Majesty
"Generation Steel Tour 2015" in Berlin
Konzertbericht
Da wird ja der Stahl im Schmelzkessel verrückt: MAJESTY beehren die Hauptstadt schon wieder! Gerade mal ein Jahr ist es her, dass die Freunde engen Leders in Berlin (g)riffige Hymnen ins Metal-Publikum gefeuert haben. Da MAJESTY seit jeher daran interessiert sind, in nahezu jedem Song der Metal-Gemeinde ein verbindendes Ständchen zu singen, ist die Namenswahl des aktuellen Longplayers keine große Überraschung. Ebenso wenig der übergreifende Titel der daraus hervorgehenden Live-Termine: „Generation Steel Tour 2015“. Willkommen im K17, ihr stahlharten Damen und Herren! Und willkommen EVIL INVADERS und BLOODBOUND, die als Support am Start sind.
Dabei sind EVIL INVADERS gar nicht so „evil“, wie ihr Name verlauten lässt. Die Frisuren gedenken inklusive Pony und Koteletten nostalgisch wild den 80ern, die hohen Schreie von Fronter Joe scheinen direkt aus ebendieser Zeit zu schallen. Drumherum ist (phasenweise etwas zu) viel Kunstnebel, dafür zeigt sich der Sound von seiner besten Seite. Gut aufgelegt sind auch die Belgier, die Mitte Februar ihr Debüt „Pulses Of Pleasure“ rausgebracht haben. So hat man reichlich brandaktuelles Material in petto, das sich munter in der illustren Schnittmenge aus Speed Metal und Thrash der alten Schule bewegt. Im Umkehrschluss heißt das: Hier wird so einiges an Dynamik, fixen Riffs, schnellen Drums und flinken Soli geboten. Ein paar melodischere Parts mischen sich darunter, und weil das Ganze technisch durchweg ordentlich über den Bühnenrand gebracht wird, kann man schon bei Band Nummer eins überraschend viele Bierträger und Mattenschütteler im Großraum des K17 sehen. Und während etliche Combos mit Kunstblut auf die Bretter gehen, kann der Gitarrist mit einer waschechten Platzwunde aufwarten. Also doch ganz schön „evil“, die Landesnachbarn.
Hatte ich gesagt, dass der EVIL-INVADERS-Frontmann seine Texte eher im hohen Bereich in die Menge quietscht? Das kann Patrik „Pata“ Johansson von BLOODBOUND noch mal deutlich toppen. Wo holt der diese Stimme her? Egal, auch die Schweden haben ein frisches Werk am Start – logisch, im Hause BLOODBOUND läuft die Produktion seit 2006 auch mehr als eifrig –, und während „Stormborn“ bei metal.de nur mäßig angekommen ist, werden die Songs heute Abend gut angenommen. Die Meute klatscht und brüllt mit, und auch die Dame mit der sagenhaften Tina-Turner-Gedächtnisfrisur hat sichtlich Spaß. BLOODBOUND beweisen schon mit ihrem aktuellen Plattencover ihre Vorliebe für eher kitschig angehauchten Power Metal. Immer wieder musiziert man sich in die Melange aus POWERWOLF, HAMMERFALL, SABATON und Konsorten, live zündet das Material aber weitaus besser als im Player. Und so füllen sich die Reihen parallel zu den immer konsequenter über die Bartheke schwankenden Bierbechern. Prost, und weiter im Takt!
Stahlhart? Nun ja, anno 2015 klingen MAJESTY auf Platte eher aufgeweicht. Live schaut das dann schnell mal ganz anders aus, doch allein die über die Jahre ebenso leicht bis doll verweichlichte Stimme von Bandkopf Tarek sorgt nicht selten für den einen oder anderen Kitschfaktor. Sei es drum. Die Band ist trotzdem ein Garant, wenn es um klassischen Heavy Metal geht, und das nicht mehr nur in Deutschland. Da gehört dann auch eine Portion Schwülstigkeit zu, da sind die Texte eben nicht von inhaltlicher Tiefe geprägt, da wird gepost, bis die Lederhose zwickt, da werden die Gitarren beim Finale wie gewohnt gekreuzt, da gibt es reichlich Ansagen, viel Bewegung, Liebesbekundungen an die Szene und so einige Hooklines, die so simpel gestrickt sind, dass man sie schon beim zweiten Hören mitgrölen kann. Und ganz ehrlich? Ist doch super! Der eine oder andere Black-Metal-Frontmann beschimpft sein Publikum am laufenden Band, Tarek setzt auf Friede, Freude, Eierkuchen und metallische Gemeinschaft. Daraus entsteht dann ganz fix eine feuchtfröhliche Party, zu denen MAJESTY, so ist es einfach, aufgrund ihres inzwischen sieben Studioalben umfassenden Backkatalogs genau den richtigen Soundtrack haben. Den Auftakt macht dann gleich ein Neuling: „Hawks Will Fly“ vom aktuellen Album „Generation Steel“ fliegt durchs K17 und wirbelt sofort nicht wenige Mähnen auf. Beim treibenden Nachfolger „Fields Of War“ ist noch mehr Haarrotation angesagt, bevor „Time For Revolution“ das Tempo wieder etwas senkt. MAJESTY sind angekommen, und die Party kann sowas von steigen! Da räumt man nach dem vierten Song schon mal Platz für ein Drumsolo ein, die Gitarren-Soloshow folgt etwas später. In der Summe hätten MAJESTY beim Setlistbau noch mehr auf ältere Nummern setzen können, vor allem das Fehlen der Debütalbum-Hymne „Hail To Majesty“ irritiert. Songs, die immer dabei sind, rocken hingegen auch heute ordentlich: Gemeint sind „Sword And Sorcery“, „Into The Stadiums“, „Hellforces“ und natürlich „Metal Law“. Doch auch die neuen Lieder werden gefeiert, als wäre Sale im Ledergeschäft. True-Metal-Spaß beiseite, MAJESTY liefern, was die Leute an einem ausgelassenen Freitagabend sehen und hören wollen: die ganze Palette an harten und weichen Heavy-Metal-Trümpfen, die man so im Ärmel hat, technisch versiert, rundum motiviert und alles andere als affektiert – MAJESTY meinen das schon so mit der „Metal Union“, und genau so endet der Auftritt dann auch.
Setlist MAJESTY:
Intro
Hawks Will Fly
Fields Of War
Time For Revolution
Shout At The World
Drum-Solo
Hellforces
War For Metal
Generation Steel
Gitarren-Solo
Into The Stadiums
The Last Reward
Thunder Rider
Circle Of Rage
Sword And Sorcery
Metal Law
Metal Union
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