Neaera
Zabbaduschder Open Air 2009
Konzertbericht
Inzwischen ist es Samstag geworden, früher Nachmittag, und eindeutig Zeit, mich wieder auf das Gelände zu wagen. Der Himmel ist düster, von hellgrau bis tiefblau türmen sich die Wolkenberge, und von Zeit zu Zeit weht ein recht kühler Wind, der an Sturm denken lässt. Wird Petrus heute gnädiger gestimmt sein und sich regentechnisch etwas zurückhalten? Wie viele der gestrigen Zabbaduschder-Besucher haben die Nacht auf dem Zeltplatz überstanden ohne zu fliehen? Und, apropos Besucher, können die überhaupt noch die Bühne erreichen, oder hat sich der Platz davor inzwischen endgültig in ein reines Schlammbad verwandelt? Fragen über Fragen, die sich aber bald klären sollten.
Trotz der nicht mehr ganz so frühen Tageszeit ist erschreckend wenig los auf dem Zabba-Gelände, nur das verhältnismäßig trockene Bierzelt kann sich über regen Zulauf freuen. Den Vormittag über hat es kaum geregnet, und auch wenn der Weg zur Bühne immer noch mehr im Schlamm herumrutschen als gehen bedeutet, es ist noch erträglich, und was ein echter Fan ist, lässt sich davon sicher nicht abhalten. Ein paar dieser echten Fans sieht man denn auch durch das nasse Erdreich waten, und alle sehen sie irgendwie sehr feucht und mitgenommen aus – war wohl eine harte Nacht. Aber wir sind ja hier auch nicht auf einem Kindergeburtstag. Gerade wird umgebaut auf der kleinen Bühne und alles fertig gemacht für meine erste Band des Tages, HATEPRISON. (Ruth)
Hateprison
Der Fünfer aus deutschen Landen bekommt denn auch gleich die miese Stimmung auf dem Gelände ab, denn auch wenn man sich lautstark abmüht, es will sich einfach außer ein paar Hartgesottenen niemand vor die Bühne bewegen. Aber da müssen die Herren einfach durch, und auch wenn man es besonders Fronter Vent gelegentlich anmerkt, dass er sich ein enthusiastischeres Publikum gewünscht hätte, die Truppe spielt dennoch routiniert das halbstündige Set zu Ende. HATEPRISON haben eher melodisch ausgerichteten Death Metal auf Lager, welcher mit kreischigen Gitarren und insgesamt auch etwas unausgegoren daherkommt. Bisher hat man mehrere Promos aufgenommen, und es bleibt abzuwarten, was aus dieser Truppe noch wird. An diesem Samstag allerdings spielen sie nicht den Gig ihres Lebens, was aber auch an mangelnder Begeisterung vor der Bühne liegt, und die ist eher dem Matsch als der Band in die Schuhe zu schieben. (Ruth)
Darkness By Oath
Als die nächste Truppe, die Basken DARKNESS BY OATH, die Bretter betreten, könnte die Stimmung wahrlich besser sein. Vor ihnen eine Handvoll Leute, mehr gelangweilt als enthusiastisch, und der Himmel bedrohlich verhangen. Aber da muss manch eine Band heute wohl einfach durch, und die fünf Herren lassen sich auch nichts anmerken und legen los. Die Formation existiert seit 2002 und erst kürzlich, im März diesen Jahres, haben sie mit „Fear Yourself“ bereits ihren zweiten Langspieler veröffentlicht. Musikalisch ist man in melodischen Death-Gefilden mit etwas Thrash-Einschlag zu Hause, und dass man beim Hören immer wieder an gewisse nicht unbekannte Schweden-Combos denken muss, ist wohl kein Zufall, werden sie doch von der Band als Einflüsse genannt. DARKNESS BY OATH gehen live recht gut ab, und mit mehr Publikumsunterstützung würde da sicher noch mehr rüberkommen. Besonders Fronter Navarro legt sich mächtig ins Zeug und schreit sich die Seele aus dem Leib; nur manchmal gibt er uns eine kleine Kostprobe davon, dass er auch des cleanen Gesanges mächtig ist. Dennoch halten sich die Reaktionen von Seiten der anwesenden Festivalbesucher sehr in Grenzen, aber die müssen wohl erstmal das Regentrauma von letzter Nacht verkraften und wieder auf Touren kommen. Immerhin lockt die Mucke der Formation den ein oder anderen aus dem Bierzelt vor die Bühne. Insgesamt ein solider Auftritt, auch wenn ich befürchte, dass er nicht lange in meinem Gedächtnis haften bleiben wird, dazu fehlt den guten Grundlagen noch eine gute Prise Eigenständigkeit. (Ruth)
Sideblast
Als nächste entern die Franzosen von SIDEBLAST die kleine Zabbaduschder-Bühne, und hauen zumindest die paar Anwesenden davor gleich mal kräftig von den Socken. Die 2004 gegründete Band aus unserem schönen Nachbarland ist in Sachen brutalem, modernem Death/Thrash/Core unterwegs, und das machen sie gar nicht mal schlecht, wie man unter anderem auf ihrem Debut „Flight Of A Moth“ von 2008 hören kann. Zumindest wird der geneigte Hörer während der ersten Songs einfach nur weggeblasen von der Intensität der Stücke. Auch die Show des Quartetts weiß zu beeindrucken, man geht mit viel Energie zu Werke, und besonders Front-Shouter Fredd kniet entweder ganz vorne und möglichst nah beim Publikum oder er springt wie wildgeworden über die Bühne. Mit der Zeit jedoch nutzt sich das Material der vier Herren recht schnell ab, und die Songs scheinen sich in brutalem Gedresche und Soundchaos irgendwie zu verlieren. (Ruth)
