M'era Luna 2016
Unser Bericht zum Festival

Konzertbericht

Billing: Gothminister, Chrom, Noisuf-X, Lacrimas Profundere, The Cassandra Complex, Oomph!, Diary of Dreams, Apocalyptica, Die Krupps, VNV Nation, Hocico, The Sisters Of Mercy, Rabia Sorda, Centhron, Combichrist, Beborn Beton, S.P.O.C.K, Zeromancer, Eisbrecher, In Extremo, IAMX und Within Temptation
Konzert vom 13.08.2016 | Flugplatz, Hildesheim-Drispenstedt

Das Billing ist wie gewohnt mit großen Namen besetzt, von denen allerdings viele schon des Öfteren auf einer der beiden Bühnen des M’era Luna zu bestaunen waren –Mut zur Lücke sieht anders aus. Jedoch, und das muss den Veranstaltern zu Gute gehalten werden, erfreut sich das jedes Jahr am zweiten Augustwochenende stattfindende Festival mehr denn je großer Beliebtheit. So kann auch bei der diesjährigen Ausgabe bereits im Vorfeld das „Sold Out“-Schild hervorgekramt werden, was in Zahlen 25.000 Besucher bedeutet. Geboten werden den oftmals treuen Besuchern dabei auch weitere Programmpunkte wie Modeschauen oder Lesungen von Markus Heitz, Luci van Org und Christian von Aster.

Samstag, 13.08.2016

Musikalisch beginnt das Programm am Samstag auf der Mainstage mit einem gern gesehenen Gast: Der GOTHMINISTER aus Norwegen lädt zur Messe und versucht trotz strahlendem Sonnenschein mit elektronisch angereicherten Rockern der Marke „Darkside“ und zahlreichen Showelementen Düsternis über Hildesheim hereinbrechen zu lassen. Mit rauchendem Totenkopfzepter, einer als Rednerpult getarnten Trittleiter und einem brandneuen Song vom kommenden Album gelingt dies dem Fürsten der Dunkelheit aber leider nur bedingt, zumal die weibliche Gesangsbeteiligung lediglich aus der Konserve kommt – zu Zeiten des Debüts hat Band-Mastermind Brem die Prioritäten noch anders gelegt.

Galerie mit 7 Bildern: Gothminister auf dem Mera Luna Festival 2016

Im Hangar geht’s derweil mit CHROM in die Vollen. Vor Kurzem wurde mit „Peak & Deacy“ ein neuer Langspieler veröffentlicht, welcher selbstredend auch beim heutigen Auftritt zur Geltung kommt. Auch wenn das Duo in Sachen Bühnenshow sicherlich keinen Blumentopf gewinnt, überzeugt ihre Mischung aus Future- und Synth-Pop bei optimalen Soundverhältnissen sowohl mit Gefühl, als auch Kraft. Kein Wunder also, dass bereits zu Beginn mit „Memories“ die Tanzfläche eröffnet wird.

Wer bei CHROM noch nicht genug getanzt hat, der kann sich jetzt bei NOISUF-X voll auspowern – auf der Bühne stehen Bandkopf Jan Loamfield und zwei Mitstreiter hinter ihren Laptops und bringen die Menge zum (über-)kochen. Leider mit wenig Material vom neuen Silberling „#kicksome[b]ass“ dafür aber mit ’ner Menge Klassikern wie „Hit Me Hard“ und „Warning“. Funktioniert und sorgt dafür, dass im Hangar mal wieder Einlasstopp ausgerufen wird. Zum Glück verschafft ein wenig zusätzliche Frischluft etwas Abkühlung. In diesem Sinne „Klick Klick“.

