Metal Frenzy Open Air 2022
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
09.06.2022
War der Mittwoch gegen Abend verregnet, zeigt sich der Donnerstag bereits am Vormittag von seiner Sonnenseite. Die ‚Metal Möhren‘ Britta und Susan kurven mit Mofas über das Gelände und treiben das Publikum in Richtung Infield, wo gegen kurz nach 13 Uhr der erste Act des Tages auf dem Programm steht.
EXTINCT eröffnen mit einer halben Stunde Thrash den Tag
Seit fast 20 Jahren existieren EXTINCT aus Kiel. Bisher haben die Herren den Status der Underground-Band nicht verlassen, und mit „Pain Palace“ aus dem Jahr 2013 steht nur ein Longplayer auf der Habenseite. Ganz frisch ist eine 3-Song-EP Namens „Downward Spiral“, welche komplett im Set integriert wird. Auf die Anfangstage wird mit „Mental Disorder“ und „Falsch Gesät“ zurückgegriffen. Vor den mehr als nur dünnbesetzen Reihen vor der Bühne erfreuen sich vor allem die Thrash-Freaks an den Klängen der Truppe.
DÆMONESQ und Black Metal am frühen Nachmittag
Dass Black Metal von Bühnen- und Lightshow lebt, ist nicht neu. Die erst circa zwei Jahre junge Band DÆMONESQ aus Essen muss bei ihrem Gig um 14 Uhr auf stärkere Lichteffekte verzichten. Vier Singles und die EP „The Beauty Of Letting Go” hat das Quintett bisher veröffentlicht. Die Protagonisten sind größtenteils unbeschriebene Blätter. Einzig Drummer Corny Rambado musizierte mit Tom Angelripper bei Onkel Tom. Das Aushängeschild ist jedoch die Sängerin Rægina, welche keifend das zunächst spärliche Publikum bestens unterhält.
Bei den bisherigen Veröffentlichungen erklärt sich das Set der Band von selbst. Die Tracks werden ansprechend dargeboten, und in den circa 40 Minuten erspielen sich DÆMONESQ den ein oder anderen neuen Fan. Am Merch bildet sich nach dem Auftritt eine längere Warteschlange. Mit einem anständigen Auftritt lässt sich Anhängerschaft auch am frühen Nachmittag erspielen.
BLOODSPOT liefern bärenstarken Auftritt
Nach Black Metal geht es zurück zum Thrash. Aus Hessen kommen BLOODSPOT mit Sänger Peter „Pete“ Kunz. Kunz ist der Schrecken aller Schuhverkäufer. Generell turnt Kunz auf jeder Bühne barfuß umher, egal ob Winter oder Sommer. 2021 veröffentlichten BLOODSPOT mit „The Cannibal Instinct“ einen neuen Longplayer.
Die Herren liefern einen bärenstarken Auftritt bezüglich Performance und Sound, werden vom Publikum leider größtenteils ignoriert. Die Thrash-Fraktion hat mehr als nur seinen Spaß. Kunz tigert über die Bühne und animiert die anwesenden Menschen, doch näher an das Geschehen zu kommen. Das funktioniert nur bedingt, und so leidet der Gig unter der geringen Aufmerksamkeit am frühen Nachmittag.
MĀRA zwischen Death-, Thrash-, Groove- und Modern-Metal
Hinter MĀRA verbirgt sich die Sängerin Māra Lisenko aus Lettland. Das Quartett wurde 2018 aus der Taufe gehoben und veröffentlichte bisher primär Videos und Singles. Diese Aktivitäten wurden auf „Therapy For An Empath“ und „Self-Destruct. Survive. Thrive!“ zusammengefasst. Zunächst macht die Band Erfahrungen mit den Tücken der Technik. Die ersten Songs leiden unter Soundproblemen, und die ein oder andere Rückkopplung erschrickt das Publikum.
Die Spielzeit von 50 Minuten ist für die Band länger als das bisher vorhandene Material. So wird „Religionipulation“ als Zugabe wiederholt. Sängerin Lisenko erinnert nicht nur vom Outfit an INFECTED RAIN und Sängerin Elena „Lena Scissorhands“ Cataraga. Die in Deutschland nahezu unbekannte Band kann beim immer noch nur in geringer Anzahl vorhandenen Publikum punkten, und wie bei DÆMONESQ erhöht sich die Nachfrage bezüglich Merch von MĀRA nach dem Gig deutlich.
