Mogwai
live in Köln 2014
Konzertbericht
Mogwai
Zwischenstand 20:45 Uhr – Wo kommen die ganzen Leute her? Tatsächlich muss der Blick ins Publikum dann doch ganz ansehnlich sein, als Stuart Braithwaite, Dominic Aitchison, John Cummings, Barry Burns & Jonny Scott um 21:00 die Bühne betreten. Letzterer (u.a. Drummer bei THE KILLS) vertritt heute den wadenverletzten Martin Bulloch. Im Fotograben lasse ich mich zunächst erfolgreich davon überzeugen, dass MOGWAI ihr Ziel, MANOWAR den Rang als lauteste Band der Welt abzulaufen, weiterhin konsequent verfolgen. Dabei beginnt das Set der Schotten mit dem Albumopener „Heard About You Last Night“ ja noch recht gemächlich.
Die Bühne mutiert dabei zum großen Spielplatz für die fünf Multi-Instrumentalisten, mit viel Platz zum Herumtoben zwischen Vocodern, Sechssaitern (wozu eigentlich eine Gitarre für mehr als einen Song benutzen?) und dem „legendären Roland Juno-60“, wie mich mein Kollege aufklärt. Im Laufe des Abends stößt außerdem immer wieder Live-Musiker Luke Sutherland hinzu, wahlweise an der Geige oder im Falle der „Rave Tapes“ an zusätzlichen Trommeln, die Stücken wie dem düster-wabernden „Deesh“ in ganz neue Tiefen verhelfen. Generell überzeugen mich die Songs der neuen Scheibe live wesentlich mehr, insbesondere „Remurdered“ erlebt eine akustische Reinkarnation, wie ich sie nicht für möglich gehalten hätte. Die Percussion drückt hier richtig stark und Braithwaite und Cummings kommen mit ihren Gitarren-Phasor-Flächen Barry Burns entgegen, der mit den großartigen Synth-Arpeggios am Juno alle Hände voll zu tun hat. Ein unglaublicher Groove. Was MOGWAI hier anders als auf Platte machen? Vermutlich gar nichts. Aber diese Musik muss einfach live gehört werden.
Galerie mit 33 Bildern: Mogwai - live in Köln 2014Über all dem schwebt so etwas wie eine 3D-Umsetzung des „Rave Tapes“-Logos. Hauptelemente sind drei Hexagon-Leuchten, welche die Bühne wahlweise in raviges Pink oder in andere lustige Farben tauchen. Damit hat sich der Zuschauer dann auch schon zu begnügen, denn dass von MOGWAI wenig bis keinerlei Bühnenperformance zu erwarten ist, sollte dem geneigten Fan bekannt sein. Braucht man ja eigentlich auch nicht. Nichtsdestotrotz mache ich mir bei Dominic Aitchison, der nicht mal beim Instrumentenwechsel mit der Wimper zuckt, gelegentlich ein wenig Sorgen. Der aktivste Zeitgenosse ist heute Abend wohl noch Sutherland.
Dieser übernimmt bei „Mexican Grand Prix“ den auf der „Hardcore“-Scheibe recht leise abgemischten Gesangspart, was die repetitive Elektronik in den Hintergrund drängt und den Song wesentlich poppiger erscheinen lässt. Steht euch, Jungs! Was MOGWAI allerdings gar nicht steht, ist das reguläre Konzertende nach 70 Minuten. Ja gut, im Zugabenblock machen sie mit der Vocoder/Geigen-Party namens „Hunted By A Freak“ einiges wieder wett, aber finale 85 Minuten sind einfach zu wenig.
Was lernen wir daraus? 32 Euro Eintritt. Netto keine zwei Stunden Musik. Minimalistische Publikumsinteraktion. Würde ich wieder hingehen? Ja! Denn von anderthalb Stunden mit MOGWAI hat man einfach mehr als von 3 Stunden mit BON JOVI. Und an dieser Stelle zitiere ich gerne nochmal von oben: Diese Musik muss einfach live gehört werden. Diese Musik gehört auf die Bühne. Und in jedes verdammte Ohr.
Setlist Mogwai:
- Heard About You Last Night
- Travel Is Dangerous
- I’m Jim Morrison, I’m Dead
- Master Card
- White Noise
- Ithica 27 Phi 9
- How To Be A Werewolf
- Deesh
- Rano Pano
- Remurdered
- Mexican Grand Prix
- We’re No Here
- Hunted By A Freak
- Auto Rock
- Batcat
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Sehr schöner, gut geschriebener Bericht. Das Frankfurter Konzert war ebenso voll, großartig und kurz. Und ja, muss ich wieder haben.