Metallica
Metallica
Konzertbericht
METALLICA sind irrelevant. VOLBEAT rocken zwingender und State of the Art in Sachen Thrash-Metal ist wohl eher eine Truppe wie MACHINE HEAD. Für die Weiterentwicklung von Metal haben METALLICA seit vielen Jahren nicht mehr Bedeutung als eine Kellerband aus Hintertupfingen. Millionen mögen sie trösten. Und ein Blick zurück auf die eingespielten Klassiker.
Warum also nicht auflösen, wie es vorlaute Zungen gerne fordern?
Nun, wie wollte man dieses Anliegen ernsthaft begründen gegenüber einer Band, die locker über zehntausend Zuschauer zu ihren Gigs zieht, an den Spitzenpositionen größter Rock-Festivals steht und deren aktuellste Veröffentlichung, mag sie auch noch so durchschnittlich sein, jeweils die Schlagzeilen dominiert?
METALLICA sind ein Ereignis. Zur Einweihung der O2 World spielten sie im September vor mehr als 15000 Zuschauern. Die O2 World, das ist ein Unterhaltungstempel für Eishockey, Basketball und Musik, gestaltet nach nordamerikanischem Vorbild, der in der Hauptstadt zwischen Warschauer Straße und Ostbahnhof hochgezogen wurde und dort in den Farben eines Mobilfunkbetreibers erstrahlt. Pünktlich um 20 Uhr sollte eine hitlose Stunde lang die Veröffentlichung von “Death Magnetic“ gefeiert werden, mit neuen Songs und Raritäten. Dass am Ende alles ein bisschen anders laufen würde, war eigentlich absehbar.
Schon der Einlass begann verspätet und bei der Fotoregelung gab es kurzfristig Unstimmigkeiten. So hieß es am Veranstaltungstag zur Mittagszeit plötzlich, Fotografen dürften nur während der ersten drei Songs knipsen und müssten anschließend die Halle verlassen. Diese völlig unübliche Anordnung wurde zwar bis zum Abend wieder zurückgenommen, führte aber dazu, dass in diesem Bericht keine Fotos zu sehen sind. Auch erstaunlich, dass einige Glückliche wohl noch Tickets an der Abendkasse erhalten konnten. Ursprünglich sollten Karten nur über die Fanclub-Seiten sowie für Käufer der Sarg-Ausgabe von „Death Magnetic“ verfügbar sein. Die zehn Euro Eintritt pro Besucher gingen übrigens ans Deutsche Herzzentrum Berlin. Vom Kind bis zum Grauhaarigen waren alle gekommen. Der Altersdurchschnitt lag vielleicht bei Ende 30. METALLICA sind ein Familienereignis.
„It’s a long way to the top if you wanna rock’n’roll…“ Gänsehaut zu AC/DC aus der Konserve. Ein Platz auf dem Unterring – bequemer und näher zugleich ist nur Heimkino. Die letzten virtuellen METALLICA-Kontakte hatten hohe Erwartungen geweckt, schließlich lebten die im TV übertragenen Rock-Am-Ring-Auftritte auch von der gigantischen Kulisse. Dagegen wirkte die O2-Arena schon fast kuschelig. Klatschen, Nebel, lila Licht und gegen 21:15 Uhr ertönte dann endlich das bekannte Intro. Rob, James und Co. bezogen Stellung auf der mittig postierten Bühne, die Fans auf den Stehplätzen reckten unzählige Fotohandys – und ab dafür. Wofür? Für ein Schlagzeug, das auf einem Podest nach und nach in sämtliche Himmelsrichtungen gedreht wurde, für neue Stücke und Klassiker, für über zwei (!) Stunden. Alles wunderbar?
Ganz so einfach war es dann doch nicht. Über den Sound konnte man – besonders während der ersten verhallten Minuten – geteilter Meinung sein. Eine klassische, druckvolle akustische Wand war das jedenfalls nicht, was höchstwahrscheinlich auch an der Architektur einer Multifunktionshalle liegt, in der die Boxen von der Decke hängen und Hörer nicht frontal beschallt werden. An die durchgehend grandiose Stimmung, von der anschließend fast überall berichtet wurde, muss man auch nicht glauben. Es gab genug Leute, die das Konzert überwiegend sitzend verbrachten. Es sieht anders aus, wenn ein Publikum kollektiv Kopf steht. Und es hört sich auch anders an. Besonders die erste Konzerthälfte schleppte sich – selbst bei ’One’ – eher dahin. Massiv Stimmung kam im Pit erst ausgerechnet bei ’Frantic’, dem einzigen “St. Anger“-Song im Programm, auf. Das sagt vermutlich alles über den durchwachsenen Eindruck, den man bis dahin gewinnen konnte. Dabei bemühten sich die Protagonisten zumindest in Bewegung zu bleiben und jede Ecke der Bühne zu besetzen. Aber gelegentlich ging halt doch der Kontakt zu einer Seite verloren und prompt passierte an der Stelle im Publikum auch erst mal nichts mehr. Zudem blitzte hier und da deutlich durch, dass Lars und Co. nicht zu den technisch versiertesten Bands des Planeten zählen, was natürlich nichts daran änderte, dass man sich ausgiebig feiern ließ und kommunizierte. James: „Licht an… Uh, ihr seid hässlich… Nur Spaß…“ Kurz vor Schluss regnete es schwarze Ballons mit METALLICA-Schriftzug.
Mit Abstand betrachtet, frei von aller METALLICA-für-zehn-Euro-Euphorie und natürlich streng subjektiv, war es ein eher ernüchternder Auftritt der Marke: Nett, man hat sie mal gesehen, aber beim nächste Mal wird wieder eine Fernsehaufzeichnung reichen. Höchstwahrscheinlich hätte ’Nothing Else Matters’ noch einiges reißen können, doch Hits vom Schwarzen wurden nicht gespielt. METALLICA sind sterblich. Aber – Pathos- und Phrasenmodus an – zumindest ein Teil ihrer Musik wird ewig weiterleben. Den Meister der Puppen und ’Blackened’ im Doppelpack serviert zu bekommen und während der letzten Minuten fast die komplette Halle in den Refrain von ’Seek And Destroy’ einfallen zu erleben, dafür hat man dann doch gerne zehn Euro gespendet. Man ist ja kein Unmensch.
01. That Was Just Your Life
02. End Of The Line
03. The Thing That Should Not Be
04. Of Wolf And Man
05. One
06. Broken, Beat And Scared
07. Cyanide
08. Frantic
09. Until It Sleeps
10. Wherever I May Roam
11. For Whom The Bells Tolls
12. The Day That Never Comes
13. Master Of Puppets
14. Blackened
15. Blitzkrieg
16. Jump In The Fire
17. Seek And Destroy
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