Midnight
Inferno in Essen
Konzertbericht
In Sachen rüpelhaftem Speed Metal sind MIDNIGHT zweifellos die Band der Stunde. Ihre angeschwärzten Hochgeschwindigkeitsattacken sind ebenso brachial wie eingängig. Kein Wunder also, dass es im Essener Turock am Tag vor Karfreitag brechend voll ist. Der Schweiß tropft von der Decke, während die Fans ihre Haare fleißig kreisen lassen.
MIDNIGHT fackeln alles ab
Songs wie das rasende „Evil Like A Knife“ oder die jetzt schon unsterbliche Bandhymne „You Can’t Stop Steel“ sorgen zudem für eine ordentliche Belastung der Stimmbänder. Textsicher ist im Saal nämlich jeder. Dementsprechend muss Frontmann Athenar im Laufe des Gigs gar nicht viele Worte an die Fans richten, um die Crowd zum Kochen zu bringen.
Ein Frage liegt ihm aber trotzdem am Herzen: „How far is Oberhausen from here?“ Das zieht ein paar verdutzte Blicke nach sich. Doch die Aufklärung kommt sogleich: „I think we played there in 2012.“ Das ist schon verdammt lange her: „Today we’re trying to redeem ourselves and what better place is there to do that than Essen?“ Angesichts des heutigen Infernos gibt es wohldefinitiv keinen besseren Ort.
Absolute Fannähe
Passend zur Mittelfinger-Attitüde von MIDNIGHT gibt es trotz lauter Rufe keine Zugabe. Stattdessen verschwindet die Band unter dem lauten Dröhnen ihrer Instrumente von der Bühne – und taucht kurz darauf im Publikum auf. Das Trio nimmt sich Zeit für einen kurzen Plausch mit allen Fans. Die nehmen das dankend an.
Im Vorprogramm habe MIDNIGHT die Niederländer HERETIC dabei. Das Trio erinnert optisch an THE MISFITS. Die Mucke wiederum ist ein rotziger Mix aus Punkrock und Black-Metal-Vibes. Musikalisch könnte die Band also nicht besser zum Headliner passen. Einige Die-Hard-Fans haben sich heute auch im Turock eingefunden.
HERETIC haben das Publikum auf ihrer Seite
Die feiern HERETIC von der ersten Sekunde an ab, obwohl die Performance der Band heute nicht ganz so energiegeladen ist, wie es ihr Black-Metal-Punk erfordert. Bemüht wirken HERETIC zu jeder Sekunde. Doch fehlt der letzte Kick, um wirklich mitzureißen. Den Anhänger ist das sichtlich egal. Insbesondere der Überhit „Berserker“ sorgt für einen gigantischen Moshpit. Zudem schaut hier noch MIDNIGHT-Gitarrist Commandor Vanik überraschend als Gastsänger vorbei.
Die Exoten im Line-up sind anschließend IDLE HANDS. Ihr epischer Heavy Metal mit Gothic-Schlagseite steht im krassen Kontrast zum rotzigen Sound der beiden anderen Bands. Statt VENOM-Huldigung regiert eine an THE SISTERS OF MERCY erinnernde Atmosphäre das Klangbild. An Durschlagskraft fehlt es IDLE HANDS aber trotzdem nicht.
Auch wenn es auf der Bühne vergleichsweise wenig rabiat zur Sache geht, entfalten die Gitarrenriffs sowie der kraftvolle Gesang von Gabriel Franco eine hypnotische Wirkung. Der Strahlkraft der IDLE HANDS kann sich heute kaum jemand entziehen. Vor allem dank der mysteriösen Ausstrahlung ihres Frontmannes, wie eine Besucherin in den Raum wirft: „Der könnte alles zwischen 17 und 50 sein – altersmäßig fluide.“ Und genauso virtuos ist auch sein Gesang.
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