Moonspell
Kurzweiliger Auftritt vor heimischem Publikum
Konzertbericht
Üblicherweise sind MOONSPELL auf der Bühne ja eine Bank und auch diesmal enttäuschen die Portugiesen nicht, auch wenn knapp 2.500 km zwischen Bühne und dem deutschen Publikum liegen. Dem portugisieschen Publikum jedenfalls wird für diesen Auftritt sogar Zutritt zur Konzert-Location gewährt – so können ein paar hundert glückliche Fans im Zuschauerraum dabei sein und für ein wenig Club-Atmosphäre sorgen. Dass es jedoch zunehmend Phantomschmerz verursacht Konzerte über einen Stream zu schauen, da können ja die sympathischen Dark-Rocker nix dafür…
Angekündigt ist dieser Auftritt zwar ursprünglich als „Halloween-Show“ – also für den 31. Oktober – aber letztlich über die sprichwörtliche Bühne geht er dann erst am 06. November 2020. Dass der Gig mit sechs Tagen Verspätung läuft, hat hoffentlich nicht allzu viele Zuschauer abgeschreckt – denn MOONSPELL fahren für diesen Auftritt richtig auf. Schade, wenn man dies nur wegen Terminproblemen verpasst haben sollte.
Insbesondere hinsichtlich der Technik ist der Auftritt ein knalliges Vergnügen, und das zweierlei: Erstens scheinen MOONSPELL sich ein wenig die gute ULVER-Laser-Technik angeeignet zu haben. Eine aufwändige Laser-Show gibt es zu bestaunen, ständig leuchtet es Grün-Rot (neben Nebelschwaden und Bühnenfeuerwerk) aus dem Hintergrund ins Publikum. Zweitens ist der Sound an diesem Abend astrein. Auch wenn man mittlerweile das eine oder andere Streaming-Event gewohnt sein sollte, so ist der Klang an diesem Abend doch erste Klasse. Kleines Zwischenfazit daher: So machen auch Konzerte am heimischen TV ordentlich Spaß – denn auch die Kameraführung bietet viele Einstellungen, wird aber zu keiner Zeit übertrieben hektisch.
Und was ist mit dem eigentlichen Konzert, also der Songdarbietung? Die erste Hälfte des regulären Sets bietet die bekannten und beliebten MOONSPELL-Hits: „Vampiria“ als Opener, gefolgt von „Wolfshade“. Da fühlt man sich als Fan der 1990er-Phase der Band zwischen „Irreligious“ und „Wolfheart“ gleich mal gut aufgehoben – das läuft. Die zweite Hälfte des Sets bildet dann im Schwerpunkt die Schaffensphase rund um „The Butterfly Effect“ ab. Das mag mit dem unlängst als Neuauflage veröffentlichen Werk aus 1999 zusammenhängen – ist aber auch nicht die allerschlechteste Wahl für eine gute Bühnenperformance. Dass man dann mit „Alma Mater“ die erste Song-Runde beendet wird, ist wenig überraschend, aber umso schöner für alle Fans der Band und wird von Frontmann Fernando Ribeiro sogar als „Nationalhymne der MOONSPELL-Nation“ angekündigt.
Die erste Zugabe eröffnet dann “ Todos Os Santos“, das mit portugiesischer Flagge untermalt wird. Eine Darbietung in der Muttersprache der Band ist da selbstredend, bevor es mit „Full Moon Madness“ und „Mephisto“ weiter geht zu weiteren Klassikern der Band. Festzuhalten bleibt: Freundinnen und Freunde der Gothic-Industrial-Phase der Band bis zum Jahr 2000 kommen heute voll auf ihre Kosten. Wer sich hingegen eher für das neuere Material von MOONSPELL begeistert, wird ein wenig abgehängt – allerdings mit der zweiten Zugabe „The Future Is Dark“ vom vorletzten Album „Extinct“ hoffentlich ein wenig versöhnt.
Damit bleibt auch in diesen schwierigen Zeiten die Erkenntnis: MOONSPELL sind eine so routinerte, wie beeindruckende Live-Band und damit immer wieder einen Besuch wert, egal, ob in wahrhaftig vor der Bühne oder virtuell. Auch diesmal haben die fünf Herren nicht enttäuscht, vielmehr scheint der „Heimvorteil“ sich ausgezahlt zu haben: So entspannt und doch intensiv hat man MOONSPELL jedenfalls selten gesehen. Für einen schlanken Online-Preis von knapp 7 € jedenfalls ist letztlich eine Konzertdauer von 100 Minuten, eine große Show und eine Band in bester Spiellaune mehr als stimmig.
Setlist MOONSPELL:
Vampiria
Wolfshade (A Werewolf Masquerade)
Em Nome Do Medo
In Tremor Die
Opium
Awake
Night Eternal
Breathe (Until We Are No More)
Soulsick
Butterfly FX
Can’t Bee
Everything Invaded
Alma Mater
Zugabe 1:
Todos Os Santos
Mephisto
Full Moon Madness
Zugabe 2:
The Future Is Dark
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