Galerie mit 5 Bildern: Noisuf-X auf dem Mera Luna Festival 2016

LACRIMAS PROFUNDERE schlagen mit ihrem Gothic Rock wiederum ganz andere Töne an. Ebenfalls mit neuem Album „Hope Is Here“ im Gepäck, eröffnet die Band um Gitarrist Oliver Schmid auch gleich mit dem taufrischen „Awake“. Mit „My Halo Ground“, dem ruhigen „Black Moon“ sowie dem Titeltrack folgen sogar noch drei weitere Stücke vom aktuellen Werk, sodass der sonstige Backkatalog der Bayern leider etwas kurz kommt. Eine frische Brise und ein drückender Sound laden schlussendlich dennoch dazu ein, dass Haupthaar zu Evergreens der Marke „Again It’s Over“ und „Ave End“ fliegen zu lassen. Schlagzeuger Christoph Schepperles Dauergrinsen zufolge, scheint die Band den heutigen Auftritt mehr als genossen zu haben und kann es kaum erwarten, im Januar auf Tour zu gehen.

Eher selten live zu erleben sind THE CASSANDRA COMPLEX. Irgendwo zwischen Wave und Elektro-Rock angesiedelt, dröhnen sich „Nightfall“, „Too Stupid To Sin“ und „Presents Come Of Age“ durch den Hangar – Nostalgie galore.

OOMPH! setzen neben einem dicken Gitarren-Sound auf tatkräftige Unterstützung: Im Studio lediglich zu dritt unterwegs, wächst die Band im Live-Gewand auf eine Stärke von sieben Mann heran. Dazu ein selbstbewusstes „We Will Rock“-Intro, welches zum gefeierten „Labyrinth“ überleitet und die Zeichen stehen auf Sieg. Zudem besitzen die Braunschweiger mit Sänger Dero keinen Frontmann, sondern vielmehr eine Frontsau, die das Publikum ununterbrochen anpeitscht. Spring-Ektase bei der B-Side „Niemand“ oder ein Bad in der Menge (trotz Crowdsurf-Verbot!), hier und heute wird geliefert. „Gott Ist Ein Popstar“ und „Augen Auf!“ ernten zwar den größten Zuspruch, rufen jedoch auch das ein oder andere Kopfschütteln hervor.

Galerie mit 9 Bildern: Oomph! auf dem Mera Luna Festival 2016

Der Auftritt von DIARY OF DREAMS im Anschluss führt schließlich vor Augen, worauf es am Ende des Tages ankommt: Kein Firlefanz, sondern schlicht gute Songs und eine Band, die mit Leidenschaft bei der Sache ist. Andrian Hates und Gaun:A samt Band lassen die Musik sprechen, einzig die Sonne, aka der Sonnensatan, macht einen kleinen Strich durch die Rechnung. Aber auch mit Sonnenbrand im Nacken treffen „Butterfly: Dance“ und „Kindrom“ zielsicher.

Galerie mit 9 Bildern: Diary Of Dreams auf dem Mera Luna Festival 2016

Bereits seit den Anfangstagen des Festivals dabei – damals sogar noch unter dem Banner des Zillo-Festivals – sind APOCALYPTICA, die bereits zu Beginn des Auftritts von mächtigem Applaus begrüßt werden, ehe im Takt geklatscht wird. Im Anschluss an den Opener „Reign Of Fear“ vom aktuellen Album „Shadowmaker“ begrüßt Gründungsmitglied Eicca Toppinen die zahlreichen Anwesenden und erinnert an die Anfangstage der Band. Nach „Grace“ ist es Zeit für Neu-Mitglied und Sänger Franky Perez, der sich nach anfänglichen Wacklern fängt und souverän durch „I’m Not Jesus“, „House Of Chains“, „Shadowmaker“ und „I Don’t Care“ führt. Dazwischen werden, insbesondere anlässlich des Jubiläums von „Plays Metallica By Four Cellos“, diverse Cover-Versionen gestreut. Amtlich, wenn auf Dauer der Drops auch allmählich gelutscht ist.

Galerie mit 13 Bildern: Apocalyptica auf dem Mera Luna Festival 2016

Passenderweise holt die Industrial-Legende DIE KRUPPS daraufhin im Hangar den Hammer heraus. Ob nun „Metal Machine Music“, „Robo Sapien“, „Nazis Auf Speed“ oder „Wahre Arbeit, Wahrer Lohn“, der Schweiß fließt auf und vor der Bühne. Spätestens als sich Sänger Jürgen Engler auf seiner Stahlrohr-Trommel verausgabt, geht die Menge steil. Nach „Bloodsuckers“ muss aber auch das Instrument dran glauben und wird fachgerecht auf der Bühne zerlegt.