Warbringer
Als nächste sind die Amis von WARBRINGER dran. Ein bunter Haufen Musiker steht da auf der Bühne, Fronter John Kevill sieht aus wie frisch aus den 80ern entsprungen und benimmt sich auch so, Gitarrist John Laux wirkte schon backstage einfach nur fertig, und so hält sich sein Bewegungsdrang auf der Bühne denn auch ziemlich in Grenzen, während der Basser etwas verpeilt rüberkommt, was aber glücklicherweise nicht auf sein Spiel zutrifft. Kaum haben die fünf Jungs losgelegt, fliegt auch schon aus dem spärlichen Publikumshaufen ein voller Bierbecher nach vorne und überschüttet den Mann am Bass mit dem guten Gerstensaft. Ist ja so billig das Zeug hier, da kann man es schon mal als Wurfgeschoss nutzen – oder so. Der Getroffene ist erstmal ziemlich angepisst, aber dennoch kein Spielverderber, und steigt einfach in den Graben runter, selbstverständlich ohne mit dem Spielen aufzuhören, und stellt den Werfer auf Augenhöhe. Zu weiteren Handgreiflichkeiten kommt es aber nicht, und nach einer kleinen Einlage ganz in Fannähe klettert der biergetränkte Musiker wieder nach oben zu seiner Band. Diese liefert einen sehr energiegeladenen Auftritt ab. Die letzten zwei Jahre war man im Hause WARBRINGER auch sehr fleißig und hat gleich zwei Alben unter die Leute gebracht, das letzte, „Waking Into Nightmares“, ist erst ein paar Monate alt. Kevill tobt wie ein Wilder über die Bretter, schneidet Grimassen und post herrlich herum, so dass es eine wahre Freude ist, ihm zuzusehen. Die zu Anfang des Sets eher skeptisch erscheinenden Fans gehen von Song zu Song immer mehr mit, so dass die thrashenden Amerikaner am Ende ihrer Auftrittszeit eines auf alle Fälle für sich verbuchen können, nämlich für sehr gute Stimmung gesorgt zu haben. (Ruth)
Disbelief
DISBELIEF haben es da schon etwas leichter publikumsmässig, der Tag ist schon weit fortgeschritten, der Bierkonsum auch, und da sich der Regen doch ziemlich zurückgehalten hat den ganzen Samstag über, ist die Schlammkuhle vor der Bühne zumindest nicht schlimmer geworden. Und die hessischen Deather sind ja mittlerweile auch keine Unbekannten mehr, man kann schliesslich seit diesem Jahr und der Veröffentlichung von „Protected Hell“ auf acht reguläre Studioalben zurückblicken, was für die 1990 gegründete Formation schon eine schöne Menge ist. Den Stil der Band in eine Schublade zu pressen fällt äußerst schwer, und ich will dies an dieser Stelle erst gar nicht versuchen, es sei nur soviel gesagt, dass in ihren Stücken von schleppend melancholisch bis extrem aggressiv eine unglaubliche Spanne an Stimmungen und Gefühlen transportiert wird. Das ist aus der Konserve schon sehr spannend, aber auf der Bühne noch um einiges mehr, auch wenn der Sound nicht der beste aller Zeiten ist an diesem Abend. Dazu kommt die furiose Präsenz der Musiker, allen voran Fronter Karsten Jäger, welcher außerdem durch äußerst variablen Gesang und Growling begeistert. Wie nicht anders zu erwarten einfach nur beeindruckend! (Ruth)
God Dethroned
Glänzendes Schlusslicht bildet zum diesjährigen Zabbaduschder Open Air die holländische Combo um Henri Sattler, GOD DETHRONED. Seit mittlerweile 19 Jahren erfreut die Formation Freunde gepflegten Todesmetalls mit immer neuen guten Scheiben; auf der letzten, welche vor ein paar Monaten erst erschienen ist und auf den Namen „Passiondale (Passchendaele)“ hört, nimmt man sich in Konzeptform einer tragischen Geschichte aus Zeiten des Ersten Weltkriegs an. Als die Truppe auf die Bühne kommt, darf sich erstmal die versammelte Männerwelt über die erste weibliche Musikerin dieses Festivals (jedenfalls soweit ich das mitbekommen habe) freuen, bei GOD DETHRONED zeichnet Susan Gerl zusammen mit dem Sänger für die Gitarrenparts verantwortlich. Die Show der Niederländer ist eher unspektakulär, sie lassen ihre Songs für sich sprechen, und das funktioniert auch ohne Probleme. Die Scheinwerfer zaubern eine wunderbar passende Lichtstimmung, und zum Abschluss hat sich auch ein sehr großer Teil der Besucher des Festivals vor der Bühne eingefunden, so dass man gemeinsam dem Zabbaduscher 2009 zu einem gebührenden und unvergesslichen Ende verhilft.
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