Muse
October Theatre Tour 2022
Konzertbericht
MUSE brauchen sicherlich keine Einleitung mehr. Sie zählen zu einer der größten Rock-Bands der Welt und sind selbst innerhalb des Mainstreams ein geläufiger Name. Neben ihrer Musik sind MUSE zudem für ihre gigantischen Live-Shows bekannt und schaffen es, weltweit die größten Stadien ruckzuck auszuverkaufen. Es war daher eine große Überraschung, als MUSE eine Mini-Tour in Europa ankündigten, bei der nur drei ausgewählte Konzerte in Europa stattfinden sollten.
Ganz explizit haben dafür nicht die größten Hallen Europas ausgesucht, sondern heimelige Theater. Im Zuge dieser „October Theatre Tour 2022“ treten MUSE an diesem Freitagabend zu einem deutschlandweit einzigartigen Konzert im Berliner Admiralspalast auf. Für alle LeserInnen, die den Admiralspalast nicht kennen: Vor Jahren spielten MUSE in der Mercedes-Benz-Arena Berlin vor über 20.000 Fans. In den Admiralspalast hingegen passen gerade einmal 1600 Gäste. Angesichts dieser Größenverhältnisse kann man schon fast von einem Wohnzimmerkonzert reden.
MUSE lassen sich Zeit
Die Anspannung ist daher natürlich bei vielen Fans groß. Einige haben sogar tausende Kilometer auf sich genommen, um heute Abend ihre Idole live erleben zu können. Da im Internet angekündigt worden ist, dass MUSE ihr Konzert um 20 Uhr beginnen, macht sich bei vielen Verwunderung und auch eine gewisse Nervosität breit, als um 20.15 Uhr immer noch die Anheizermusik aus der Anlage schallt.
Erst um 20.20 Uhr gehen im Admiralspalast endlich die Lichter aus und unter donnerndem Applaus erscheinen Matt Bellamy, Dominic Howard und Chris Wolstenholme auf der Bühne. Alle Sorgen, dass die Akustik des Admiralspalastes MUSE gerecht wird, wird von dem Trio im Nu weggefegt. Gitarre, Bass und Schlagzeug kommen angenehm laut und prägnant aus den Boxen. Und auch das Mikrofon wird Matts einzigartiger Stimme mehr als gerecht. Hier merkt man, dass MUSE eben Profis im Team haben.
Strippen mit MUSE
Neben einem phänomenalen Sound sind MUSE vor allem wegen ihrer effektbeladenen Shows bekannt. Dabei binden sie gerne die ganze Arena in ihre Shows ein. Ganz anders hingegen auf ihrer „October Theatre Tour 2022“. Die Bühne fällt ganz schlicht und nahezu spärlich aus. Aber auch nur fast, denn die Bühnenseiten werden von mehreren Stahlträgern gesäumt zwischen denen zahlreiche, individuell steuerbare Strahler hängen. Dadurch werden MUSE Song für Song in eine fantastisch aussehende Lichtershow gehüllt.
Schwungvoll lassen sie das verdammt nach MARILYN MANSONs „Beautiful People“ klingende „Will Of The People“ auf das Publikum los. Und obwohl der Song noch ziemlich neu ist, beginnen alle, selbst auf dem Oberrang, unkontrolliert zu dem Beat zu hüpfen, dass der ganze Saal ins Beben gerät. Ob die Betreiber des Admiralpalastes wussten, auf welche Band sie sich eingelassen haben? Ohne den ZuschauerInnen Luft zum Atmen zu lassen gehen MUSE nahtlos weiter und Bellamy leitet „Assassin“ mit einem furiose Gitarrenintro ein. Nun beginnt der Saal endgültig zu kochen. Mit dem fast schon futuristisch anmutenden „Won’t Stand Down“ drehen MUSE den Härtegrad noch einmal höher. Bellamy nimmt anschließend auf dem in blauem Licht eingerahmten Klavier Platz und als die Melodie ertönt, weiß jeder, dass nun der Klassiker „New Born“ folgt. Gerade die 2000er Generation rastet nun vollkommen aus.
MUSE sind (doch nicht so ganz) fucked
Politisch geht es mit „We Are Fucking Fucked“ weiter, dessen Chorus vom gesamten Saal mitgegrölt wird. MUSE haben sich bis hierhin in einen wahren Rausch gespielt. Ein Rausch, der auf das Publikum übergeht.
