Madder Mortem
Madder Mortem

Nach nur knapp 10 min Umbau dann schließlich der Abschied aller Illusion, aller Erwartungen: Here comes the Realität… Die ersten Schritte Opeth’s auf die Bühne schienen die Fans hinter mir wie abgesprochen mitzugehen, jedenfalls wurde Platz zum Bangen unversehens Mangelware – was meinen Stehplatz-Nachbarn übrigens später dazu verleitete, die Resistenz seines Stirnbeins an der Monitorbox zu erproben. Als „The Leper Affinity“ aus den Boxen brach, wartete ich zum ersten Mal vergebens auf die anderthalb Jahre zuvor erlebte, nicht enden wollende Gänsehaut. Seltsam… Diese so menschlich, in ihrer bloßen Natürlichkeit so bestechenden Songs hatten mich doch bereits zweimal so ergreifen können – bislang aber fühlte ich mich „nur“ erfreut. Bis mir auf einmal glasklar vor Augen lag, was mir fehlte: Stimme! Wo zur Hölle waren die Vocals geblieben? Herr Åkerdeldt sah an seinem Mikro eigentlich mitnichten aus, als hätte er ein Schweigegelübte abgelegt – dennoch war an vorderster Front von Gesang keine Spur. Schnell ausgemachte Ursache war die beileibe sehr vorteilhafte Positionierung der PA-Boxen – aufgehängt HINTER den ersten drei Zuschauerreihen. Unsere Prioritätensetzung, auf den Gesang zugunsten der erwarteten „Stimmung vorne“ zu verzichten, erwies sich rückblickend als fataler Fehler. Selbst vergötterte Übersongs wie „Advent“ oder „Serenity Painted Death“ wirkten somit wie prachtvolle, überwältigende, aber kopflose Giganten. Hinzu kamen die schwächeren, enttäuschend simpel und erstmals konstruiert wirkenden Kompositionen vom aktuellen Album „Deliverance“ („A Fair Judgement“, „Deliverance“) die mein Erregungsniveau wieder abkühlten.