Neaera
Zabbaduschder Open Air 2009
Konzertbericht
Bleeding Red
Für die junge Band aus Aalen dürfte es eine Ehre sein, das achte Zabbaduschder zu eröffnen, doch auch die jetzt schon anwesenden Fans können sich glücklich schätzen, da es die Youngsters schon faustdick hinter den Ohren haben. Mit ihrem Mix aus allem, was die harte Musikszene hergibt, können die Jungs voll überzeugen und erweisen sich als echter Geheimtipp. Oftmals werden Erinnerungen an DISSECTION wach, da BLEEDING RED die angesprochenen vielfältigen Einflüsse ebenso wie die unsterblichen Schweden, zu einer eisenharten blackened-Death-Legierung verschmelzen. Natürlich können sie es noch nicht mit Nödtveidts gesammelten Werken aufnehmen, doch man erkennt schon sehr gut das Potential, das in dieser Gruppe steckt. Neben dem abwechslungsreichen und sauberen Gitarrenspiel, ist es vor allem der erst sechzehnjährige Schlagzeuger Fabian, der einem ein ums andere Mal die Kauleiste in Richtung des noch existenten Bodens blastet. Erstaunlich routiniert ziehen die Jungs ihr Programm durch, bevor nach vier Songs, unter viel Applaus der mitgereisten und neugewonnenen Fans, der Spaß ein frühes Ende findet und die Band ihre Sachen packt, um das „Baden in Blut“-Festival in Lörrach zu eröffnen.(Volker)
Absorb
Ein paar Jährchen mehr haben hingegen ABSORB schon auf dem Buckel. Da die Bayern CRONOS TITAN ihren Auftritt absagen mussten, springen ihre Landsleute mal schnell in die Bresche und zeigen dem Zabbaduschder-Publikum, was eine echte Oldschoolharke ist. Und der Begriff Oldschool darf hier zu 110% ernst genommen werden. Was einem von der Bühne entgegenschallt, hätte eigentlich den Achtziger-Jahre-Florida-Preis in Gold verdient. Geröchel aus der Gruft, hektisch, chaotische Gitarren und Ausflüge in Thrashgefilde versetzen einen direkt in die goldene Zeit des Amideaths. Und genau für solche „Ausgrabungsfundstücke“ ist das Zabbaduschder bekannt. Auch die Fans wissen dies zu schätzen und feiern die Bayern gebührend ab. (Volker)
Dead Eyed Sleeper
Kontrastprogramm. Nach dem Death der alten Schule von ABSORB sollten eigentlich in absehbarer Zeit AGGRESSIVE FEAR auf die Bretter steigen, aber die werden, nicht zuletzt wegen des miesen Wetters, auf Samstag verlegt. Aber der nächste Hörgenuss lässt dennoch nicht lange auf sich warten. Obwohl es vom Himmel unaufhörlich runtertropft – die deutlich progressiveren Töne von DEAD EYED SLEEPER tun richtig gut und sorgen für angenehme Abwechslung. Die äußerst talentierte Band hat ihren Sound irgendwo in der Schnittmenge aus NECROPHAGIST und OPETH angesiedelt. Das hört sich im ersten Moment zwar total verrückt an, aber wer sich mit ihrem aktuellen Werk „Through Forests Of Nonentities“ mal näher beschäftigt, wird schnell feststellen, dass man hieraus eine ganz und gar harmonische Mischung zusammenbekommen kann. So weisen die Stücke natürlich viele vertrackte Parts auf, an den Gitarren wird teilweise ordentlich gefrickelt, und trotzdem gibt es die notwendigen eingängigen Passagen, ohne welche das Ganze nur eine bloße Zurschaustellung technischer Fähigkeiten wäre. Dass diese ohnehin vorhanden sind, merkt man an der gnadenlosen Leichtigkeit, mit welcher die Band ihren komplexen, zwischen brutal und melodisch pendelnden Death Metal live abfeuert. Leider wütet der Regen immer stärker, weshalb der Großteil der Besucher im Partyzelt bei günstigem Bier Schutz gesucht hat. Vor der Bühne verharren nur einige wenige Fans. Aber mit ihrer erstklassigen, aber auch sehr ungewöhnlichen Musik bedienen DEAD EYED SLEEPER sowieso natürlich nicht die breite Masse. Andererseits zeigen sich die Fans sowie neu hinzugewonnene Hörer von der starken Leistung mehr als beeindruckt. (Endres)
Agathodaimon
So langsam wird es immer voller auf dem Festivalgelände, und im Partyzelt wird es immer enger, da der Starkregen unaufhörlich weiter wütet. So langsam fragen wir uns, wann der Spuk endlich aufhört, das ganze Gelände hat sich nunmehr in eine reine Schlammkuhle verwandelt.
