Mantar & Downfall Of Gaia
Sprengkraft mit DIY-Charme
Konzertbericht
Marburg, KFZ, 05.04.2019: MANTAR, DOWNFALL OF GAIA
Auf der musikalischen Landkarte zählt Marburg sicherlich nicht zu den Dauerbrennern, was Konzerte anbelangt. Aufgrund der zahlreich dort vertretenden Studenten zeigt sich die beschauliche hessische Mittelstadt am ersten gemeinsamen Tourtag von MANTAR und DOWNFALL OF GAIA jedoch äußert lebendig und erscheint mit über 300 Besuchern zahlreich im Kulturzentrum KFZ. Der Veranstaltungsort war bis vor wenigen Jahren noch in einem älteren Gebäude beheimatet, hat den Umzug mittlerweile aber gut verdaut und spielt seine Stärken voll aus. Neben köstlichem Bosch-Bier werden nämlich insbesondere sound- und lichttechnisch optimale Voraussetzungen geboten.
Erst einmal gehen die Lichter aber aus, als DOWNFALL OF GAIA pünktlich um 20:30Uhr auf der Bühne erscheinen und sich dem ruhigen Intro hingeben, ehe Blastbeat und Stroboskop ablösen. Unterbrochen werden die wüsten, teils deutlich Crust und Sludge atmenden Passagen oft von seichten Momenten, die zum schwelgen einladen. Die Mischung zeigt Wirkung: Der Moshpit flammt zwar vorerst nur kurz auf, allerdings wogen die ersten Reihen in sich gekehrt mit. Ansagen von der Band gibt es bis auf ein paar eingestreute „Dankeschön“ keine, vielmehr wird sich auch hier vollends mit oftmals geschlossenen Augen der Musik hingegeben.
Möglicherweise auch dadurch bedingt, gerät das Gekeife, das mitunter von drei Musikern kommt, an einigen Stellen etwas flach. Die Setlist fokussiert sich vornehmlich auf das neue Werk, wobei mit Gitarrist Marco und Schlagzeuger Michael mittlerweile auch zwei Mitglieder in der Band sind, die auf älteren Veröffentlichungen noch nicht mitgewirkt haben. Zum Abschluss wird „Of Withering Violet Leaves“ präsentiert, welches durch seinen gefühlvollen Klargesang ein besonderes Ausrufezeichen setzen kann, ehe die Musiker nacheinander sukzessive die Bühne verlassen. Ein wahrlich intensives Aufwärmprogramm, welches auf beachtlichen Anklang stößt.
Galerie mit 19 Bildern: Downfall Of Gaia - Tour 2019, KFZ, MarburgBei MANTAR heißt das Motto dann aber eindeutig „Anschnallen und Abfahrt“. Über die Präsenz und den umwerfenden Sound der aus lediglich zwei Musikern bestehenden Band wurden schon viele Zeilen geschrieben, die sicherlich genau so auch auf den heutigen Abend zutreffen würden – eine wahre Urgewalt an Band, die hier ab der ersten Sekunde auf Marburg losgelassen wird. Ohne große Umschweife braten die beiden einen Song nach dem anderen von den mittlerweile schon drei Studioalben durch. Der Pit ist direkt auf Betriebstemperatur und wird erfreulicherweise auch von so manch weiblicher Person angetrieben.
Sänger und Gitarrist Hanno holt Konzert für Konzert alles aus sich, seiner Gitarre und seiner Verstärkerwand heraus – was mitunter auch schon zum Stimmverlust geführt hat, wovon heute aber keine Rede sein kann, zumal die Band auch planmäßig vor dem Termin in Marburg eine kurze Tourpause eingelegt hat. Schlagzeuger Erinc liefert musikalisch ebenfalls druckvoll ab, gehört jedoch zu den ruhigeren Vertretern, wirkt dabei aber ungemein sympathisch und wird mitunter sogar Opfer der launischen Ansagen von seinem Bandkollegen. Hanno mit Blick auf den an diesem Abend nicht allen Besuchern zugänglichen Bereich: „Erinc, los geh und sammel das erhöhte Eintrittsgeld von den VIP-Gästen dort oben auf dem Balkon ein“. Zudem wird sich noch kurz erkundigt, wer schon beim ersten MANTAR-Gastspiel in Marburg vor zwei Jahren mit von der Partie war, nur um kurz festzuhalten, dass heute erfreulicherweise mehr Besucher anwesend sind.
Das KFZ brennt
Anschließend heißt es wieder Base-Cap gerichtet und weitergezockt. Dabei ist es auch nahezu egal, welchen Song das Duo raushaut, das KFZ brennt durchgehend. MANTAR schaffen es stets der Menge authentisch zu verklickern, wer hier am meisten Bock auf den Abend hat – sie selbst. „Era Borealis“ sticht aufgrund der markanten Mitgröhl-Passage sicherlich heraus, doch auch die neuen „Age Of The Absurd“ und „Seek + Forget“ sowie die vom Debüt stammenden „Astral Kannibal“ und „Spit“ besitzen diese ureigene Sprengkraft.
Wer auf hohem Niveau meckern möchte, könnte möglicherweise anführen, dass viele Songs einen ähnlichen Aufbau vorweisen und der Band somit eine kürzere Spielzeit besser zu Gesicht stehen würde. Anmerkungen, die das Duo ob des großen Zuspruchs am heutigen Abend sichtlich wenig interessieren dürften, zumal Hanno das Bandlogo von AC/DC (dem Inbegriff von ähnlichen Songstrukturen (auf hohem Niveau)) gleich zweimal auf seiner Haut verewigen lassen hat. Großes Rockstargehabe haben MANTAR allerdings nicht nötig und verabschieden die erschöpften Besucher mit dem sanften „Orinoco Flow“ von ENYA in die Marburger Nacht.
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