Doom und Metal auf der Insel
Malta Doom Metal Fest 2017

Konzertbericht

Billing: Hell, The Doomsday Kingdom, Wheel (DE), Excruciation, Witchwood, Rage Of Samedi, No Good Advice, A Broken Design, Risen Prophecy, Atlantean Kodex, High Fighter, King Witch, Desaster und Sacrilege (NWoBHM)
Konzert vom 27.10.2017 | Chateau Buskett, Siggiewi, Malta

Zur Location seien auch ein paar Worte verloren: Das MDM, wie das Malta Doom Metal Fest liebevoll genannt wird, findet im einzigen Wald Maltas im Chateau Buskett statt. Von einem Schloss sehen wir nicht viel. Restaurant, Terrasse, Garten beherbergen mehr Hochzeiten als Konzerte. Darum ist die Deko hier nicht schwarzmetallisch, sondern besteht aus wallenden weißen Vorhängen, Lichtergirlanden, weißen Schnörkelstühlen und so. Die Preise sind für deutsche Verhältnisse günstig und das Beste: Man kann Ende Oktober nachts noch draußen sitzen, sofern man sein Hoodie mitbringt.

Live Foto vom Malta Doom Metal Fest 2017

Abendstimmung beim Malta Doom Metal Fest 2017

SACRILEGE (NWoBHM)

Galerie mit 15 Bildern: Sacrilege auf dem Malta Doom Metal Fest 2017

Bands mit Namen SACRILEGE gibt es viele. Im Chateau spielt heute die NWoBHM-Legende aus England. Von der 80er Originalbesetzung ist nur noch Sänger Bill Beadle übriggeblieben, trotzdem klingt das Ganze noch sehr nach BLACK SABBATH, JUDAS PRIEST und anderen Verdächtigen. Basser Jeff Roland ist zwar kein Originalmitglied, aber ein echtes Original mit Grimassen und kurzweiligem Posing und Drummer Neil Turnbull setzt sich mit verschiedenen Masken hinter seinem Schlagzeug in Szene. Die Engländer haben viele Songs ihrer 2015er Compilation „Ashes To Ashes“ dabei und bieten eine kurzweilige Zeitreise in die Antike des Heavy Metal. Das freut einige Leute hier sehr, die stehen mit gereckten Fäusten vor der Bühne und brüllen sich die Seele aus dem Leib. Ich atme den Spirit von SACRILEGE und auch den von BLACK SABBATH in ihren großartigen Anfangsjahren und beschließe, dass ich mir das olle Sandwich erst in der Umbaupause holen werde, auch wenn da großes Gedränge am Futterstand herrscht.

WHEEL

Galerie mit 17 Bildern: Wheel auf dem Malta Doom Metal Fest 2017

Für die Fans, die dem wahren, dem reinen Doom fröhnen wollen, kommt jetzt die Erlösung: WHEEL machen genau das, klassisch und episch. Und düster und traurig und intensiv, huh! Sänger Arkadius Kurek singt klar und lässt uns direkt an seinen Schmerzen teilhaben. Themen sind die gefrorene Sonne, Icarus (na, da brannte die Sonne noch), die Mühlen Gottes und eine verstorbene Liebe – das Leben ist schrecklich und hoffnungslos. Und jetzt sind wir so weit: Die Fans stehen in Scharen vor dem Mischpult, wiegen sich in Verzweiflung und hören genau zu. Eigentlich bräuchte man noch ein Sofa, erklärt mir ein Die-Hard-Doom-Fan, um sich noch besser in die Musik hinein begeben zu können. Ich bin froh, dass es hier kein Sofa gibt. Mir reicht die Intensität schon im Stehen, WHEEL schlagen wirklich aufs Gemüt. Vielleicht kann der ein oder andere unbelastet in diesen Emotionen herumschwimmen, mir zieht das fast die Schuhe aus. Für Intensität bekommen WHEEL 10 Punkte, jeder muss selbst entscheiden, ob er das ertragen kann.

