Manowar
Earthshaker Fest 2005

Konzertbericht

Billing: Dimmu Borgir, Hypocrisy, Manowar und Rhapsody
Konzert vom 2005-07-21 | Open Air, Geiselwind

Tag 3: Samstag. Sonnenschein! Ich erhebe mein Haupt extra früher um mir DISBELIEF anzusehen, bekomme es dann aber irgendwie zeitlich nicht auf die Reihe. Was im Nachhinein auch gut so war, denn kurz nach Mittag erreicht mich die zornige Kunde, dass die erste Band des Tages, BLUDGEON, nach hinten verschoben wurde und alle Bands des Tages deshalb etwa 30 Minuten eher spielen. Dass es im Endeffekt meistens 50 Minuten früher war ist an sich schon eine Frechheit, der Abschuss war jedoch, dass es keinerlei Bekanntmachungen gab und so viele Fans AFTER FOREVER, DISBELIEF und DESTRUCTION verpasst haben. Die ganze Sache zog sich bis in den Nachmittag hinein, als ich ein paar enttäuschten Leuten erklären musste, dass MASTERPLAN statt wie geplant um 16.00 Uhr bereits etwa um 15:15 Uhr angefangen hatten. Deswegen ist es wohl auch recht leer vor der Bühne. MASTERPLAN freuen sich über den Sonnenschein und liefern eine exzellenten Auftritt mit einem guten Querschnitt durch ihre beiden Alben ab. Zu meinem Ärger spielen jedoch auch sie kürzer als geplant (15 Minuten weniger) und eine Zugabe gibt es auch nicht. Auch hier sind wieder permanent „Manowar“-Rufe zu hören, eine sehr schöne Geste gegenüber der aktuellen Band, wie ich finde (Achtung, Ironie!). Danach jedoch kommt das absolute Highlight des Festivals. Ich freue mich schon auf die schwedischen HYPOCRISY, da treten ein paar Menschen auf die Bühne. Einen erkenne ich als den Besitzer des Autohofs und Initiator des Festivals, Anton Strohofer, ein Mann, der sowieso schon in Geld schwimmt und das Festival bestimmt nicht aus reiner Liebe zum Metal und dessen Fans veranstaltet, da er wohl soviel mit Metal zu tun hat wie ein Toastbrot mit der Mondlandung.

Ein anderer ist MANOWAR Bassist Joey deMaio. Stolz verkündet „Tony Strohofer“, für alle die es noch nicht wissen, dass ja die Gruppe „Manowarrrr“ heute Abend spielen wird und da ist natürlich sein „Freund Joey“ (Zitat Ende) auch dabei. Besonders helle Freude im Publikum löst dann die Ankündigung aus, dass er für uns „einen tollen Teppich aus Naturprodukten ausgelegt hat“. Na wenn das mal nichts ist, auf Teilen der schlammigen Wiese vor der Bühne wurde Rindenmulch verteilt. Welch Neuerung, so was haben andere Festivals bestimmt nicht… Als wäre das und die offensichtliche Verbrüderung von deMaio und Strohofer auf der Bühne nicht schon genug (deMaio nennt Strohofer den „Godfather“), schießt ein Radio Gong Moderater den Vogel entgültig ab, als er eine seltsame Band namens (wortwörtlich) „Heipokreis“ ankündigt… sehr zu meiner Enttäuschung, hatte ich mich doch auf HYPOCRISY gefreut. Ein Glück nur dass der Frontmann der Band aussieht wie Peter T. und das erste Lied „Fractured Millenium“ auch genauso klingt wie das von HYPOCRISY… trotz direkter Sonneneinstrahlung auf die Bühne, lassen es die Schweden ordentlich krachen. Zwar herrscht auch hier eher weniger Stimmung im Publikum und die Reihen sind immer noch recht licht, aber der Auftritt ist erste Sahne und zu Stücken wie „Roswell ´47“ oder „Adjusting the sun“ lässt es sich einfach gut bangen. Von den angekündigten 60 Minuten spielt die Band allerdings nur knapp 45, was mich mittlerweile mächtig ärgerlich macht. Aber immerhin wird es dann rosa: J.B.O. entern die Bühne und halten, wie eigentlich immer, dass, was sie versprechen: Spaß und Lärm. Die Show ist immer noch die Gleiche, Pavarotti singt immer noch und auch die aufblasbaren Buchstaben im Hintergrund samt zugehöriger Requisite sind dabei. Gutgelaunt wird über alles gescherzt, sogar über die Headliner des Festivals, MANOWAR. Stücke wie „Ich will Lärm“ und „Ein guter Tag zum Sterben“ machen die ganze Sache hieb- und stichsicher.

