Max & Iggor Cavalera
"Return Beneath Arise" Tour 2019
Konzertbericht
Seitdem sich die Brüder Max und Iggor Cavalera 2006 wieder zusammengerauft haben, sind sie kaum noch aus dem jährlichen Konzertkalender wegzudenken und arbeiten dabei ihre gemeinsame SEPULTURA-Vergangenheit wieder auf – sehr zur Freude alter wie auch neuer Fans der brasilianischen Combo. Nachdem nun 2017 das legendäre Album „Roots“ von den beiden Brüdern wieder auf die Bühne gebracht und vielen Fans damit ein lang ersehnter Wunsch erfüllt wurde, beschäftigen sich die Brasilianer dieses Jahr mit den Alben „Beneath The Remains“ und „Arise“. Bereits Anfang des Jahres füllte man in Australien erfolgreich die Hallen, um den Songs der Jahre 1989 und 1991 Tribut zu zollen. Im Herbst kommt nun auch Europa mit in den Tourplan und dabei auch drei Konzerte in Deutschland.
Der zweite Stopp des Abstechers in Deutschland ist Berlin, wo bald schon ein ausverkauftes Konzert vermeldet und damit ein sehr interessanter Abend versprochen wird – der Ruf ihres Feierpotentials eilt den Anhängern SEPULTURAs und der Cavalera-Brüder recht weit voraus.
HEALING MAGIC
So stehen an diesem November-Donnerstag die Fans vor dem ausverkauften Kesselhaus der Berliner Kulturfabrik und erfreuen sich der Dinge die da kommen mögen. Eröffnet wird das Konzert von HEALING MAGIC, die Band von Max Cavaleras Sohn Iggor Cavalera Jr. Mit ihrem groovigen Thrash/Death Metal legen die Herren aus Arizona ein massives Brett in den gut gefüllten Saal. Nur irgendwie reicht es nicht, um die Besucher auch richtig mitzureißen. Klar, hier und da werden fleißig die Haare kreisen gelassen und man erntet auch ordentlich Applaus, aber der Saal weißt gerade im vorderen Bereich der Bühne noch größere Lücken auf, viele Besucher befinden sich auf der Empore und sind noch eher in Gespräche vertieft als bei der Musik der Band. Dabei ist die Art und Weise, wie HEALING MAGIC ihre Musik darbieten schon sehr hörenswert. Zuweilen etwas jammig, knüppelt sich das Trio durch sein Set und hat dabei auch sehr atmosphärische Momente zwischen den groovigen Riffs, die aufhören lassen. Man hört dabei recht deutlich die musikalischen Wurzeln der Band heraus, und auch wenn familiär verbandelt, gehen Cavalera Jr. und seine Kollegen eigene, sehr spannende musikalische Wege. Die dargebotene Leistung von HEALING MAGIC wird nach etwa 30-minütiger Spielzeit dann auch vom Publikum mit entsprechend großem Applaus gewürdigt.
Max & Iggor Cavalera
Damit ist es dann auch schon direkt Zeit für Max und Iggor Cavalera die Bühne zu breten. Nach einer kurzen Umbaupause und nicht nur einem kritischen Blick des Cheftechnikers ob auch alles sitzt, gehen schon Minuten vor dem Konzert die ersten lauten Rufe und Pfiffe aus dem Publikum durch den Saal. Man kann es sichtlich und hörbar kaum erwarten, dass die Vorreiter des Groove Metals endlich loslegen. Der Saal ist nun auch dicht gefüllt, die Empore dafür eher geräumig belegt mit einigen Schaulustigen die die Musik lieber genieße, als in der Menge potentiell stärker in Bewegung zu geraten als gewollt.
Bereits als der Saal abgedunkelt wird und das Konzert kurz vor seinem Beginn steht, gibt es in der Menge kaum ein Halten mehr. Was passiert, als der erste Riff von „Beneath The Remains“ erklingt, kann man sich dann schon fast denken. Die Menge verwandelt sich schlagartig in eine tobende Masse. Von der ersten Reihe bis zum Ende des Saals ist jeder in Bewegung, im vorderen Drittel geht auch schon unmittelbar der erste Moshpit los und die ersten Crowd Surfer schweben über der Menge nach vorn. Max‘ Aufruf zum Circle Pit zum dritten Song wurde ohne zu zögern von den Fans befolgt, da braucht Cavalera eigentlich nicht ein zweites Mal darum bitten, denn die Menge ist schon einmal über fast der gesamten Saalbreite in Bewegung und die Fans bestätigen erneut ihren positiv verrückten Ruf. Auf diese Fanbase ist halt einfach Verlass was gute Partystimmung angeht.
Zum 5. Song „Slaves Of Pain“ hat der Moshpit mittlerweile den halben Saal erfasst. Wer hingegen nicht gerade den aktiven Körperkontakt in der Menge sucht, der springt im Takt der groovigen Riffs und des Trommeln Iggor Cavaleras. Um auch mal die Textsicherheit seiner Fans zu testen, fordert Max das Publikum auf zu „Desparate Cry“ den Refrain mitzusingen. Das Echo war mehr als kraftvoll und die gut tausend anwesenden Kehlen gaben ihr Bestes, ihr Idol auf der Bühne nicht zu enttäuschen. Mit entsprechendem Erfolg.
Als dann mit Song Nummer 11, „Infected Voice“, das Ende der etwas gekürzten Aufführungen der beiden Alben, um die sich dieser Abend dreht, eingeläutet wird, rastet die Menge nochmal so richtig aus und man fragt sich langsam doch, woher die Menschen diese Energie nehmen. Aber nach „Infected Voice“ ist der Abend noch nicht zu Ende. Ein paar Songs dürfen bei einem Abend mit den Cavaleras einfach nicht fehlen. „Ace Of Spades“ zum Beispiel, bei dem das Publikum noch mal alles gibt und noch mehr Power an den Tag legt als zuvor bei „Infected Voice“ schon. Oder „Roots“, wo selbstverständlich wieder der Fanchor gefragt ist und auch liefert.
Dennoch, der Abend und das durchgängige Feuer der Double Bass hat seinen Tribut gefordert. Als der letzte Song angespielt wird und die Cavaleras nochmal alles geben, merkt man dann doch, dass das Publikum so langsam durch und ausgepowert ist. Die Fans wurden im Laufe des Konzertes bei einer solchen Wand an Riffs und Trommelfeuer schon mal stärker getriggert. Und so geht nach etwa 90 Minuten Spielzeit wieder mal ein sehr energetischer und großartiger Abend mit den Gründern von SEPULTURA zu Ende, die Fans verlassen glücklich und gut durchgeschwitzt das Kesselhaus und strömen in die Berliner Nacht.
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