Kurz vor 21 Uhr folgt mit AGATHODAIMON reichlich verspätet eine Band, welche knapp fünf Jahre lang, bis auf einige wenige Konzerte, fast weg war vom Fenster, schließlich stammt das letzte Album „Serpent’s Embrace“ aus dem Jahr 2004. Und das Besetzungskarussell hat sich in diesem Zeitraum immer schneller gedreht. Der vorläufige Höhepunkt war dann erreicht, als letztes Jahr Sänger Jonas Iscariot die Brocken hinwarf. Doch seit September hat man nun mit Frontkeifer Chris „Ashtrael“ Bonner einen neuen Mann am Start. Und mit „Phoenix“ ein absolut passend betiteltes neues Album in der Hinterhand, welches im Mittelpunkt des Geschehens steht. Aufgrund der Verspätung, ein Teil der Band steckte im Stau fest, verbleiben nur noch 25 Minuten, um das vollkommen durchnässte Volk vor der Bühne mit ein wenig absolut hörenswertem Dark Metal auf Stimmung zu bringen. So ganz wollte das AGATHODAIMON nicht gelingen. Am Sound und der zielsicheren Darbietung gibt es nichts zu bemängeln, aber der Dauerregen trübt doch das Geschehen und sorgt auch bei mir für wenig Motivation. Vielleicht hundert Fans stehen vor der Bühne und feiern ab, weit weniger, als es eigentlich sein sollten.
Nach dem Gig beschließen wir, uns noch warme Klamotten zu holen. Dabei stellen wir fest, dass sich unser Campingplatz bereits in einen kleinen See verwandelt hat, wir waten durch knöcheltiefes Wasser, das weiter ansteigt, die ersten Zelte, auch meines, sind bereits voll gelaufen. In diesem Moment beschließe ich, noch in der gleichen Nacht den Rückweg anzutreten. Regen ist kein Problem, viel Regen auch nicht, wenn aber selbst der Schlafplatz nicht mehr genutzt werden kann, ist einfach Feierabend. Während ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET vorne lärmen, versuchen wir zu retten, was zu retten ist. Aber NEAERA will ich mir noch ansehen. (Endres)
One Man Army And The Undead Quartet
Tja, und während Kollege Endres seine Habseligkeiten aus dem Zelt angelt, lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, mein persönliches Festivalhighlight in Form von ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET in, sagen wir mal speziellem Ambiente anzusehen. Also, schnell raus aus dem gemütlichen „Saufzelt“ und rein in die Badehose! „Denn wenn et Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat!“ – für die Niederrheinfraktion.
Entgegen meiner Erwartung haben sich auch tatsächlich ein paar Leute eingefunden, um sich eine ordentliche Packung Schwedendeath abzuholen. Genau so muss das sein! Scheiß auf den Regen, im frisch imprägnierten Zelt kann ich es mir später noch gemütlich machen.