Dann Kontrastprogramm: DIMMU BORGIR. Der strahlende Sonnenschein nimmt der Show der angemalten, finsteren Norweger so einiges, aber immerhin geben diese ihr bestes und die meisten Fans sind nach dem Ende und der Zugabe mit „Mourning Palace“ wohl zufrieden. Danach aber geht’s ab in die Umbaupause für MANOWAR. Schon eine Stunde vor Beginn laufen die Massen zusammen und ich schau mir lieber STORMWARRIOR mit Kai Hansen auf der Eventstage an, zurecht eine der meistgerühmtesten Bands des Festivals, denn sie zerlegen die Halle und haben wohl die meisten Headbanger des Festivals. Nach diesen ganzen „Vorbands“ für DIE Helden des Festivals (den Eindruck hatte man zumindest) geht es auf vor die Bühne zu MANOWAR. Die Verschiebung der ganzen Bands nach vorne erklärt sich nun: MANOWAR wollen länger spielen, deshalb wurde kurzfristig alles umgeworfen… tolle Sache! Dort wird man erst mal mit grellen Scheinwerfern, die auf das Publikum gerichtet sind, empfangen. Halbblind ist die Bühne gerade noch so erkennbar. Hier muss ich eines vorweg sagen: ich bin und war nie MANOWAR-Fan. Meine Erwartungen waren dementsprechend niedrig und ich kann daher auch nicht wirklich viel zu den einzelnen Songs sagen. Aber wir haben ja keine Vorurteile, ich bin lediglich gespannt wie viel wirklich an dieser Band dran ist, dass sie so beliebt sind.

Nach einem Intro geht es direkt los – der Sound ist erstaunlich gut und richtig laut. Nach drei Songs geht dann das los, was ich befürchtet hatte: Papa Joey erzählt seinen Fans was. Und das nicht nur kurz, sondern teilweise 5 Minuten am Stück und länger. Sein Bass-Solo fällt glücklicherweise ins Wasser… dafür unterbricht der selbstverliebte Musiker mitten in einem Lied, weil die Drums nicht perfekt klingen und für seine (!) tollen Fans, die tolles (!) Geld für die Show bezahlt haben, da will er natürlich nur das Beste. Entschuldigt wird das mit den Worten „Now I’m gonna show you how a soundcheck works.“ Hat ja auch noch nie jemand gesehen. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Die Idee, ehemalige Bandmitglieder auf die Bühne zu holen ist zwar nicht schlecht, verliert sich aber irgendwo zwischen Preisverleihungen an Leute die man nicht kennt und endlosen Monologen darüber, warum Deutschland den Heavy Metal besitzt. Zur Show lässt sich sagen, dass ich schon bei einer Garagenband eine bessere gesehen habe. Ich guck mir die Sache eine ganze Weile lang von verschiedenen Punkten vor der Bühne an und finde mich immer inmitten unzufriedener Fans wieder. Kein Wunder, denn MANOWAR geben sich derartig selbstverliebt und von sich selbst überzeugt, dass die Musik zur Nebensache wird. Joey’s Gerede zerstört die Stimmung und nervt einfach nur. Als Überraschung fallen dann irgendwann zwischen einem Lied und einem Monolog plötzlich die Vorhänge vor den seitlichen Bühnentürmen herunter und dahinter sitzt ein Chor sowie ein Orchester, beides extra aus Tschechien herbeigeschafft. Ersteren hört man kaum, Zweiteres kommt vom Band, wie mir mehrmals versichert wurde. Das Maß für mich ist jedoch voll, als deMaio den „godfather“ Anton Strohofer auf die Bühne holt, ihm (mal wieder) dankt, dass MANOWAR spielen dürfen und dann auch noch Strohofer’s Töchter mit auf die Bühne kommen. Als deMaio dem „godfather“ dann auch noch „Heart of steel“, pardon, „Herz aus Stahl“ auf Deutsch widmet, weil der Anton ja kein Englisch kann, ist es genug für mich und ich verlasse das Gelände. Es gibt einfach Dinge, die muss man sich nicht antun. Mit mir gehen viele andere, aber wenigstens kann man das abschließende Feuerwerk auch vom Zeltplatz aus sehen.

Manowar

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19.10.2005

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