Metalcamp
Bericht vom Metalcamp 2008 mit u.a. Subway To Sally, Six Feet Under, Opeth, Morbid Angel, In Flames, Heaven Shall Burn, Behemoth, Arch Enemy

Konzertbericht

Billing: Mercenary, Wintersun, Tankard, Subway To Sally, Soilwork, Six Feet Under, Rage, Opeth, Morbid Angel, Ministry, Apocalyptica, In Flames, Iced Earth, Heaven Shall Burn, Evergrey, Eluveitie, Brainstorm, Behemoth und Arch Enemy
Konzert vom 2008-07-03 | , Slowenien

Sonntag:

HACRIDE

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Wohin ist die erste Band verschwunden? HERFST, die von 14:45 an für eine halbe Stunde die Bühne beleben sollten, tauchen nicht auf. Will man den Gerüchten glauben – aber andere Informationsquellen waren eher spärlich gesät – aus gesundheitlichen Gründen.
Das gab zumindest der zweiten Band, HACRIDE genug Zeit für ihren Soundcheck, wenn auch die Menschen weiterhin eher am Wasser zu finden waren als zu Füßen der für sie spielenden französischen Musiker. Dessen ungeachtet gaben die fünf eine einstimmende Auswahl von Songs aus ihrem bisher doch überschaubaren, zwei Alben umfassenden Werk.

EVERGREY

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Immer noch viel zu heiß – langsam beginnt sich dieses Wort abzunutzen – war es auch bei EVERGREY, so dass die Wasser verteilenden Securities wohl den höchsten Beliebtheitsgrad erreichten. Etwa fünf Minuten zu spät und sich dafür entschuldigend, dass sie nicht ganz so fit sind, betraten die fünf Schweden die Bühne. Tags zuvor hatten sie anscheinend einen Auftritt in Belgrad und waren nun, verständlicher Weise, noch ein wenig müde. Durch ihr sehr sympathisches Auftreten und ihre Scherze mit Fans in den vorderen Reihen eroberten sie jedoch recht schnell ihr kleines Publikum. Dazu trugen auch die in etwas haspeligem Englisch gehaltenen kurzen Ansagen, da so wenig Zeit vorhanden sei und die lieber durch Musik als Reden gefüllt werden sollte, bei.

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Nach einem kleinen Hinweis auf ihren neuen Bassisten spielten sie unter anderem „Recreation Day“ und „A Touch Of Blessing“. Wegen ihres verspäteten Beginns überzogen sie dann auch ihre Spielzeit um fünf Minuten und wurden, kaum war der letzte Ton verklungen, schon durch Hintergrundmusik und auftauchende Techniker von der Bühne gefegt.

BRAINSTORM

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Eine weitere sehr sympathische Band, die sich durch ein Intro das mehr aus Lärm denn aus Musik zu bestehen schien, einleiten ließ, waren BRAINSTORM. Hinter sich hatten sie ein dreigeteiltes Banner ihres neuen Albums „Downburst“ hängen aus welchem sie unter anderem „Falling Spiral Down“ sowie „Fire Walk With Me“ spielten. Eines war von den ersten Minuten an klar: hier spielt eine Band für ihr Publikum, und das mit viel Spaß und Humor auf beiden Seiten. Andy B. sprang während des Konzertes in den Graben, um, auf der Absperrung stehend, sich dem Publikum entgegenlehnend weiter zu singen. „Worlds Are Coming Through“ und „Shiva’s Tears“ trafen auf eine begeisterte Zuhörerschaft, die es kaum glauben konnte, als Sänger Andy plötzlich mit einer Aufblasgitarre über die Bühne gehüpft kam.

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Anschließend warf er sie in die Menge, wo sie noch eine kleine Weile weiter über den Köpfen hin und her geworfen wurde. Zum Schluss spielten sie „How Do You Feel“ und ließen ihr Publikum für Metalcamp jubeln sowie ihren Unmut über das Ende ihres Auftrittes bekunden.

KORPIKLAANI

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Plötzlich war das Festivalgelände brechend voll und dabei war es doch erst viertel nach sechs Uhr. KORPIKLAANI ließ eine dreiviertel Stunde lang finnischen Humpa-Folk-Metal über die Metalcamper hereinbrechen. Trotz leichter Mikrophonprobleme beim ersten Song erwies sich KORPIKLAANI als wahrer Publikumsmagnet. Voll von Menschen die Sprechchöre bildeten, voll von Bier das wohl bald in gleichen Mengen in den Bechern sowie auf Kleidung und Boden verteilt war und brodelnd vor durch die Gegend hüpfender Fans begann das Gelände bald einem kochenden Kessel zu gleichen. Dass da nicht jeder wieder heil herauskam, zeigte sich recht schnell an blutigen Nasen und blauen Flecken an Armen und Beinen.

