Mantar & Downfall Of Gaia
Sprengkraft mit DIY-Charme
Konzertbericht
Köln, , 20.04.2019: MANTAR, DOWNFALL OF GAIA, CHAPEL OF DISEASE
Der Andrang am Einlass der Essigfabrik ist groß, schließlich sind MANTAR in der Stadt. Das derzeit beständigste Abrisskommando kann seine Fanbase mit jeder neuen Veröffentlichung vergrößern. Dass die Schlange so lang ist, gerät für die eröffnenden DOWNFALL OF GAIA allerdings zum Nachteil.
So muss sich das Post-Black-Metal-Quartett heute mit einem vergleichsweise kleinen Publikum begnügen. Zudem sind die Zuschauer nach dem Betreten der Halle noch lange nicht auf Betriebstemperatur. Allerdings gelingt es DOWNFALL OF GAIA in den folgenden 40 Minuten auch nicht, das zu ändern.
DOWNFALL OF GAIA reißen nicht mit
Zwar gerät die Show der Band alles andere als schlecht. Wirklich mitreißend gestaltet die Combo das Treiben auf der Bühne aber nicht. Die Musiker stehen eben da und spielen ihre Songs. Dass die Band auf jegliche Ansagen verzichtet, soll vermutlich für eine dichte Atmosphäre sorgen. Ein bisschen mehr als ein gelegentliches „Dankeschön“ hätte aber sicherlich dazu geführt, dass die Zuschauer mal etwas mehr aus sich herauskommen. Solide Show, aber mit viel Luft nach oben.
„Die sehen aus als würden sie auf der Bühne jeden Moment einschlafen“, raunt ein Zuschauer derweil beim Gig von CHAPEL OF DISEASE. Köln ist der einzige Abstecher der Tour, bei dem die Death Metaller als zweiter Support-Act am Start sind. So langweilig, dass einem jeden Moment die Augen zufallen könnten, ist ihre Show allerdings absolut nicht.
CHAPEL OF DISEASE sorgen für höfliches Kopfnicken
Trotzdem plagen auch CHAPEL OF DISEASE die gleichen Probleme wie DOWNFALL OF GAIA. Musikalisch ist zwar alles in Butter, doch bietet die Band keinerlei Show. Auch in Sachen Kommunikation mit dem Publikum belassen es die Musiker beim absoluten Mindestmaß. Dass ist sehr schade, denn die durchweg starken Songs hätten mit einer energetischeren Darbietung heute durchaus was reißen können. So bleibt es bei höflichem Kopfnicken der Zuschauer.
Die anschließende Umbaupause gerät auffällig lang. Über die Anlage ist eine Stimme zu hören, die sich über den Sound des Schlagzeugs beschwert. Als dann endlich AC/DC in voller Lautstärke aus den Boxen ertönen, bricht bereits der erste Jubel aus. MANTAR entern die Bühne, entledigen sich ihrer Hoodies – und das Massaker beginnt.
Von der ersten Sekunde an legt das Duo eine angepisste Attitüde an den Tag, von der sich die restliche Metal-Welt eine gehörige Scheibe abschneiden sollte. Dass ein Großteil des Materials ziemlich gleichförmig daher kommt, interessiert Live noch weniger als auf Platte. Um sich darum zu scheren, ist die Performance der Band schlicht viel zu gut.
Doch die heutige Wut von MANTAR hat einen bestimmten Grund. Und der hängt mit besagtem Schlagzeugmikrofon zusammen. „Arbeitet überhaupt einer in dem Laden hier?! Sonst denkt euch die Kickdrum einfach dazu“, kotzt sich Frontmann Hanno Klänhardt über den unbefriedigenden Bühnensound aus. Eine scherzhafte Drohung an das Publikum folgt sogleich: „Erinc hat was kaputt gemacht. Aber ihr seid noch nicht kaputt, sondern habt noch sehr viel Leben in euch. Das müssen wir ändern.“
MANTAR reihen Hit an Hit
Dafür sorgen sowohl neue Abrissbirnen wie „Age Of The Absurd“ und „Seek + Forget“ als auch ältere Hits wie „Era Borealis“. Letzterer Song hat sich seit seinem Erscheinen zu einer Art „Smoke On The Water“ im MANTAR-Kosmus entwickelt. Ohne diesen Track geht es einfach nicht mehr. Dementsprechend lauthals singt das Publikum mit: „This is era borealis/ This is death über alles“.
Die hiermit entfachte Leidenschaft würde manch anderer Band bereits genügen. MANTAR aber wollen stets das extra Quäntchen mehr: „Habt ihr Bock auf Action? Dann dreht mal ordentlich am Rad. Wir sind noch lange nicht am Ende!“ Mit dem folgenden „Cross The Cross“ untermauert das Duo Klänhardts Worte eindringlich.
Kurz vor dem Schlussakt der heutigen Zerstörungsorgie gibt sich der Schreihals ein wenig sentimental. „Danke, dass so viele gekommen sind. Wir haben noch ein, zwei Hits dabei, bevor wir euch nach Hause schicken.“ Die eigenen Songs schon als Hits zu bezeichnen, ist nicht gerade bescheiden. Im Falle von MANTAR wäre Bescheidenheit aber auch fehl am Platz. Schließlich begeistert die Band Abend für Abend auf ganzer Linie.
Fotos und Bericht aus Marburg: Richard Mertens
Bericht aus Köln: Dominik Rothe
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