Galerie mit 14 Bildern: Die Krupps auf dem Mera Luna Festival 2016

Während im Hangar DIE KRUPPS mit dem Hammer auf den Amboss kloppen, freut sich auf der Main Stage Ronan Harris von VNV NATION wieder da zu sein und legt mit „Space and Time“ direkt ohne lange Aufwärmphase los. Es gibt Future-Pop vom feinsten mit einem wie immer bestens gelaunten Frontmann, der kaum stillstehen kann und die Menge, die an seinen Lippen hängt, bestens zu animieren weiß. Das Konzert wird live übertragen und so hofft Harris, dass „niemand zu schüchtern sei“ und fordert das Publikum auf, „sich mal bemerkbar zu machen“ – natürlich hat er das „Hallo Mama“ aus der Menge rausgehört und direkt auf’s Korn genommen. Spaß muss sein. Zu „Nova“ ist es bereits so dunkel, dass erste Sterne am Himmel zu sehen sind – passend zu dem Meer an Feuerzeu… ähm… Handydisplays ist hier absolutes Gänsehautfeeling garantiert. Diese Darbietung wird vom heutigen Headliner schwer zu toppen sein.

Galerie mit 14 Bildern: VNV Nation auf dem Mera Luna Festival 2016

Weniger gefühlvoll, aber umso energischer geht es bei Dauergast Erk Aicrag und seinem Elektro-Flagschiff HOCICO zu. Zusammen mit seinem Cousin Rasco Agroyam bringt das Duo die Flugzeughalle in konstanten Abständen von zwei bis drei Jahren an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Bewaffnet mit alten („Poltergeist“) sowie neuen („Sex Sick“) Songs gehen trotz aller liebgewonnen Härte im extrem bass-orientierten Sound ein wenig die prägnanten Melodien verloren. Insgesamt jedoch (mal wieder) eine Machtdemonstration der beiden Cousins um den sympathischen Front-Derwisch.

Galerie mit 6 Bildern: Hocico auf dem Mera Luna Festival 2016

All das ist vor allem leider noch nichts gegen das, was zeitgleich auf der Mainstage geschieht, wo THE SISTERS OF MERCY ihren Headliner-Slot einnehmen. Anscheinend mit dem Vorsatz ins Rennen gegangen, ihre zweifelsfrei legendären Songs in die Gegenwart zu transportieren, zersägt Sänger Andrew Eldritch samt Mannschaft eine Nummer nach der anderen. Statt staubig atmosphärischen Schmachtfetzen werden sterile entmystifizierte Nummern geboten. Showtechnisch passiert wie gewohnt relativ wenig (was nicht zwangsläufig als Kritikpunkt gewertet werden muss), einzig das neon-leuchtende Hemd des Frontmanns scheint einige Male durch die dichte Nebelwand, hinter der sich die vier Mann in Sicherheit wiegen. Als Konsequenz verlassen zunehmend mehr Besucher das Infield und beenden den ersten offiziellen Tag auf dem Campinggelände, während auf der Hauptbühne nach „Temple Of Love“ noch „This Corrosion“ angestimmt und ebenfalls gegen die Wand gefahren wird. Da haben die Briten in ihrer M’era Luna-Vergangenheit schon deutlich bessere Tage erwischt.

Galerie mit 10 Bildern: The Sisters Of Mercy auf dem Mera Luna Festival 2016

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03.09.2016

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2 Kommentare zu M'era Luna 2016 - Unser Bericht zum Festival

  1. W.W. sagt:

    Korrektur: „Nur ihr allein“ ist kein Stück des neuen Albums von In Extremo. Der Song war auf dem Album „Mein rasend Herz“.

  2. Richard Mertens sagt:

    Vielen Dank, da hast du natürlich vollkommen Recht. Ist korrigiert!