Mutz und Gäste
live im Schlosstheater Celle
Konzertbericht
Das Celler Schlosstheater: Eigentlich ein Ort für Vernissagen, Theatervergnügen und Weinschwenkerei. Aber gleichzeitig auch ein Stück Homebase für Musiker Moritz „MUTZ“ Hempel. Zuletzt stand er als Schauspieler auf den Brettern dieser Bühne (für das Musical „Celler Loch“).
MUTZ UND GÄSTE laden ein
Heute geht es auch irgendwie ums Brettern. Aber eher ums Brettern im musikalischen Sinne. Der anderen Wohlfühlzone von MUTZ. Der Celler, bekannt als Frontgröhler von DRONE, Klampfenzupfer als Solo-Artist oder auch in freundlicher Begleitung seiner Band BLACKEYED BANDITZ, lädt an drei Abenden in Folge ins Schlosstheater. Lädt zum dritten Mal in Folge zu einer „Family And Friends“- Sause und schafft damit in kürzester Zeit das „Sold Out“-Schild für alle Termine an die Tür zu tackern.
Schnell wird klar: Wenn MUTZ was startet, muss man gucken kommen. Und so tummeln sich in dem barocken Saalraum neben Metalheads, Freunde, Familie und Neugierige, eben auch Theatergänger des mittleren bis hohen Alters, die den Musiker als Schauspieler kennen. Statt Weinschwenken heute aber eher Bierbuddel-Halten.
Bier, Bock und Bambule
Der Abend, der Ablauf, die Gäste; die Planung ist voll und Ganz auf MUTZ‘ Mist gewachsen. Herzensangelegenheit. Ist zu merken als der „Chef“ mit seiner Band am Samstag um kurz nach 20 Uhr auf der Bühne zu erblicken ist. Der Abend riecht bereits nach wenigen Minuten nach Bier, Bock, Bambule und verdammt guter Laune. Daumen hoch.
Die Agenda ordentlich vollgepackt wechselt MUTZ von Track zu Track nicht nur seine Saiteninstrumente, sondern auch seine Duett-Partner, munter durch. Nachdem die Sitzplätze mit den ersten Songs erstmal in solide Wallungen gebracht wurden, erklimmt Schauspielerkollege Dirk Böther zusammen mit den Ladies von ECLIPSE und ihren Streichinstrumenten die Bühne. Das Tempo wird gedrosselt und wir lauschen andächtig. Ein schöner Moment zum Innehalten, und Weinglas..sorry Bierflasche schwenken.
„Papa, ich liebe dich!“
Danach zieht das Tempo auf die Kacke hauend munter und fröhlich wieder etwas an. MUTZ zimmert sich zusammen mit seiner Band durch einige Songs seiner Platte „Get Me Nutz“, gibt zwischendrin immer mal wieder Background-Infos zu den Tracks zum Besten. Durchzechte Nächte, stinkende Wohngemeinschaften. Das Leben schreibt nun mal die besten Lyrics, auch wenn es nicht immer einfach ist oder war. „Coole Eltern sind das Geilste“, gibt MUTZ zu und erntet dafür eine Runde Extra-Applaus. Das „Papa, ich liebe dich!“geht ehrlich und direkt an die vorderen Sitzreihen, von wo aus Papa Hempel begutachtet, was Sohnemann da so auf der Bühne treibt.
Gänsehaut-Momentchen und ordentlich Wumms
Mit Schauspieler und Musiker Felix Lüke geht es im Tandem-Gesang über Rio Reiser („Für Immer und Dich“, in einer amtlichen Cover-Version) bis hin zu Udo Lindenberg („Woddy Woddy Wodka“). Als kleine Erinnerung, dass es sich ja hier um Theater handelt, landet Lüke dazu passend als Astronaut verkleidet auf der Bühne. Japp, hier ist ganz schön was los heute.
Und auch wenn die Show geplante Abläufe hat, ist ungeplant und direkt das, was das Ganze ausmacht und rund macht. MUTZ schiebt nach einer kurzen Pause mal eben einen weiteren Song mit in die Setlist. Einfach, weil ihm gerade danach ist. Die Belohnung dafür ist, dass sich davon alle mitreißen lassen und gemeinsam im Refrain „It´s been 20 years….“ mitsingen. „Schöööön…“, sagt der Chef. Schöööön ….finden auch alle im Saal.
Mit Gänsehaut-Momentchen wird hier heute sowieso nicht gegeizt. Die ROXETTE-Hommage mit „Spending My Time“, „Joyride“ und „The Look“, welche MUTZ in Begleitung von Lela, die sonst als Frontfrau bei VENUES ihre Stimmbänder anspannt, zum Besten gibt, treffen mit ordentlich Wumms ins Schwarze und holen sich zurecht den größten Applaus ab.
Die Kirsche auf der Sahne gibt zum Ende hin das Duett mit Schauspielerkollegin Anne Diemer. DAVID BOWIE’s „The Man Who Sold The World“ und JOE COCKER’s „The Letter“ leicht dreckig dahingerotzt. Feine Sache, das!
„Ihr seht aus wie ein Meer. Das ist verdammt cool.“
Zwischendurch fallen Worte wie „ZDF Fernsehgarten“. Vom Musiker selbst, nicht vom Publikum. In einem Moment, in dem MUTZ die Meute vor der Bühne zum Schunkeln auffordert, weil das aus seinem Blickwinkel wie die Wellen im Meer aussehen würde. ZDF-Fernsehgarten, Fernsehballett, Hitparade, was auch immer. Mit der bunten Tüte, die MUTZ gepackt hat, läuft hier gerade nichts falsch. Schunkeln. Singen. Plopp. Das nächste Bierchen. Vom perfekt abgestimmten Stagelights, der Mischung seiner Gäste und den Wechsel zwischen eigenen Songs und Cover-Versionen ist das hier, anerkennend gesagt, großes Kino zur besten Sendezeit mit absoluten Vollblutmusikern. Macht Laune!
Nach drei Zugabe, die unter anderem mit QUEEN’s „Sombody To Love“ (zusammen mit Sängerin Anja Ohnhold) und einen fetten Background-Chor nochmal alles nach oben kocht, und einer Spielzeit von fast drei Stunden ist dann auch mal Feierabend angesagt. Verdienter Feierabend! Aktuell bastelt MUTZ an neuen Songs. Eine neue Platte ist also schon in Sichtweite.
Gut so. Verdammt gut. Wie dieser Abend. Darauf ein Glas Wein…sorry….Bier.
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