Doom und Metal auf der Insel
Malta Doom Metal Fest 2017
Konzertbericht
Samstag, 28. Oktober 2017
Wer schon einmal beim Doom war, der weiß, dass da die Uhren anders ticken als bei Heavy-Metal-Konzerten. Da laufen die Bands zum Beispiel einfach überall im Konzertsaal rum, als wenn sie keinen Backstage-Bereich hätten. Manche Bands bleiben gar das ganze Festival über da und mischen sich unter die Fans. Du weißt also nie, ob der Typ, mit dem du heute so lange laberst, nicht am nächsten Tag plötzlich als Headliner auf der Bühne steht. Für den reibungslosen Ablauf des Festivals sorgen die vielen freiwilligen Helfer, von denen eine Menge – wie soll es anders sein – in maltesischen Metalbands spielen: FORSAKEN, VICTIMS OF CREATION, SACRO SANCTUS, um nur einige zu nennen. Das nennt sich metallischer Enthusiasmus!
Galerie mit 18 Bildern: Impressionen vom Malta Doom Metal Fest 2017A BROKEN DESIGN
Galerie mit 14 Bildern: A Broken Design auf dem Malta Doom Metal Fest 2017Ebenso A BROKEN DESIGN: Sie haben die Ehre, den zweiten Tag des Malta Doom Metal Festes zu eröffnen. Leider machen HELL einen exzessiven Soundcheck und A BROKEN DESIGN können erst mit einer dreiviertel Stunde Verspätung beginnen. Die Festivalbesucher haben solange in der schönen maltesischen Sonne gesessen und kriegen wohl nicht gleich ihre Hintern hoch. Es ist erst mal recht leer vor der Bühne. Aber da hier alle Bands mindestens 45 Minuten Spielzeit bekommen, kriegt auch die „Stoner-Hoffnung von Malta“ (Zitat: Veranstalter Albert) die Bude nach und nach voller. Die Jungs haben bestimmt viel BLACK SABBATH gehört. Knarzende Gitarren, Breaks, viel Druck und die rauhe Stimme des Sängers ziehen die Anwesenden in den Bann – schade, dass noch so viele Leute draußen abhängen.
NO GOOD ADVICE
Galerie mit 15 Bildern: No Good Advice auf dem Malta Doom Metal Fest 2017Als nächstes ziehen Stoner Rocker aus Italien alle Register. Mal rockt es, mal schleppt es, mal treibt es und plötzlich ist es richtig, richtig laut. Modernes Zeug wechselt sich ab mit pupstrockenem Stoner Rock. „This is so Stoner Rock, this is so Metal, this is so Doom!“ schreit Sänger Liviu Cadeddu, „I want to hear your voice!“ und erntet dafür immer wieder „Hey! Hey! Hey!“-Chöre vom Publikum. Die Songs von NO GOOD ADVICE sind immer wieder für interessante Überraschungen und Kehrtwendungen gut. Ich weiß ja nicht, was ein „Super Looper Groover“ sein soll, aber der Song groovt tatsächlich wie eine fette, gut geölte Maschine. Wenn Gitarrist Lorenzo Moffa nicht gerade tobt ohne dabei seine zahlreichen Pedale zu vernachlässigen, spielt er auch mal im Sitzen. Seine Hose verliert er fast, aber seine Gitarre hat er voll im Griff. Fett! So fett, dass ich meinem Vorsatz untreu werde und eine CD kaufe: „From The Outer Space“.
Setlist NO GOOD ADVICE:
Black Monolith
Napalm
Suicide Inside
Frozen Tide
Space Suffers
Mammuth
Super Looper Groover
RAGE OF SAMEDI
Galerie mit 15 Bildern: Rage Of Samedi auf dem Malta Doom Metal Fest 2017Böse, böse, böse! Die Jungs vom hintersten Ende der Pfalz – nämlich Zweibrücken – schrauben den Gruselfaktor ganz nach oben. Doom, Sludge, Deathcore verrühren sie zu einem wüsten Gebräu und lassen sogar lange Haare zu Berge stehen. Auch wer die Band nicht kennt und keine Ahnung hat, worum es geht, spürt den Zorn des Bösen. Wer da so zornig ist? Baron Samedi, einer der Totenherrscher im Voodoo-Kult auf Haiti. Das hat mir Bassist Sam Durango vorhin erzählt (sagte ich doch: Die Bands laufen hier im Publikum rum und lassen mit sich reden). Sänger Lou Cifer singt, schreit, keift oder lacht wie ein Besessener, die Riffs sind trostlos, bleischwer, schleppend. Man muss Rückkopplungen und andere ekelhafte Töne ertragen, einen Chor der Hoffnungslosigkeit überstehen: RAGE OF SAMEDI wissen, wie man triggert. Ganz klar: Sie sind gekommen, um uns das Fürchten zu lehren. Ich kaufe die CD „Children Of The Black Sun“ und weiß nicht einmal, ob ich mich jemals trauen werde sie anzuhören.