Mit „Plug In Baby“ gehen MUSE in ihre Anfangsphase zurück und abermals rasten alle aus und geben den Chorus umso lauter wieder. Wahrscheinlich um seine eigene und auch die Kehlen der Fans eine Pause zu gönnen, spielen MUSE das kleine Instrumental „The Gallery“ aus dem Jahre 2001 (aus dem Soundtrack „Hullabaloo“). Weiter geht es mit dem Ohrwurm verdächtigen „Compliance“ aus ihrem neuen Album „Will Of The People„. Wie auch die anderen Songs des Albums funktioniert „Compliance“ live perfekt und wird hier auch nahezu ohne elektronische Einflüsse wiedergegeben. Mit „Map Of The Problematique“ gehen MUSE abermals auf Zeitreise. Gerade durch die oben erwähnte Lichtshow kommt das Stück fast episch rüber.
Galerie mit 27 Bildern: Muse - October Theatre Tour 2022 in BerlinKlare Ansage von MUSE
Erneut geht Bellamy zu seinem Klavier. Und auch wenn MUSE sich nie mit politischen Botschaften zurückgehalten haben, kommt an diesem Abend doch Gänsehaut auf. Denn Bellamy kündigt an, dass sie das folgende Stück „Liberation“ den Frauen im Iran widmen, die aktuell für ein freies Leben demonstrieren.Obwohl „Liberation“ lange vor den Protesten geschrieben worden ist, passt er wie die Faust aufs Auge. MUSE schaffen es zum ersten Mal an diesem Abend, das sonst so frenetische Publikum zum Schweigen zu bringen. Ganz großes Gefühlskino.
Als Überleitung zu dem großen Finale zücken MUSE mit „Minimum“ einen Song aus dem Repertoire, den selbst die härtesten Fans vielleicht noch nie gehört haben. Das Stück wurde 1999 als B-Seite ihrer Single „Muscle Museum“ (nur Vinyl-Version) veröffentlicht und im Zuge ihrer „October Theatre Tour 2022“ wieder aus der Mottenkiste geholt. Und meine Güte, der Song hat Wumms! Nach dem vielleicht eher unnötigen „You Make Me Feel Like It’s Halloween“ spielen MUSE dann ihren Über-Hit „Supermassive Black Hole“. Und noch einmal gerät der Saal in einen wahren Adrenalinrausch, der nur noch von dem darauffolgenden „Starlight“ übertroffen wird. Denn ohne extra Aufforderung wird der gesamte Song vom gesamten Publikum mit einer Inbrunst mitgesungen, bei der sogar Bellamy die Worte fehlen.
La Grande Finale
Nach einer wirklich kurzen Pause und unter einem ohrenbetäubenden Jubel kommen MUSE dann noch einmal auf die Bühne und läuten den Abschluss mit dem metal-lastigen „Kill Or Be Killed“ ein. Das gerät aber bald in Vergessenheit, denn natürlich haben MUSE noch ihr letztes Ass im Ärmel: „Knights Of Cydonia“. Das ist der Moment, auf den alle gewartet haben. Und MUSE wissen eben, was das Publikum will.
Als sie das Intro einläuten wird der Saal hell erleuchtet und alle im Publikum summen die Melodie mit, während sich im Infield zu dem Rhythmus ein Circlepit bildet. Was folgt, sind sechs letzte Minuten der puren Ekstase. Nach leider nur 80 Minuten geht ein Konzertabend zu Ende, der wahrscheinlich jedem der Anwesenden noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird.
Obwohl MUSE zu Gunsten ihrer neuen Platte einige Klassiker auslassen, beweisen sie, dass sie auch ohne Effekte und Schnickschnack zu einer der besten Live-Bands gehören. Einen ganz besonderen Moment hat sich Matt Bellamy dann noch für einen Glücklichen in der ersten Reihe aufgehoben. Denn bevor er die Bühne verlässt, geht er noch einmal zurück, greift sich den Bass von Chris Wolstenholme, spielt ein paar Saiten und überreicht ihn einem jungen Mann. So nah kommen MUSE wohl selten ihren Fans und andersherum natürlich genauso.
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