Megaherz, Heldmaschine und Sündenrausch
Jahresabschluss - Live in Dresden
Konzertbericht
Der 3. Dezember 2016 war wohl ein Tag, auf den sich viele NDH-Fans in Dresden gefreut haben. MEGAHERZ haben ihren Besuch angekündigt und kündigten an, dass HELDMASCHINE sie begleiten werden. Für Freunde der Neuen Deutschen Härte hätte es wohl kaum eine bessere Kombination geben können, weswegen das Konzert an diesem Abend ausverkauft war. Als zusätzlichen Support wurden SÜNDENRAUSCH angekündigt, die den Abend musikalisch eröffnen durften.
Die Band um Frontfrau Kira Sinister stellten mit “Cinderella“ bereits eine starke Nummer an den Anfang, bei dem es sicherlich kein Halten gegeben hätte, wäre das Dresdner Publikum nicht wie so oft ein wenig verschlafen. Der Sound der Hamburger ist wohl am ehesten als melodischer Gothic Rock zu bezeichnen und schwankt daher meist zwischen tanzbaren und melancholischen Stücken, was definitiv gefällt und immerhin mit ordentlich Applaus belohnt wird. Sind die Texte oft sehr einfach gehalten, überzeugen SÜNDENRAUSCH doch zweifelsohne mit einem Gespür für einprägsame Melodien, die durch Kiras reine und schnörkellose Stimme passend untermalt und durch harte Gitarrenwände gestärkt werden. Mit den finalen Songs “Schwarz wie Ebenholz“ und dem Ohrwurm “Wunderland“ gelingt SÜNDENRAUSCH ein toller Abschluss. Da bleibt zu hoffen, dass man von dieser Band noch einiges auf die Ohren bekommt.
Weiter geht’s mit HELDMASCHINE, die hauptsächlich Songs aus ihrem neuen Album “Himmelskörper“ präsentieren. Doch zuvor kommen mit “Wer einmal lügt“ und “Collateral“ zwei Fanlieblinge des Vorgängers “Lügen“, bei deren erster Klänge das Publikum wie ausgewechselt wirkte. Man bekam kurzzeitig das Gefühl auf einem HELDMASCHINE-Konzert zu sein, so laut wurde gejubelt und so energisch begannen die Glieder der Dresdner zu zucken. Leider zeigte sich hier schon ein Problem, das auch schon bei SÜNDENRAUSCH aufgefallen ist: Das Licht war sehr dürftig und insgesamt wirkten beide Auftritte zu dunkel. Nichtsdestotrotz konnte man zum Sound gut feiern!
Die Band hat sichtlich Freude und so wurde im Folgenden ein ganzer Block neuer Lieder rausgehauen. Dass diese durchaus Potential haben, kann man hier im Review auf metal.de nachlesen. Problematisch wird es erst dann, wenn HELDMASCHINE unter den vielen guten Songs genau die Stücke auswählen, für die sie nun tatsächlich nicht das geringste Lob ernten können. “Sexschuss“, “Die Maschine spricht“ und “Auf allen Vieren“ umschifften gekonnt die Album-Highlights. Wie dem auch sei, der Gesamtsound war durchaus positiv einzuschätzen und durch Songs wie dem herrlich ironischen “®“ zeigte die Band ihr Können. Unangefochtenes Highlight war jedoch das Duett mit Kira von SÜNDENRAUSCH zum Song “Gegenwind“. Großartig, gerne mehr davon!
Nun wurde es aber endlich Zeit für den Headliner MEGAHERZ und ihre letzte Show für 2016! Mit “Zombieland“ und “Fanatisch“ stehen zwei anständige Kracher am Anfang, sodass die Fans bereits zu Beginn des Konzertes gut angeheizt wurden. Auf der Bühne standen dabei von Anfang an große LED-Wände, die in einer Halle oder auf einer Open Air Bühne sicherlich optisch etwas her gemacht hätten. Durch die beengte Räumlichkeit des Puschkin wurde jedoch das Publikum eher geblendet als visuell unterhalten. Schade!
Auch die Setlist hatte so ihre Höhen und Tiefen. Während des verzichtbare “Glorreiche Zeiten“ wenig beeindruckend vor sich hin dudelt, überzeugen Songs der Marke “Roter Mond“, der Klassiker “Miststück“ oder das selten großartige “Einsam“ jedes Mal aufs Neue. Die Band trat dabei in ihrer gewohnten “Zombieland“-Kluft auf: Hemd und Krawatte zum “KISS-trifft-den-Joker-Makeup“. Meiner Ansicht nach ist das Makeup hier weniger notwendig – MEGAHERZ haben auch so eine tolle Bühnenpräsenz. Auch musikalisch müssen sie sich nicht verstecken, denn auch wenn zum Song “Augenblick“ kein Klavier zu sehen war, konnte Sänger Lex Wohnhaas hier mal zeigen was er gesanglich drauf hat. Eine Gänsehaut war bei der Stimme nun wirklich unvermeidlich!
Auch ohne Fan des letzten Fulltime-Albums „Zombieland“ der Band zu sein, muss man doch eingestehen, dass die Ballade “Für immer“ auf emotionaler Ebene wahrlich packend ist und somit als Ende des regulären Sets gut funktioniert. Das übliche Zugabe-Getue vieler Bands wurde an dieser Stelle relativ kurz abgehandelt. Sei es, weil MEGAHERZ so schnell es ging weitermachen wollten oder aber weil es im Puschkin keinen Platz für einen wirklich Backstage gibt, in den sich die Band hätte verkriechen können, bleibt ungewiss. Mit den Bandklassikern “Kopfschuss“ und “5.März“ wurden jedenfalls noch einmal Werke älterer Alben gespielt, was einigen Anwesenden augenscheinlich besonders gut gefallen hat. Mit den mittlerweile unverzichtbaren Stücken “Gegen den Wind“ und “Himmelsstürmer“ (deren Popularität sich mir nicht ganz erschließt, aber dem Publikum gefiel es sichtlich) wurde ein guter Konzertabend sehr ausgelassen beendet. Und auf 2017 darf man wirklich gespannt sein: MEGAHERZ verziehen sich ins Studio und werden ein neues Album aufnehmen!
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