SASCHA PAETH’S MASTERS OF CEREMONY erinnern an AVANTASIA
Beständig ist der Genre-Wechsel am zweiten Tag des Metal Frenzy Open Air 2022. Von einem Genre-Mix geht zu symphonischen Tönen mit reichlich Keyboard. Der Vergleich in Richtung AVANTASIA bei SASCHA PAETH’S MASTERS OF CEREMONY kommt nicht von ungefähr. Bis auf Keyboarder Corvin Bahn standen alle Bandmitglieder irgendwann mit Tobias Sammet auf der Bühne. „Signs Of Wings“ heißt das bisherige Release der Truppe aus dem Jahre 2019.
Beim heutigen Auftritt überzeugt vor allem Sängerin Adrienne Cowan stimmlich. Nach Thrash-, Death- und Black-Metal ist der Sprung zum symphonischen Power Metal groß. Das Sextett zockt gekonnt sein Set runter. Mit „Symphony Of Life“ und „Under Fire“ gibt es auch zwei Tracks zu hören, welche nicht auf dem bisherigen Release zu finden sind. Technisch sind alle Musiker beschlagen, jedoch fehlen die mitreißenden Momente. Insgesamt findet der Gig keine größere Beachtung beim Publikum.
HIRAES holen eine ‚Metal Möhre‘ auf die Bühne
DAWN OF DISEASE aus Osnabrück lösten sich 2020 auf. De facto ist das jedoch nur zum Teil der Fall. Hinter HIRAES stehen vier ehemalige Mitglieder von DAWN OF DISEASE plus Britta Görtz, die auch als Sängerin bei CRITICAL MESS aktiv ist. Die Namensänderung beruht auf dem Ansatz eines neuen Konzepts. HIRAES ist eine neue Band und nicht nur DAWN OF DISEASE plus neue Sängerin.
Vor circa einem Jahr veröffentlichte der Fünfer „Solitary“. Im Gegensatz zu DAWN OF DISEASE ist das Quintett weit mehr im melodischen Death Metal zu verorten. Der überhaupt erste Gig der Band war ebenfalls vor circa einem Jahr. Das Streaming-Event vom Metal Frenzy 2021 hatte unter anderem HIRAES im Programm, und Görtz erzählt auf der Bühne von einer gewissen Unsicherheit vor diesem Auftritt. Mittlerweile ist Routine bei HIRAES eingekehrt. Das Energiebündel Görtz schafft es problemlos, das Publikum mitzureißen, und die Setlist entspricht exakt den neun Tracks des Debütalbums.
Der ein oder andere Anwesende dürfte beim Blick auf die Bühne sich unweigerlich an ARCH ENEMY erinnert fühlen. Eine energetische Frontfrau und gutturaler Gesang sorgen für eine gewisse Assoziation. Nichtsdestotrotz kann der Auftritt weit mehr mitreißen als der ein oder andere größere Name auf dem Festival. Sound, Choreografie und Perfomance passen, und der 60-minütige Auftritt sorgt für den ersten größeren Andrang auf dem im Infield am zweiten Festivaltag.
VARG und die Tücken der Technik
Der nachfolgende Programmpunkt ist VARG, und die sollen um 19.40 Uhr auf der Bühne stehen. Die T-Shirts im Publikum verraten, dass VARG sich einer gewissen Beliebtheit unter den Festivalgästen erfreut. Leider haben die Protagonisten erhebliche Probleme mit der Technik. Erst gegen kurz nach 20 Uhr startet das Set. Allerdings nur kurzzeitig, und nach dem ersten Track folgt die nächste Unterbrechung. Was im Detail alles nicht funktioniert, lässt sich nicht exakt erkennen. Der Gesang ist ein Problem, die Samples ein weiteres.
Seit 2020 haben VARG mit Fylgja einen femininen Gesangspart an Board. Es dauert jedoch nochmals circa zehn Minuten, bis das Konzert fortgesetzt wird und Fylgja erstmals auf der Bühne zu sehen ist. Jedoch ist auch ihr Gesangspart kaum zu vernehmen, sodass es zur nächsten Unterbrechung folgt. VARG ist durch die Verzögerungen wegen der technischen Probleme dazu gezwungen, das Set zu kürzen. Trotzdem liegen VARG deutlich hinter ihrem Zeitplan und entschuldigen sich zum Ende beim Publikum bezüglich des wenig gelungenen Auftritts.
MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN sorgen für Partystimmung auf dem Metal Frenzy Open Air 2022
Der Zeitplan ist durch die Verzögerungen beim VARG-Gig etwas nach hinten gerutscht. MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN sind technisch nicht so aufwendig wie eventuell VARG. Mit circa 20-minütiger Verspätung stehen gegen 21 Uhr die Piratenkapelle aus Osnabrück auf der Bühne. Den Auftakt macht der „Affentotenkopp“ gefolgt von „Kaboom“ vom aktuellen Werk „Seemannsgrab“. Spätestens mit „Unser Untergang“ steigt die Stimmung auf dem Infield zur großen Party, und die Crew im Graben stellt die ankommenden Crowdsurfer wieder auf die Füße.
