NeckFracture Vol. 7
Sechs lokale Bands feiern in Münster
Konzertbericht
Obwohl viele Touren an Münster vorbei führen, gibt es in der Studentenstadt immer ein reichhaltiges Konzertprogramm. Dieses besteht hauptsächlich aus Underground-Veranstaltungen, wie dem leider eingestellten Münster Metal Massaker, dem Culthe Fest, auf das sicherlich nicht nur unser Ober-Blacker Stephan Møller hinfiebert und eben das NeckFracture-Festival, welches seit einigen Jahren von der Band Invictum im Sputnik Cafe veranstaltet wird. Diese tritt bei der diesjährigen Ausgabe gar nicht auf. Dafür sechs andere Bands, die zwischen Nordhorn und Hamm beheimatet sind. Eine gute Möglichkeit, um ein paar unbekanntere Bands kennen zulernen, wie auch gut 120 andere Headbanger finden.
Den Anfang machten die Münsteraner SHAPES IN THE MIRROR, die einen nicht besonders originellen, aber dennoch sehr interessanten Modern Metal mit progressiven anmutenden Songstrukturen zockten. Die Mischung hat gut funktioniert, was mit vereinzeltem Kopfnicken honoriert wurde. Der Funke wollte aber nicht so richtig aufs Publikum überspringen, was wohl auch an der Nervosität der Band lag. Dennoch war es erstmal ein guter Start in diesen Abend.
Den nächsten Gang legten die Halterner Old-School-Thrasher METHHEAD ein. Mit ihrem Geprügel bewegen sie sich in einer Schnittmenge zwischen alten KREATOR und HAVOK, was zuweilen eintönig klang, aber sonst überzeugte. Zumal das Quartett offensichtlich mehr Erfahrung hat und mit der Auftrittssituation vertraut ist, trat sie wesentlich selbstbewusster als ihre Vorgänger auf. Das färbte auch auf das Publikum ab, welches so langsam auftaute. So kam der erste Pit des Abends zustande. Als der Auftritt dann mit einem beschleunigten ‚Angel Witch‘-Cover geschmackssicher abgeschlossen wurde.
Ich will WHALEHUNTER nicht mit dem hässlichen Wort gewöhnungsbedürftig beschreiben, muss aber sagen, dass es tatsächlich einer gewissen Gewöhnung bedurfte, um deren Auftritt genießen zu können. Das Quartett spielte progressiven Noise Metal. Und das sogar überaus gut. Zwischen dem Geballer wurden melodiöse Parts eingeschoben, die zeigten, dass die Gruppe ein Händchen für’s Songwriting hat. Darüber hinaus sind sie auch noch versierte Musiker, die sich aber für ein bewusst dilettantisches Auftreten entschieden haben. Damit konnten sich die Münsteraner die Sympathien der Anwesenden erspielen. Dennoch war die Musik so ausladend, dass sich das Cafe etwas geleert hat. Nichtsdestotrotz stand unter dem Strich aber ein guter, etwas merkwürdiger Auftritt.
Kurzfristig für RAMPIRES sind BOOZE BONER TROUBLE aus Rheine eingesprungen. Diese stellten mit ihren Sleaze Rock einen ungewohnten Farbtupfer dar und waren für mich auch die erste Band des Abends, die das Niveau der vorherigen nicht halten konnte. Dafür sind ihre Songs einfach zu beliebig. Zudem hatte ihr Sänger mit ihnen auch deutlich zu kämpfen, insbesondere beim GN’R-Cover ‚Mr. Brownstone‘. Das Publikum ist auch nicht besser drauf als bei den Waljägern.
Es liegt an GODPUPPET, das wieder hinzurichten. Und sie liefern mit ihrem „Melodic Thrash“ feinen Headbanger-Stoff. Er wird aggressiv und im Midtempo mit zwingenden Grooves vorgetragen. Pate standen hier hörbar Neunziger-Combos wie PANTERA und MACHINE HEAD. Die Norddeutschen verstehen ihr Handwerk gut und können damit auch die Crowd anheizen. Wieder gab es Pits und viele Besucher muteten sich mal wieder eine halbstündige Pause vom Glimmstängel zu. Das lag nicht auch zuletzt am Sänger, der mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch auftrat und dadurch die Menge anzuheizen wusste. Das vermittelte er nicht nur durch sein Gebrüll, sondern auch durch kraftvolle Gestik. Dank zwingender Songs, einer mitreißenden Bühnenpräsenz und guten Publikumsreaktionen ging das Quintett vollkommen verdient als Tagesgewinner hervor.
Update (15. Februar 2018): Leider war dies auch der letzte Auftritt der Gruppe. Denn am darauffolgenden Donnerstag hat die Band via Facebook ihr Auflösung bekannt gegeben.
Gegen 23 Uhr enterten dann PLACENTA POWERFIST die Bühne um diesen Abend zu beenden. Bei der optischen Aufmachung (die Hammer tragen Badehosen) konnte man glatt denken, dass das Quintett Surf Rock macht. Weit gefehlt, es stand nämlich Brutal Death auf dem Programm. Dabei walzen sie überwiegend wie BOLT THROWER, wobei Blastbeats natürlich nicht fehlen dürfen. Das Quintett erfrischte durch ihr kumpelhaftes Auftreten. Auch, wenn der Publikumszuspruch bei GODPUPPETS größer war, so flogen vor der Bühne fast durchgängig die Fetzen. Und Haare natürlich. Dafür muss man auf der anderen Seite aber auch gegenüber stellen, dass es zu viel Platz zum moshen gab. Die Anwesenden haben aber dennoch einen würdigen Abschluss geboten bekommen.
Unter dem Strich muss man sagen, dass es ein ziemlich netter Abend war. Für kleines Geld hat man sechs lokale Bands geboten bekommen, die allesamt ein erforderliches Grundniveau halten konnten. Dazu ist die Sputnikhalle eine coole Location und das Publikum war auch gut drauf. Wir freuen uns auf die achte Ausgabe.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37251 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!