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„Happy Little Boozer“ und „Wooden Pints“ waren nur zwei der Songs, die den Securities mehr Crowdsurfer als erwünscht in die Arme trieben. Musik, die wildfremde Menschen sich an den Armen packen und im Kreis springen lässt, hat ihre ganz eigene Anziehungskraft auch wenn von außen betrachtet das ganze Tohuwabohu doch heillos übertrieben schien. Partystimmung allerdings scheint auch bei Metallern über Qualität zu siegen.

BEHEMOTH

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BEHEMOTH dagegen zeigten sich zurückhaltend stilvoll von der ersten Minute an. In düster-unterkühltem Auftreten beschritten sie die Bühne auf die schon BEHEMOTH-Rufe drangen, stellten sich ans Mikrophon und das erste was die Menge von ihnen zu hören bekam war ein ‚pscht‘. Wäre ihre Wirkung nicht so distanziert gewesen, könnte man sie ob ihrer schwarz-weißen Gesichts- und Armbemalung fast als Panda-Metal-Band bezeichnen, so bleibt jedoch nur das provisorische Ausweichen auf den Begriff des Zombie-Metals. Ein großes Banner das die Kaligestalt ihrer letzten Platte, von der sie unter anderem „Prometherion“ spielten, trug, verleite ihrem Auftritt eine zusätzliche mystische Note.

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Trotz eines leichten Regenschauers war der Platz vor der Bühne zu Beginn dicht gedrängt mit Menschen, die sich jedoch, je stärker das Wetter in Unwetter auszuarten begann, immer zahlreicher in die Getränkezelte zurückzogen. Ab dem vierten oder fünften Song artete die mehr Umwelt- denn Publikumsverstimmung in einen regelrechten Wolkenbruch aus. Die verbleibenden Fans vor der Bühne schien auch das nicht zu stören, eher unterstrichen Blitz und Donner die Stimmung des Konzertes auf fast schon genial zu nennende Art und Weise. Regenklatschen ersetzte die geflohenen Metalheads. Je kleiner desto wilder schien das Publikum und auch die Band ließ sich trotz des durch den Wind auf die Bühne gefegten Regens nicht aus der Ruhe bringen. Einzig die Techniker waren alles andere als begeistert, da bald selbst im hinteren Bühnenbereich das Equipment gegen den Regen abgedeckt werden musste. Schlussendlich wurde das Konzert aus Sorge um die Technik 20 Minuten früher abgebrochen und nur der schon komplett durchnässte Fankreis verharrte weiter, Zugabe(n) verlangend, vor der Bühne.

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Zwischenakt, ca. 20:10 bis ca. 22:30. Oder, die große Pause im Regen…der noch ziemlich lange anhielt nachdem er BEHEMOTH von der Bühne gefegt hatte. Der Plan bestand dennoch weiterhin darin, alle angekündigten Bands der Hauptbühne auch dort spielen zu lassen. Man solle sich einfach gedulden. Die auf dem Platz vergessenen BEHEMOTH-Fans fanden ausgleichend eine ganz eigene Beschäftigung und verwandelten die Wiese in ein Schlachtfeld auf dem sie Schlammschlachten sowie etwas später, bei wieder trockenem Himmel, Heuschlachten ausfochten.
Dann erschien endlich eine neue Running Order, angezeigt auf den Screens neben der Hauptbühne und an verschiedenen Ständen auf dem Markt ausgelegt. HELLOWEEN sollte demnach bis ein Uhr auf der Hauptbühne spielen, OPETH wurde auf die 2nd Stage verlegt und war von ein bis zwei Uhr angekündigt, MINISTRY (der eigentliche Hauptact dieses Abends) bekam dann von viertel nach zwei bis viertel vor vier, wieder auf der Hauptbühne, die Spielzeit eingeräumt.

HELLOWEEN

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„Happy, happy Halloween, Halloween, HELLOWEEN!“ Wieder eine Metalband die schon auf einige Jahre Band- und Konzerterfahrung zurückblicken kann, was man ihrer ausgefeilten Show auch positiv ansah. Gekonnt unterhaltend ließen diese deutschen Power-Metal-Könige ihrem Publikum die Zeit in ihrem Reich wie im Flug vergehen. Dazu gereichten sie Songs wie „Eagel Fly Free“, „If I Could Fly“, „Dr. Stein“ „A Tale That Wasn’t Right“ und natürlich „Halloween“, um nur ein paar zu nennen. Ab ungefähr der Hälfte ihres Auftrittes ließen sie große Kürbisse rechts und links des Drumsets erscheinen und Andi Deris, mittlerweile geschmückt mit Frack und Zylinder begann bei „Future World“ kleine luftgefüllte Kürbisse in die Menge zu werfen. Vor der Bühne hingegen flog immer wieder Heu durch die Luft, das allerdings noch feucht genug war, um von im Publikum auftauchenden Feuerspuckern nicht in Brand gesetzt zu werden.