Sänger Simon Erichsen erläutert, dass er überrascht ist, auf dem Metal Frenzy Open Air 2022 vor so vielen Menschen zu spielen. Der Grund sei sehr einfach: MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN spielen keinen Metal. Das tut dem Gig und der Stimmung keinen Abbruch, und Tracks wie „Tortuga“ „Santa Sangria“ oder „Hol Uns Der Teufel“ sorgen für gefüllte Hörner und beste Stimmung vor der Bühne.
Zum Ende des Gigs verpackt das Quartett das ein oder andere Cover in ein Medley inklusive der klaren Botschaft, dass braunes Gedankengut bei der Piratencombo unerwünscht ist. Den Abschluss bildet traditionell „Blau Wie Das Meer“. Nach circa 60 Minuten endet die Party mit den Pulveraffen, und die feierwütige Meute kann die Hörner nachfüllen.
LEGION OF THE DAMNED beenden die Partystimmung
Ein viel größerer Stilbruch als zwischen den Pulveraffen und den Niederländern von LEGION OF THE DAMNED kann es kaum geben. Anstatt Klamauk und Party gibt es schnelle Gitarren und den keifenden Gesang von Maurice Swinkels. Der Umbau verläuft nahezu wie geplant, und auch der Soundcheck funktioniert. Das Quartett steht mit der VARGschen Verzögerung gegen 23 Uhr auf der Bühne. Der eigentliche Bassist Harold Gielen ist anwesend, kann jedoch wegen einer Verletzung an der Hand nicht den Bass halten. Diesen Job übernimmt heute ein Session-Musiker.
Tief in dunklen blau gehüllt sind die Protagonisten nur schemenhaft im Stakkato-Licht zu sehen, und nach dem Intro geht es mit „Sun Of The Jackel“ in die Bandhistorie. Es folgen „Bleed For Me“ und „Palace Of Sin“ („Slaves Of The Shadow Realm“, 2019), unterbrochen von Swinkels Begrüßung des Publikums. Der Sound passt, und die Herren erscheinen langsam etwas mehr im Licht.
LEGION OF THE DAMNED brettern sich durch ihre Diskografie. „Werewolf Corpse“ ist ebenso im Set wie „Taste Of The Whip“ oder der Schlusspunkt „Legion Of The Damned“. Das 2006er Werk „Malevolent Rapture“ steuert den Löwenanteil zum heutigen Gig bei. Nicht fehlen darf „Cult Of The Death“, womit der Schlussakkord eingeläutet wird. Nach sauber dargebotenen 90 Minuten verlässt das Quintett die Bühne und hinterlässt ein Publikum mit ordentlich durchgepusteten Gehörgängen.
MENSCHENFRESSER beschließen den zweiten Festivaltag weit nach Mitternacht
Hinter der Band MENSCHENFRESSER steckt eigentlich ein Duo um den singenden Drummer Holger „Holli“ Rodammer und Gitarrist Christian „Knegge“ Knechtel. Live wächst das Duo zum Trio an. Im direkten Umfeld der Band wurde ein Bassist gefunden. Das Problem der MENSCHENFRESSER ist die Bühnenaufteilung. Im Gegensatz zu zum Beispiel KADAVAR stehen die Drums von Rodammer ganz hinten. Vorne sind der Bass und die Gitarre. Dadurch verliert der Auftritt des Trios stark an Bühnenpräsenz. Musikalisch geht es mit deutschen Texten irgendwo zwischen Death und Thrash zu Sache.
Das Publikum vor der Bühne ist mehr als ausgedünnt und hat sich wahlweise in Richtung Alkoholkonsum oder Luftmatratze verzogen. Der Gig des Trios zum Ende des zweiten Festivaltags geht vor mehr als dünn besetzten Reihen gegen 1.30 Uhr zu Ende.
Weitere Bilder vom zweiten Tag des Metal Frenzy Open Air 2022:
Galerie mit 14 Bildern: Extinct - Metal Frenzy Open Air 2022 Galerie mit 20 Bildern: Dæmonesq - Metal Frenzy Open Air 2022 Galerie mit 20 Bildern: Bloodspot - Metal Frenzy Open Air 2022 Galerie mit 11 Bildern: Māra – Metal Frenzy Open Air 2022 Galerie mit 12 Bildern: Sascha Paeth's Masters Of Ceremony - Metal Frenzy Open Air 2022 Galerie mit 21 Bildern: Hiraes - Metal Frenzy Open Air 2022 Galerie mit 21 Bildern: Mr. Hurley & Die Pulveraffen - Metal Frenzy Open Air 2022
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