Setlist RAGE OF SAMEDI:
Abyss
Children Of The Black Sun
God Accepts
Buried
Psychopath Job
Digging The Ashes
Sliding Downwards
Choose Your God
Raven Black Soul
WITCHWOOD
Galerie mit 18 Bildern: Witchwood auf dem Malta Doom Metal Fest 2017Und dann kommt die Überraschung des Festivals: WITCHWOOD! Die Italiener aus Faenza starten mit einem meiner Lieblingsriffs und spielen dann tatsächlich ein paar Takte von „Gipsy“ (URIAH HEEP), brechen aber nach der ersten halben Strophe ab – oooooch! Nur Soundcheck! Schade, das war wirklich gigantisch. Aber es stellt sich heraus, dass WITCHWOOD einen Coversong gar nicht nötig haben. Allerdings haben sie mit dieser Aktion viel Aufmerksamkeit erregt (kluger Schachzug), denn plötzlich ist die Bude voll. Die Jungs haben einen Querflötisten und einen Keyboarder dabei. Bei den älteren Gästen kommen immer mehr Erinnerungen an die glorreichen Siebziger hoch: JETHRO TULL, URIAH HEEP, IRON BUTTERFLY und nicht zuletzt an die STRAWBS mit ihrem Album „From The Witchwood“ (1971), das – vielleicht – den Bandnamen gestiftet hat. Progressive Psychedelic Southern Vintage Rock mit modernen Elementen? Egal, wie man das nennt, die Italiener packen das Publikum mit Haut und Haar. Viele andere Bands des Tages (und welche von gestern) stehen im Publikum und schwenken Fäuste, Haare, Bierbecher zusammen mit den völlig austickenden Fans und auch mit vielen vom Orga-Team. Das ist außergewöhnlich und macht richtig Gänsehaut. Alle Daumen hoch für die unglaublichen WITCHWOOD! Und ja, auch deren CD „Handful Of Stars“ muss ich mir natürlich kaufen…
Setlist WITCHWOOD:
Intro
Like A Giant In A Cage
Liar
Flaming Telepaths
A Grave Is The River
A Place For The Sun
Handful Of Stars
EXCRUCIATION
Galerie mit 17 Bildern: Excruciation auf dem Malta Doom Metal Fest 2017Eigentlich war jetzt Abendessen geplant, das Frühstück ist lange her. Aber nun steht erst mal Death Doom aus der Schweiz auf der Speisekarte. Die ersten drei Songs von EXCRUCIATION verbringe ich im Fotograben und damit haben mich die Züricher am Wickel. Ade, du leckeres maltesisches Sandwich, ich kann jetzt hier nicht weg! Was sich beim kurzen Reinhören im Internet eintönig anhörte, stellt sich als intensives Spiel mit Monotonie und Atmosphäre heraus. Ein guter Schuss CELTIC FROST ist da drin, aber mehr Doom als bei den Schweizer Kollegen. Sänger Eugenio hat eine schöne Stimme, gar nicht OZZY-mäßig, die trägt gut. Basser D.D. Lowinger punktet mit einem Black-Metal-Gesicht und metallischem Stage Acting. Eine Cola für drei Euro gibt es neben der Bühne, der Blutzucker ist gerettet. Das wäre echt dumm gewesen, EXCRUCIATION nicht ganz anzuhören. Sie spielen nämlich auch noch einen unveröffentlichten Song: „Towards The Sun“, sehr atmosphärisch!
Setlist EXCRUCIATION:
Lutheran Psalms
The Scent Of The Dead
Murmansk II
Olympus Mons
Towards The Sun
December 12
Mother South
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Thanks Dagmar for this great review! See you next year!