Von Gemütlichkeit wollen Johan und sein untotes Gefolge nicht das Geringste wissen, als sie endlich auf die Bühne kommen. Dass alle Bock auf Death Metal haben, muss wohl eine rhetorische Frage sein und schon geht die Sause los. Mit „Misfit With A Machinegun“ eröffnet ein Titel das Konzert, der programmatisch für den weiteren Verlauf ist. Die ONE MAN ARMY will heute offenbar keine Gefangenen nehmen und zeigt sich von ihrer harten Seite. Mit einer Breitseite ihres neuen und definitiv aggressiveren Albums „Grim Tales“ geht das Geprügel weiter und unzählige Matten schwingen in „Petrus’ Finest“. Erst „Death Makes It All Go Away“ und die Vorstellung der Bandmitglieder lassen einen etwas zur Ruhe kommen. Dabei fällt auf, dass kaum mehr Urzombies in den Reihen des UNDEAD QUARTETs vorhanden sind. Nur noch Drummer Marek hält tapfer die Stellung. Der neueste Zugang betrifft die Gitarrenfraktion, sieht ein wenig wie ein Bänker aus (was ihn heutzutage natürlich etwas vertrauensunwürdig erscheinen lässt) und spielt seine Parts engagiert und sauber.
Doch Ruhepausen sind heute Mangelware. Zwar verlangen ein paar Fans des Öfteren lautstark nach „Such A Sick Boy“, doch die Zeit ist knapp, und Prügelperlen wie das im Zuschauerchor intonierte „So Grim So True So Real“, oder „Bulldozer Frenzy“ wollen schließlich auch noch unters Volk gebracht werden.
Was am Ende bleibt sind völlig durchnässte Fans, glücklich über einen superben Auftritt einer gewohnt sympathischen und extrem spielfreudigen Band, und geschätzte zehntausend Tonnen feinster Matsch, die ehemals eine Wiese dargestellt haben.
NEAERA spare ich mir, schnell noch was essen und eins heben und dann ab zum Zelt, um was Trockenes anzuziehen. Aber halt: Wo zur Hölle kommt der riesige See in meiner Behausung her und wo sind die anderen? Endres? Verdammt! (Volker)
Neaera
Nachdem die Autos umgeparkt, die Zelte umgestellt und die Habseligkeiten aus dem dreckigen Wasser gerettet sind, gehen wir wieder auf das Festivalgelände. NEAERA sind bereits ganz ordentlich und mit viel Wut im Bauch am zocken. Inzwischen haben die Münsteraner zumindest auf Platte ihren Metalcore immer mehr abgelegt, und auch live merkt man schnell, dass sich die Band in ihrem von HEAVEN SHALL BURN und BOLT THROWER beeinflussten melodischen Death Metal sichtlich wohl fühlt. Wie gut die Gruppe doch im Laufe der Jahre geworden ist! Und dann auch noch der sensationelle Charteinstieg auf Platz 51 mit dem aktuellen Werk „Omnicide – Creation Unleashed“. Auch auf dem Zabbaduschder stehen die Zeichen auf Sturm, schließlich sind NEAERA bekannt dafür, live eine Wucht zu sein, was sich an diesem Abend wieder einmal eindrucksvoll bestätigt. Messerscharfe Riffs, mächtige Doublebasswalzen und die unverkennbare Kreischstimme von Sänger Benny, welcher ständig in Bewegung ist und das Publikum stetig anfeuert, das ist die Performance der sehr engagiert alles nieder pflügenden Band. Auf der Bühne herrscht viel Bewegung, ja sogar Spaß, und ja, vor der Bühne herrscht ebenfalls Spaß. Den Leuten scheint es scheißegal zu sein, wie viel Regen auf sie herabprasselt, wie sehr sie im Matsch stecken. Alle Achtung! Und beim fetten Nackenbrecher „Paradise Lost“ gibt’s sogar ne amtliche Wall Of Death! Der Pit jedenfalls tobt.
Nach dem wirklich tollen Auftritt von NEAERA nimmt mich ein alter Kumpel freundlicherweise mit, und damit endet mein leider viel zu kurzes Festivalerlebnis des diesjährigen Zabbaduschder Open Air. (Endres)
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