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Dass dennoch nicht so viele Menschen wieder auf den Platz gefunden hatten lag vielleicht an der langen Pause, vielleicht auch an der weiterhin unbeständig bleibenden Wetterlage. Das locker verteilte Publikum allerdings, das sich wieder aus seinen Regenverstecken herausgetraut hatte, ging begeistert in den Liedern auf und mancher freute sich auch über einen ergatterten Kürbis. Wann genau HELLOWEEN den Auftritt begonnen hat kann ich leider nicht mehr sagen, jedenfalls kündigten sie schon kurz nach 12 Uhr ihren letzten Song „I Want Out“ an, obgleich sie bis ein Uhr auf dem Programm standen. Ob sie weitere Zugaben spielten, haben wir nicht mehr mitbekommen, da wir pünktlich bei OPETH sein wollten und eine Änderung der neuen Running Order vermuteten.

OPETH

OPETH! Und über eine Stunde im Metalhimmel. Gewohnt Wortkarg stürzten sich die fünf Schweden ohne Vorrede mit „Demon Of The Fall“ hinein in ihre Musik. Ohne Pause ging es dann auch zur Begeisterung des Publikums gleich weiter und der Strom aus Musik fand erst nach dem dritten Lied eine kurze Unterbrechung. Die ersten an das Publikum gerichteten Worte fielen allerdings erst noch einen Song später und auch hier nicht allzu ausufernd, sondern eher um, wie er bemerkte, Mikael Åkerfeldt Zeit zu geben, seinen ‚Sound wiederzufinden‘.

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Wieder beginnender Regen mischte sich mit den stillen Tönen von „To Rid The Disease“ und die anschließenden Bekundungen Mikaels, glücklich darüber zu sein, an diesem schönen Ort spielen zu können. Das war keine Selbstverständlichkeit, denn auf Grund der Krankheit einer seiner Töchter hätten sie das Konzert beinahe abgesagt. Deswegen waren sie wohl auch erst so spät angereist, dass eine für nachmittags angesetzte Pressekonferenz mit ihnen leider gestrichen wurde. Die angesprochenen vielen Veränderungen in der Band, deren Mitglieder vorgestellt wurden, bestanden eigentlich nur im Wechsel des Gitarristen. ‚Die Musik zumindest bleibt‘ versicherte Mikael dennoch. Und genau diese verstand es so gut, die Menschen mit Songs wie „The Baying Of The Hounds“, „Master’s Apprentices“ oder „Heir Apparent“ in die OPETH-eigene Stimmung zu hüllen. Letzterer Song der, von ‚Tod und Satan‘ handle, also ‚eigentlich wie gewohnt‘, offenbarte einen Blick auch in ihr neues Album „Watershed“.

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Nach dem regulären Set von sechs Liedern innerhalb einer Stunde gaben OPETH noch einen weiteren Song als Zugabe, so dass sie ihre Zeit um eine viertel Stunde überzogen. Dann erst verließen sie die Bühne, auch da die Fans ’schon zu lange im Regen stehen mussten, und es einige durchnässte Mädchen da draußen gebe‘.

MINISTRY

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Der letzte Akt des dritten und für einige auch letzten Tages in Tolmin gebührte MINISTRY. Mit einem sehr langen Intro stimmten die Amerikaner um Al Jourgensen das Publikum auf ihre doch nervenzehrende Show ein. Trotz ausgedünnter Reihen und auch ganz vorne recht locker stehender Menschen gelang es MINISTRY in wenigen Minuten das Gelände vor der Bühne sowie diese selbst sich vollkommen einzuverleiben.
Auch die wieder aufgetauchten Feuerspucker schienen irgendwie zum Plan zu gehören. Von dunkelblauem, später grünem Licht umhüllt packte die Band auch ihr Publikum in eine Schicht aus düsterem Industrial-Metal. Dazu flimmerten über die Screens rechts und links sowie auf die Bühnenrückwand projiziert Videos von Gewalt, Staatsterror, Bush, immer wieder die brennenden, stürzenden Twin-Towers, Army-Propaganda, Abu Graib, Religionssymbole, Armut, Gewalt… „The Last Sucker“, „N.W.O“, „So What“ und all die anderen Stücke bekamen dadurch eine Intensität und Deutlichkeit wie sie die Musik allein wohl nicht so direkt hätte übermitteln können.

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Das exzentrische Auftreten von Al Jourgensen samt kippbarem, mit Tierknochen bestücktem Mikrophonständer schützte dabei auf bemerkenswerte Weise das Abtriften des von den Bildern eingenommenen Publikums, es im Hier und Jetzt vor der Bühne haltend. Sehr gut gewählt auch das letzte, vom Inhalt befreiende, in der Umsetzung dann jedoch den nötigen sarkastischen Unterton erlangende Louis Armstrong Cover: „What A Wonderful World“.

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10.08.2008

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