Metallic Noise Festival 2006
Konzertbericht
Undertow
Am frühen Abend war es Zeit für UNDERTOW, die auch auf dem Metallic Noise von ihrem Heimvorteil profitieren konnten, den sie im Ländle genießen. Nicht nur die ganz langsam moderater werdenden Temperaturen lockten ein paar mehr Leute vor die Bühne, auch das Material ihrer hervorragenden letzten Scheibe „Milgram“ dürfte seinen Teil geleistet haben. Es gibt aber auch wirklich keinen besseren Aufhänger als das Intro der aktuellen Platte, das dem folgenden „Stomping Out Ignorance“ den Weg bereitet. Auch wenn die mächtigen Doomcore-Monster der Band über die Anlage des Metallic Noise etwas schwachbrüstig rüberkamen, versprühten die Songs dennoch die ihnen eigene Mischung aus Melancholie und Aggression und zauberten nicht nur mir ein ums andere mal ein verzücktes Grinsen aufs Antlitz. Um sich großartig zu bewegen, war es zwar immer noch zu heiß, für die Band war das aber kein Hindernis. Dass die drei Jungs all ihre Säfte in die Mucke einfließen ließen, konnte man demnach auch mehr als deutlich sehen. Vollkommen in Ordnung gehender Gig einer ziemlich geilen Band! (Thomas)
Desaster
19.40 Uhr… und es wird düster, verdammt düster. Nicht, dass sich der strahlende Himmel merklich verdunkelte, nein, die kultigen Black Thrasher DESASTER enterten, mit vielen Nieten ausgestattet, die mit zwei umgedrehten Kreuzen verzierte Bühne. Vorab hatten sie im Soundcheck mehrere SLAYER Klassiker angespielt. Nachdem vorher UNTERTOW vor relativ wenigen Leuten rocken mussten [na ja, so wenige waren’s nun auch nicht! – Thomas], war nun richtig viel los und die Leute drückten mächtig von hinten in die vorderen Reihen. Nicht zuletzt durch den engagierten Einsatz des posenden Frontmanns Sataniac wurden die Fans im Moshpit regelrecht angestachelt und ließen unaufhörlich ihre Haare kreisen. Die großen Livequalitäten dieser Formation dürften ja mittlerweile hinlänglich bekannt sein, und mit solch mitreißenden und energischen Nummern wie „Ghouls To Strike“ sowie der powervollen Performance von DESASTER ist dies auch kein Wunder. (Endres)
Nocte Obducta
Einen irgendwie faden Beigeschmack hinterließ der letzte Festivalgig in der Geschichte NOCTE OBDUCTAs. Auf Platte kann mich der avantgardistische Black Metal der Mainzer mit seiner teilweise beklemmenden Atmosphäre begeistern, doch dieses auch live umzusetzen ist schwierig. Auf dem letztjährigen Summer Breeze kam trotz sengender Hitze Stimmung auf. Aber nicht die, die mich beim intensiven Hören der Musik beschleicht. Wer die Statements zum Split gelesen hatte, dem war klar, dass hier keine gute Laune Abschiedstour zu erwarten war. Zuviel Scherben gibt es mittlerweile, die Aufnahmen zum Abschiedsalbum wurden wegen Differenzen mit dem Label auf Eis gelegt. Und dann auf einem Festival spielen, bei dem Veranstalter gleich Labelboss ist… Lag es daran, dass die Stimmung auf und vor der Bühne etwas verhalten wirkte? Es lag ein Hauch von Abschiedsstimmung in der Luft, aber keinesfalls ein positiver und befreiender Abschiedskuss wie bei SENTENCED, sondern irgendwie kühl und emotionslos. Dennoch: die Band spielte das Set routiniert runter, auch Songs vom niemals erscheinenden(?) Abschiedsalbum „Sequenzen einer Wanderung“ wurden gespielt. Irgendwie kann ich mich zu keinem abschließenden Urteil des Gigs durchringen und entscheide mich lieber für eine Nachbetrachtung der anderen Art – nämlich der im CD-Player. (Raphi)
Holy Moses
Weiter ging es mit der Thrash Metal Legende HOLY MOSES um Frontröhre Sabina Classen. Es ist schon erstaunlich, dass die bereits seit über 25 Jahren rockende Band (abgesehen von der Auszeit zwischen 1992 und 2000) junge als auch junggebliebene Fans gleichermaßen begeistern kann. So versammelten sich wirklich erstaunlich viele Leute vor der Bühne, um sich von der Frontgrunzerin und ihren Mannen ordentlich die Ohren wegblasen zu lassen. Die Band ließ sich wohl von den euphorisch bangenden und feiernden Zuschauern anspornen und lieferte einen wirklich tollen, mitreißenden Auftritt ab. Zahllose Klassiker schüttelte sich die Gruppe locker aus dem Ärmel, unter anderem wurden „Master Of Disaster“, „In The Slaughterhouse“, „Lost In The Maze“, „I Feel Sick“ sowie vom aktuellen Album „Strength Power Will Passion“ das Stück „End Of Time“ hart, tight und aggressiv gespielt. Für eine Überraschung waren sich HOLY MOSES auch nicht zu schade: nach 17 Jahren wurde auf dem Metallic Noise Festival der Song „Def Con II“ gespielt, einen Tag zuvor wurde er in Hamburg zum ersten Mal wieder dargeboten. Bei „Symbol Of Spirit“ zündeten viele Fans passend Feuerzeuge an und hoben diese in die Luft. Wirklich toller Auftritt! (Endres)
Excrementory Grindfuckers
Als Rausschmeißer zu einem mehr als entspannten und durchweg gelungenen Festival stand der Auftritt der EXCREMENTORY GRINDFUCKERS auf dem Plan, die mit ihrem Schlager-Grind den Spaß noch einmal mit vollen Händen unter die Leute werfen sollten. Leider verstand die Polizei eben diesen nicht und zwang die Veranstalter bereits nach zehn Minuten Spielzeit, den GRINDFUCKERS den Saft abzudrehen. Und dabei war es noch nicht einmal 0 Uhr! Verdammt ärgerlich, da sich die Band nach gerade mal einer handvoll Songs bester Publikumsreaktionen erfreute und gerade dabei war, richtig loszulegen. Da kann man nichts machen. Der Willkür der Staatsmacht ist leider nicht beizukommen und so blieb nichts anderes übrig, als den Anweisungen der Spielverderber Folge zu leisten und sich zur Frustbewältigung halt noch ein paar Drinks reinzustellen. Den Spaß lassen wir uns aber trotzdem nicht vermiesen, und schauen die GRINDFUCKERS einfach auf dem Summer Breeze an. So! (Thomas)
Da freut man sich auf einen der lustigsten und unterhaltsamsten Grindcore Acts dieser Nation, und die Staatsmacht bzw. einige humorfreie Anwohner machen einem einen Strich durch die Rechnung. Sicherlich hatten HOLY MOSES etwas überzogen, aber dass man gleich so reagieren muss, ist echt arm. Die Enttäuschung war nicht nur den Bandmitgliedern ins Gesicht geschrieben, vielleicht halfen die vielen „Grindfuckers“-Rufe ein wenig. Ich freue mich jedenfalls auch auf den Summer Breeze-Auftritt, und dieses Mal hoffentlich mit voller Spielzeit! Schade, schade. (Endres)
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