ bis hin zu fundiertem „OPETH, geil!“. Letzteren Vergleich übrigens hören die Jungs von ODEON wohl nur allzu oft und gleichbedeutend überhaupt nicht gerne. Für den Falle des Falles habe man aber scharfe Konter auf der Zunge, wie man mir seitens der Band steckte.
Den Tschechen von ADULTERY wurde die schwere Aufgabe zuteil, mein ganz persönlicher Opener dieses Festivals zu sein. Die Jungs zählen in ihrer Heimat zu den dienstältesten Bands und haben insgesamt schon über 300 Konzerte auf dem Buckel, sodass der Auftritt recht routiniert ablief. Musikalisch gab’s soliden Pagan auf die Ohren: Keifende Vocals, mal melodische, mal straighte Gitarren und immer wieder auftauchender Klargesang. Der klingt von CD als atmosphärisches Mittel auch gar nicht mal schlecht, auf dem Av Is Og Ild kam er allerdings leider kaum rüber. Im Soundsumpf (der Sound war das gesamte Festival über ein Problem) ging dieser leider völlig unter, was dem Auftritt auch etwas an Qualität kostete; der relativ kleine Raum ist natürlich auch eine problematische Soundkulisse. Für mich passabler Pagan mit einigen netten Passagen, der so allerdings nicht ganz mitzureißen wusste.
Nach kurzer Umbaupause folgten dann HELFAHRT. Diese wussten letztes Jahr mit ihrer Scheibe „Sturmgewalt“ zu überzeugen und stießen auch mit ihrer Teilnahme bei der Viking Warriors Crusade Tour auf positive Resonanz. Die Jungs von der Band wirkten allesamt noch ziemlich grün hinter den Ohren, dem spielerischen Können tat das aber keinen Abbruch. Ein fettes, meist sehr treibendes Schlagzeug, sehr gelungene Gitarrenläufe, mal sägend, mal erhaben, und eine gewisse Prise Eigenständigkeit machten die Band auf alle Fälle sehenswert, womit sie auch beim Publikum recht gut aufgenommen wurde.
Sicher, an einigen Stellen war die Musik der Gruppe noch ausbaufähig und auch bei ihnen gab es beim Sound etwas Einbuße, im Großen und Ganzen aber war der Auftritt gelungen und pendelte auf einem Level zwischen durchschnittlich und gut. Um über jeden Zweifel erhaben zu sein, fehlte dann doch noch einiges. Dafür aber sollte nun die nächste Truppe dem Av Is Og Ild zeigen, was ein genialer Auftritt ist…
Verdammte Axt! Gegen 23:30 stand nun endlich der Trupp auf der Bühne, der das ganze Gedränge und Ausharren im schon lange sauerstoffleeren Raum belohnen sollte. NEGURA BUNGET kamen, holten das Horn raus und begeisterten!
Es ist schon unfassbar, was die Rumänen für einen Tourplan haben. Mit ihrem VW-Bus, der auch nicht mehr der Jüngste zu sein scheint, kurven sie von Land zu Land und beglücken etliche Zuschauer mit bemerkenswert guten Auftritten. Aufs Av Is Og Ild kamen sie direkt aus den Niederlanden, nur um dann direkt im Anschluss in die Stadt der Liebe, das schöne Paris, zu fahren. Was es ihnen bei all der Erschöpfung, die das ewige Reisen sicher mit sich zieht, ermöglicht, so gute Konzerte zu spielen, nun, das ist eventuell eines der letzten großen Rätsel der Menschheit. NEGURA BUNGET jedenfalls boten nicht nur den atmosphärischsten Auftritt des Abends, sondern des ganzen Festivals. Angefangen beim Intro, für welches das, für NEGURAs Livegigs anscheinend typische, Horn herhielt, das seiner Länge wegen vom Publikum gehalten wurde, bis hin zu den letzten hypnotisch-schweifenden und ins ewige verlängerten Gitarrenklängen, bot die Band musikalische Genialität, die man einfach erlebt haben muss.
Weitere Beschreibungen wären an dieser Stelle wohl auch hinfällig und überflüssig, da die Band als solche mit absoluter Klasse für mich am besten beschrieben scheint. Dennoch besonders erwähnenswert: NEGURA BUNGET schaffen es, Stücke, die überhaupt nicht bühnenkompatibel scheinen, auch live absolut überzeugend rüberzubringen. So geschehen, als für „Norilor“ die Trommeln umgebaut und ein Holzbrett auf die Bühne geschleppt wurde. Dass ein mit zwei Hammern bewaffneter Mensch auf einem einfach aussehenden Brett so eine Atmosphäre schaffen kann, das ist wahrlich beeindruckend. Ein letztlich leider doch noch zu erwähnendes Makel war abermals der Sound: Ganz allgemein schien mir der Bass zu druckvoll und die Höhen nicht stark genug betont. Was für ein Glück, dass das der Magie des Auftritts kaum Abbruch tun konnte!
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