MTV Headbangers Ball Tour
Konzertbericht
In der Hansestadt an der Elbe hat sich jüngst die Oldschool Thrash Szene versammelt, um ihren größten Wegbereitern zu huldigen: EXODUS, SODOM, DEATH ANGEL und SUICIDAL ANGELS. Eine explosive Mischung, die mit strapazierten Gehörgängen, Stimmbändern und Nacken ein positives Wundenlecken nach sich zieht.
SUICIDAL ANGELS kommen direkt zur Sache
Eine halbe Stunde nach offiziellem Einlass wird es ernst in der Hamburger Markthalle: Die Meute versammelter Thrasher blickt zum Themesong von “Der weiße Hai“ auf ein kleines Labyrinth aus Bannern und Instrumenten auf der Bühne. Auf dem Hauptbanner prangen ein Panzer und ein Geschöpf, das an Iron Maidens “Eddie“ erinnert, auf den zu beiden Seiten des Schlagzeugs aufgestellten das Bandlogo der SUICIDAL ANGELS.
Es ist stockdunkel. Als das Intro seinen Höhepunkt erreicht, rücken die Griechen vor und entlocken dem Publikum das erste Streitgebrüll des Abends. Es geht ruppig zur Sache – und das nicht nur musikalisch. Der griechische Akzent wirkt sowohl im Englischen als auch im Deutschen ziemlich unsanft, sorgt aber trotz allem für Sympathiepunkte. Innerhalb von vierzig Minuten heizen SUICIDAL ANGELS den Saal souverän auf. Ihre Markenzeichen dabei ganz klar: Super schnelle Shreds, hoch qualitative Gitarrensoli und simple Zeilen zum Mitgrölen.
DEATH ANGEL springen ohne Zeitmaschine zurück in die 80er
Die Stimmung ist dem Siedepunkt zum Greifen nah und explodiert schließlich, als fünf Cousins aus dem Kalifornischen Valley die Bretter stürmen und der blanke Wahnsinn um sich greift. DEATH ANGEL geben alles, während sie mit ihrem Thrash den Grundstein für eine kleine Zeitreise in die 80er legen. Ihr schwerer Sound landet einen Volltreffer in Herz und Bauch. Sänger Mark Osegueda wirbelt hin und wieder seinen Mikro-Ständer durch die Luft und liefert der Zuhörerschaft ein ebenso buntes Animationsprogramm wie sein Vorgänger. Bei “Kill As One“ ist der Mob fast lauter als die Band selbst und fleht regelrecht um weitere Songs. DEATH ANGEL kündigen schweren Herzens den letzten Song ihrer Show an und lassen ihre fordernden Fans mit lauten “Death Angel“-Rufen zurück.
Angezogene Bremsen und nackte Haut bei SODOM
Auf dem instrumental zertrümmerten Podest herrscht gähnende Leere. Zwei rot leuchtende Augenpaare funkeln aus den bläulich schimmernden Gasmasken von Soldaten. Hinter ihnen die Kreuze der Gefallenen und ein großer Schriftzug: SODOM. Die Band macht ihrem Bühnenbild alle Ehre und eröffnet ihre Darbietung mit einem sehr dominanten Bass und bedrohlich aggressivem Gesang. Neben deutlich angezogenem Tempo nimmt auch die für ältere Bands typische Vorstellungsrunde ein wenig Fahrt aus dem Abend.
Das Publikum nimmt dies zum Anlass, einmal durchzuatmen und nutzt die Gelegenheit, den neuen Drummer Stefan “Husky“ Hüskens einmal genauer in Augenschein zu nehmen. SODOM lassen die Menge mit ihrem waschechten Oldschool Thrash ordentlich toben – Dazu reichen Lederwesten als Oberbekleidung offensichtlich aus und nach knapp vierzig Jahren im Musikgeschäft kann man sich das auch durchaus leisten.
EXODUS glänzen bei Besuch im „Vaterland des Metal“
Trotz ihres jüngsten Albums “Blood In, Blood Out” aus 2014, knüpfen die sympathischen Amerikaner EXODUS an diesem Abend nahtlos an den 80er Jahre Spirit der Support Bands an. Um das zu untermauern, starten sie direkt mit “Bonded By Blood“ aus ihrem Debüt und bringen damit nicht nur ein Quäntchen Heavy Metal, sondern auch eine Prise Groove in die Markthalle. Die Crowd liefert sich einen gesanglichen Schlagabtausch mit der Band und wütet lauter als zuvor.
Zu alten Gassenhauern wie “The Toxic Waltz“ und “Blacklist“ werden auch in den letzten Reihen die Matten geschüttelt. EXODUS bedanken sich mehrfach ergreifend bei ihrer wild gestikulierenden und jubelnden Gefolgschaft und Frontmann Steve Souza hält fest: In ganz Europa gibt es kein Land, in dem sie während dieser Tour so viele Termine haben wie in Deutschland. Er nennt es das “Vaterland des Metal“ und fordert im selben Atemzug noch einen Applaus für alle beteiligten Bands, bevor er nach “Strike of the Beast“ zufriedene und verschwitzte Gesichter vor der Bühne zurücklässt.
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