Konzertbericht
Wieviel kann man noch auf Auszeichnungen geben? Die Schweden von HELLFUELED wurden mit ihren beiden bisherigen Alben jeweils Platte des Monats im Rock Hard, wurden 2004 an gleicher Stelle zum Newcomer des Jahres gewählt und legten auf dem Rock Hard Open Air dieses Jahr als Opener einen furiosen Gig hin. Trotzdem verirrten sich zu ihrem ersten Headliner-Gig in Stuttgart nur ca. 50 Nasen in die somit den gesamten Abend über äußerst spärlich gefüllte Röhre. Dass momentan in der Schwabenmetropole ein latenter Zuschauerrückgang zu bemerken ist, kam sicherlich auch zum Tragen. Dennoch ist es, egal wo, undankbar, vor einer solchen Minuskulisse auf die Bretter zu müssen.
Dementsprechend schnell ist auch die Geschichte vom Opener MAD DOGGIN‘ erzählt. Ihr Nu-Metal/Neo-Thrash/Reggae-Mix schien von vornherein sowieso kaum jemanden zu interessieren. So fanden sich gerade mal 20 Nasen in respektvollem 5-Meter-Abstand vor der Bühne ein, um den Hamburgern zu lauschen. Zugute halten mußte man den vier Jungs allerdings, dass sie trotz dieser vernichtenden Zahlen stets darum bemüht waren, mit einer agilen Bühnenperformance Stimmung zu machen und die wenigen Leute für den Hauptact auf Betriebstemperatur zu bringen. Glücklicherweise ließen sie dabei die noch von der Tour mit SOULFLY bekannten Prollo-Ansagen außen vor und kamen so wesentlich sympathischer rüber. Gitarrist Ning, der übrigens völlig stillose, weiße Tennissocken zu seinen Shorts trug, ließ es sich demnach nicht nehmen, mit seinem Instrument einen Spaziergang bis zur Theke und wieder zurück zu machen. Trotzdem konnte das Quartett zu keiner Zeit den Eindruck verscheuchen, dass 99% der Anwesenden trotz des am Ende warmen Applauses Tracks wie „Lord Of Darkness“, „Eazie“, „Jeckyll And Hide“ oder das immer noch unsägliche Cover des Dance-Hits „Sunglasses At Night“ sonstwo vorbeigingen.
Als jedoch die äußerst sympathisch und fannah rüberkommenden Skandinavier die Bühne enterten, war Partystimmung bei dem kleinen Völkchen angesagt, dass sich jetzt bis direkt vor die Bühne traute. Zwar hatten HELLFUELED anfangs mit kleineren Technik- und Soundproblemen zu kämpfen und auch die Vocals waren fast den gesamten Gig über zu leise, aber das tat dem puren, gut gelaunten Rock N‘ Roll-Vibe, der sich von Sekunde eins an in der Röhre breit machte, keinen Abbruch. Bezeichnend dafür war jeder der vier Musiker im Prinzip durchgängig am Grinsen. Sänger Andy Alkman (hehe!) outete sich sogar durch das witzige Einbinden der Gäste in die Show und seine für Stimmung sorgenden Interaktionen in den Pausen als angehender Stand-Up-Comedian, während Gitarrist Jocke ganz tief in die Zakk Wylde-Schublade griff, sich einen Wolf poste und Monsterriff auf Monstergroove auf Monsterriff aus dem lockeren Ärmel schüttelte. Sah schon cool aus, was der mit einer massiven Statur gesegnete Kerl dort fabrizierte. Natürlich entging dies auch keinesfalls den anwesenden, weiblichen Fans.
Dass die Jungs über einen gepflegten Humor verfügten, hatte ich ja schon angedeutet. So wurde z.B. die Highspeed-Abrissbirne „On The Run“ mir nichts dir nichts als Ballade angekündigt, während „Look Out“ kurzerhand eingedeutscht wurde und das Publikum bei jedem Refrain der Band ein lautes „Paß auf!“ entgegenschleudern durfte. Kurzweil pur! Leider verging auf diese Weise die Zeit viel zu schnell, bis das schon nach dem Opener vehement geforderte, von allen Anwesenden lauthals mitgesungene „Midnight Lady“ den Schlußteil dieses 70-minütigen Gigs (Respekt bei nur zwei Platten!) einläutete, der mit einer aus zwei Songs bestehenden Zugabe und dem treffend betitelten „Make It Home“ ein viel zu jähes Ende fand. Artig bedankten sich die Jungs bei den wenigen, die gekommen waren, und tranken noch ein Bierchen an der Theke, ohne sich ein einziges Mal über den mageren Zuschauerzuspruch zu beschweren.
Schade, dass eine solche Einstellung heutzutage immer seltener wird. HELLFUELED sollte man sich für das nächste Mal ganz fett im Terminkalender markieren, denn es gibt keine bessere Frischzellenkur als waschechten Rock mit Eiern! Würde einem Ozzy Osbourne bestimmt auch gut tun!
Setlist:
Second Deal
Eternal
Old
Regain Your Crown
Let Me Out
Can’t Get Enough
On The Run
Look Out
Break Free
Born To Rock
Midnight Lady
Rock N‘ Roll
———-
Mindbreaker
Make It Home
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37188 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!