Metallic Noise Festival 2006

Konzertbericht

Konzert vom 2006-07-14 | Festplatz, Burgstetten-Erbstetten

Samstag


Breschdleng
BRESCHDLENG, der; schwäbisch für: Erdbeere, die. Nicht zu verwechseln mit der dem Hochdeutschen ähnlichen Äbbiera, die; schwäbisch für: Kartoffel, die. Die Vielfalt der deutschen Sprache und ihrer Dialekte birgt so manche Unwägbarkeit und Stolperfalle. Für das ungeübte Ohr von „Neigschmeggde“ [schwäb. f. Zugezogene, Auswärtige] mag in den häufig nur um Nuancen unterschiedlichen Betonungen der Vokabeln einige Irritation begründet liegen. Die anmutige Schönheit und das filigrane Spiel der schwäbischen Zunge einem größeren Publikum nahe zu bringen, dazu fühlt sich ein junges Quartett aus dem baden-württembergischen Backnang berufen, das sich nach eben dieser roten Saisonfrucht benannt und die Verständigung der Völker untereinander zu seinem Ziel erklärt hat. „Schdeffala nuff, Schdeffala nah“ („Stäffelchen hinauf, Stäffelchen hinunter“ [wobei „Schdeffala“ den Plural meint, im Gegensatz zum Singular „Schdeffele“]), so einer der dargebotenen Titel, erwärmt die Herzen der Anwesenden. Sprachliche Barrieren bröckeln, Grenzen verschwimmen zur Unkenntlichkeit, Menschen gehen aufeinander zu und feiern unbekümmert zu den leichtfüßigen Weisen der jungen Kapelle. Auch wenn eindeutig die gemeinsame Ausgelassenheit das bewegende Motiv BRESCHDLENGs ist, so finden auch ernste Themen Erwähnung in den Texten der Schwaben. Das Lied „Lombamensch“ behandelt so etwa die ewig tragische Beziehung zwischen Mann und Frau. Das unausweichliche Scheitern der Verschmelzung zweier Herzen, ja von Fleisch und Fleisch, kulminiert in den trotzigen Zeilen der Kehrreims: „I ben des Beschde, was Du jemols fendsch! Du bisch a Lombamensch!“ („Ich bin das Beste, was Dir jemals widerfahren wird, Du Luder“). Ihre Heimatverbundenheit bringt die Gruppe mit einer Ode an ihre Heimatstadt Backnang zum Ausdruck: „Baggana“. Auch hier tut sich – auch für den Schwaben – eine vielleicht sogar gewollte Doppeldeutigkeit auf. Die immanente Zweideutigkeit der Betonung von „Baggana“ lässt neben der schwäbischen Aussprache des Stadtnamens auch eine weitere Bedeutung zu. Besonders durch die wiederkehrende, schnelle Artikulation des Wortes im Refrain entsteht eine frappierende Ähnlichkeit zu „(Brauchsch a baar and’) Bagga no?“ („Möchtest Du, dass ich Dir eine Tracht Prügel zuteil werden lasse?“). Die insgesamt recht aggressive Stimmung der Lieder, die des Öfteren recht CLAWFINGEResk anmuten, rückt diese Interpretation in nicht allzu weite Ferne. Auch wenn die erste Hälfte des Auftritts ohne Bassist stattfinden musste („der kommt no“), konnte die Gruppe genau durch diese ungestüme Energie die Herzen ihrer Zuschauer gewinnen. Nach diesem ebenso anrührenden wie begeisternden Konzert bleibt nur ein Gedanke: Esperanto wäre besser, wenn es Schwäbisch wäre. (Thomas)

Doomshine
Um 14.30 Uhr betraten DOOMSHINE bei sengender Sonne die Bühne. Obwohl es an Schatten mangelte, ließen sich einige hartgesottene Doomfans von der Affenhitze nicht abschrecken und konnten vor der Bühne den genialen Gesang genießen, welchen Sänger Timmy bereits als Aushilfe für SOLITUDE AETURNUS auf dem Doom Shall Rise Festival zum Besten gegeben hatte. Passend hierzu trug er auch ein Shirt dieser Götterband, die Fans wurden durch die wahrhaft schwermütigen und melodischen Epen belohnt. Gerade die schleppende Ausnahmehymne „Shine On Sad Angel“ konnte restlos begeistern und untermauerte, dass DOOMSHINE eigentlich zum Besten gehören, was der deutsche Doom Metal zu bieten hat. (Kiki)

