Mystic Festival 2022
Ahoi, Gdansk!
Konzertbericht
02.06. Tag 1 – Der Auftakt der Reise
Der inoffiziell erste Tag des Mystic Festivals 2022 war schon ein wahrer Paukenschlag, von dem man sich erstmal erholen musste (von der über achtstündigen Busfahrt nach Gdansk gar nicht erst zu reden). Wer sich erst zum späten Nachmittag hin dem Festivalgelände nähert, hört schon von weitem, wie die Industrial/Nu-Metal-Senkrechtstarter CODE ORANGE derzeit die Hauptbühne zu zerlegen scheinen. Dennoch bleiben sie einer jener love-it-or-hate-it-Fälle.
BARONESS – Farbenfroh wie eh und je
Daher treibt es viele eher zur Park Stage, wo sich die Sludge-Legenden BARONESS auf ihren Auftritt vor. Weil BARONESS das Live-Erlebnis groß schreiben, wird der Soundcheck auch gleich mal selber in die Hand genommen. Ohne kleinere Pause oder allzu dramatisches Intro geht es dann auch gleich nach einer innigen Gruppenumarmung nahtlos mit dem Konzert weiter. Rock’n’Roll handgefertigt eben. Das kommt gut an, und man merkt, dass BARONESS schon lange nicht mehr in Polen gewesen sind. Das Publikum ist hungrig nach all den großen Melodien, für die wir die Band um Kopf John Dyer Baizley so lieben.
Tote Herren auf der Party-Bühne
Neben der Main Stage und der Park Stage in direkter Nähe gibt es aber noch drei weitere, kleinere Bühnen. Nur einen kurzen Spaziergang von der Park Stage entfernt befindet sich eine alte Backsteinhalle, die auch schon vor dem Festival für Kulturzwecke umgebaut worden ist. In dem größten Raum befindet sich ein weitläufiger Foodcourt mit einer zentralen Insel zum Essen und Entspannen. Direkt nebenan liegen die Sabbath Stage und die Shrine Stage. Hier haben die Akustiker erstaunlich gute Arbeit geleistet. Denn sie haben es ermöglicht, dass dort Konzerte parallel stattfinden können, ohne dass es zu Überlagerungen vom Sound kommt. Das gleiche gilt auch für die vor der Backsteinhalle errichteten Desert Stage. Diese funktioniert quasi als „Partybühne“, weswegen dort eher Rock-lastige Bands auftreten. So auch die Hard Rocker von DEAD LORD, die schon während ihres Soundchecks Unterhaltungswert zur Schau gestellt haben (statt Check, Check, One, Two schüttelten sie einige – bewusst entzerrte – Cover-Songs aus dem Ärmel).
MASTODON läuten den ersten Abend ein
Doch dann ist Eile geboten, wenn man das erste große Highlight des Abends nicht verpassen möchte. Denn auf der Hauptbühne am anderen Ende des Festivalgeländes machen sich schon die Meister des modernen Progressive Metals MASTODON bereit. Wie schon bei BARONESS, werden auch MASTODON mit frenetischem Jubel willkommen geheißen. Es steht natürlich ohne Zweifel, dass es Troy Sanders und Co. nicht schwer fällt, die wirklich große Bühne mit Leben und Energie zu füllen. Egal ob neue Songs wie „Teardrinker“ (gesungen von Schlagzeuger Dailor selbst) oder alte Klassiker: Die vornehmlich polnischen Fans feiern jeden Song, als gäbe es kein Morgen mehr. Wie eigentlich bei jedem Auftritt von MASTODON kann man sich eigentlich ein über und über breites Grinsen ob der Genialität dieser vier Musiker kaum verkneifen.
Kräfte tanken auf der Park Stage
Wer nach 70 Minuten Prog-Feuer eine Pause braucht, treibt sich in aller Eile zur Park Stage, wo eigentlich schon direkt und ohne Pause das nächste Highlight für viele polnische Fans aufwartet: Das dänische Folk-Phänomen HEILUNG. Es könnte eigentlich keinen besseren Platz für spirituell nordische Musik geben, als mitten auf einer Wise umringt von Bäumen, während über dem alten Hafen die Sonne untergeht. Man kann die Bühnenshow, die Sängerin Maria Franz und ihre MitmusikerInnen entfachen eigentlich nur mit einem Wort beschreiben: Atemberaubend. Die Mischung aus rituellen Klängen und Beats in Kombination mit rhythmischen Trommeln und Stampfen geht einem direkt ins Herz und man ist über das gesamte Set einfach hin und weg. Vor allem, wenn die Bühne dann noch von einer Horde Schild- und Lanzenträgern gestürmt wird, die mit ihren Waffen und Gesang die Atmosphäre noch weiter verdichten. Magie pur.
Alternativprogramm, das sich gewaschen hat
Wer allerdings mit der Musik und der Show von HEILUNG wenig anfangen kann, der hat die Möglichkeit, sich das alternative Programm anzusehen. Und das kann sich durchaus sehen und hören lassen. Auf der Desert Stage heizt das Blues-Rock-Duo THE PICTUREBOOKS dermaßen ein, dass die kalten Temperaturen (es herrschen sommerliche 12 Grad) fast egal erscheinen. Der eigentliche Geheimtipp steht aber schon auf der Sabbat Stage bereit. Das aus Belgien stammende Trio BRUTUS liefert eine fulminante Mischung aus Progressive Metal und Post Rock. Dass der überragende Gesang dann auch noch von Schlagzeugerin Stefanie Mannaerts begeistert umso mehr. Selten vergeht eine Stunde Live-Musik so schnell und schwerelos, wie hier.
Schwedisches Prog-Feuer
Wer jedoch das Highlight des Abends erleben möchte, muss sich beeilen, um zur Hauptbühne zu kommen. Als wären MASTODON nicht schon genug für einen Tag, stehen um 23.15 Uhr mit OPETH die Götter des schwedischen Progressive Metals parat. Der Auftritt von OPETH unter einem kleinen Soundproblem. Dadurch wirkt der Klang leider etwas zu leise und weichgespült. Den Fans scheint das weniger zu stören. Denn wie Åkerfeldt persönlich einräumt, fand das letzte Konzert von OPETH au polnischem Boden zur Veröffentlichung von „Still Life“ statt (Das erschien 1999). Wenig Abwechslung von ihren gewohnten Sets gibt es zu diesem Anlass dennoch nicht („No, we are not playing a ‚Still Life‘ Song“). Das verprellt so manchen Fan. Genauso wie die (mittlerweile bekannten) Monologeinheiten von Åkerfeldt, mit denen er wertvolle Zeit verliert. Laute Rufe werden aus dem Publikum laut („I don’t know what you are talking“). Das lässt manchen im Publikum, der lange auf diesen Moment gewartet hat, sauer aufstoßen. Trotzdem scheint die breite Masse zufrieden damit zu sein, die legendären OPETH einmal live erlebt haben zu können.
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