Setlist WHEEL:
Icarus
The Mills Of God
Hero Of The Week
Ethereal Sleep
And Then…
To My Love Departed
Frozen Sun

THE DOOMSDAY KINGDOM

Galerie mit 16 Bildern: The Doomsday Kingdom auf dem Malta Doom Metal Fest 2017

Da ist es gut, dass Leif Edling, der „Father Of Doom“, heute nicht mit AVATARIUM oder CANDLEMASS gekommen ist, sondern mit THE DOOMSDAY KINGDOM. Sänger Niklas Stålvind (singt auch bei WOLF) hat nämlich eine ordentliche Menge Powermetal mit in die Band gebracht und der steht ja eher für „happy“ als für doomige Depression. Die Setlist ist klar, es gibt bisher nur ein Album von THE DOOMSDAY KINGDOM, nämlich das gleich betitelte Debüt. Das epische „The Sceptre“ ist ein idealer Opener und entführt die Fans in andere Welten. Aber so gut Niklas seine Sache am Gesang auch macht, die Zuhörer rasten erst richtig aus, als Leif Edling seine Gitarre weglegt und das Mikro in die Hand nimmt. Er strahlt mit jedem Ton, den er singt, Finsternis und Depression aus und  trieft vor gelebtem Doom. Stålvinds sympathische Art wirkt eher fröhlich, auch als er jetzt den Bass spielt. Als er das Mikro wieder schwingt, steigt Leif Edling kurz von der Bühne und begrüßt Fans in der ersten Reihe.

Setlist THE DOOMSDAY KINGDOM:
The Sceptre
The Never Machine
A Spoonful Of Darkness
Silent Kingdom
The Silence
The God Particle
Hand Of Hell

HELL

Galerie mit 18 Bildern: Hell auf dem Malta Doom Metal Fest 2017

HELL sind auch eine NWoBHM-Legende. Die „New Wave of British Heavy Metal“ war in den in den 80ern neu, heute ist sie Kult. Kult sind auch HELL. In den 80ern veröffentlichten sie nur Demos und EPs, die dann 2011 als Album zusammengefasst wurden, als Andy Sneap zur Band gestoßen war. Ein weiteres Album kam 2013. Es ist tatsächlich alles sehr kultig und auch sehr teuflisch, als HELL auf der Bühne stehen. An Sänger David Bower ist ein Theater-Schauspieler verloren gegangen und er ist einer von ganz wenigen Metalsängern, der kein Mikro in der Hand, sondern ein winziges vor dem Mund hängen hat. Der Teufel wird immer wieder besungen (klar, bei dem Bandnamen) und er scheint auch heute seine Hand im Spiel zu haben – behauptet jedenfalls David Bower, als die Samples nicht so vom Band kommen wie geplant. Das Publikum schreit begeistert: „Satan! Satan!“ und überhaupt ist jetzt die Hölle los, wie könnte es auch anders sein.

Live Foto vom Malta Doom Metal Fest 2017: Hell

David Bower bringt die Fans zur Raserei

Der Saal ist voll, die Luft ist dick und der Sound ist so infernalisch laut, dass einem trotz Stöpseleinsatz die Ohren dröhnen. Bower begibt sich immer wieder ans Absperrgitter und singt die Besucher direkt an. Im Verlauf des Auftritts verliert er einige Kleidungsstücke und geißelt sich den nackten Oberkörper, Kunstblut inbegriffen. Wow, was soll ich da sagen? Eine tolle Show und eines Headliners würdig.  Ein höllischer Abschluss für ein oberkultiges Festival!

Setlist HELL:
Gehennae Incendiis (Intro)
The Age Of Nefarious
Let Battle Commence
Something Wicked This Way Comes
Blasphemy And The Master
The Opressors
Darkhangel
Plague And Fyre
Land Of The Living Dead
The Quest
End Ov Day
The Devil’s Deadly Weapon
On Earth As It Is In Hell (Zugabe)

Ach, und schon ist das Malta Doom Metal Fest vorbei. All killer no filler! Bei 14 Bands war kein einziger Ausfall dabei war und das ist jetzt nicht nur meine Meinung, sondern auch die der Leute im Shuttlebus und im Hotel. Die Bandauswahl war jetzt nicht so klassisch doomig, wie man es dem Namen nach erwarten würde, aber viele Bands hatten zumindest mit den Doom-Unterarten Sludge und Stoner zu tun. Wir pfeifen einfach auf Schubladendenken, schauen nächstes Jahr kurz aufs Billing und fliegen dann bestimmt wieder ins wunderschöne Malta, wo die Doom und Metalszene so gut zusammenhält und man mit offenen Armen empfangen wird.

Live Foto vom Malta Doom Metal Fest 2017

Malta Doom Metal Fest 2017

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26.11.2017

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1 Kommentar zu Doom und Metal auf der Insel - Malta Doom Metal Fest 2017

  1. Glen - MDM sagt:

    Thanks Dagmar for this great review! See you next year!