Wie wahr, wie wahr, Kiki! DOOMSHINE sind vielleicht die einzig wahre deutsche True Doom Band. Kurioserweise haben die tiefmelancholischen Zeitlupensongs perfekt zur alles lähmenden Hitze gepasst, die vor der Bühne herrschte. Zwar waren schätzungsweise nur 12 Gesellen aus ihren schattigen Löchern gekrochen, um den Doomstern zu huldigen, aber die waren dafür die hard to the bone, kannten die Texte und forderten die Hits. Aufgrund der Länge der Songs hat es mit „Shine On Sad Angel“, „Actors Of The Storm“ und einem oder zwei weiteren – mir dank totaler Hirnsuppe entfallenen Titel – nur zu einem ziemlich kurzen, dafür aber ebenso kurzweiligen Set gereicht. Allein wegen der Soli hat es sich schon gelohnt, die ausgemergelten Knochen vor die Bühne zu schleppen. DOOMSHINE bei Sonnenschein, so muss das sein! (Thomas)


Dust & Bones
Gegen 15.10 Uhr ging es weiter mit DUST & BONES aus Backnang. Die Band hat sich einem enorm groovenden, traditionellen Bastardsound aus Metal und Hardrock verschrieben, welcher mit rotziger Attitüde und etwas Punk Flair dargeboten wird. Auch scheut sich die Band nicht, auch mal schleppende Doomcore Parts in ihren Songs unterzubringen. Leider schaffte es die Gruppe nicht, mit ihrem schnörkellosen Dirt-Street-Metal viele Leute vor der Bühne zu mobilisieren, was sicherlich auch an den hochsommerlichen Temperaturen lag. Davon ließen sich DUST & BONES jedoch nicht aus der Ruhe bringen und brezelten ihre dreckigen und auf das Wesentlichste reduzierten Stücke wie „Push Puss Motor“ in die Leere vor der Stage, wobei Sänger Jens auch mal vor selbiger agierte. (Endres)

Subconscious
Über zu wenige Vorschußlorbeeren können sich die Death Metaller SUBCONSCIOUS wahrlich nicht beschweren. In der Presse wurde das aktuelle Werk „Irregular“ überwiegend gut bis euphorisch aufgenommen. Die Band zeigte sich auf dem Metallic Noise in bestechend guter Form und konnte von Anfang an schlicht überzeugen. SUBCONSCIOUS spielten ihren technischen Death Metal sehr tight und professionell, lediglich der Anfang von „Soulless“ enthielt einen kleinen Schnitzer. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich nun wieder mehr Leute vor der Bühne befanden und zu Songs, die irgendwo in der Schnittmenge aus MESHUGGAH und DEATH liegen, bangten. (Endres)

Mucupurulent
Am meisten hatte ich mich beim diesjährigen Line-Up auf die Porn-Grinder von MUCUPURULENT gefreut. Erst vor kurzem hat deren Debüt „Sicko Baby“ ja einen Re-Release erfahren, sodass einem „Oral Sex Masturbation“, „Fistfucked Barby“, „Lacerated Tits“ und wie sie alle heißen wieder ziemlich frisch in den Ohren sind. Darüber hinaus hat man mit „Bloodstained Blues“ auch eine neue Langrille am Start, auf der die Band wie schon beim Vorgänger „Soulreaver“ die dicke Grind’n’Roll-Keule kreisen lässt. Auf dem Metallic Noise war man in der sengenden Nachmittagshitze dran, die nicht nur den Leuten vor der Bühne ordentlich zusetzte, sondern auch das Mischpult zur Kapitulation zwang. Demnach war die Bassdrum während des gesamten Gigs eher abwesend als vernehmlich, was dem Auftritt im Endeffekt aber keinen Abbruch tat. Grindmaster Flash & Co. schienen ihren Spaß zu haben, genauso wie das Publikum, das sich fotzen- äh… hautkrebsverachtend vor der Bühne eingefunden hatte. Dank der Sonne war bei den meisten Bands dort ja sonst nicht allzu viel los, sodass es mich doch etwas verwunderte, dass gerade die extremste Band des Wochenendes so regen Zulauf hatte. Mehr als 30 Mann dürften es zwar auch hier nicht gewesen sein, im Vergleich zu anderen Bands verließen bei MUCU aber eindeutig mehr Leute ihren schützenden Schattenplatz. (Thomas)


Karkadan
Zeit für den nächsten Lokalmatadoren: KARKADAN sind zu einem maßgeblichen Teil am Gelingen dieses Festivals beteiligt, so war es nur fair, dass sich die fünf Jungs um Rampensau Robbie mal richtig austoben durften. Und nun strömten auch endlich mehr Menschen vor die Bühne um den Klängen der Lokalos zu lauschen. Und es war äußerst professionell und tight, was die Jungs in den folgenden 40 Minuten ablieferten: Eine rasante Mischung aus Black und klassischen Heavy Metal Elementen, garniert mit geilen Melodien und derben und abwechslungsreichen Vocals. Die Songs sind eingängig und funktionieren live bestens. Demzufolge war die Stimmung prächtig und man sah nur verschwitzte, aber zufriedene Gesichter nach dem Gig. Well done! (Raphi)

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26.07.2006

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