M'era Luna 2005

Konzertbericht

Konzert vom 2005-08-13 | , Hildesheim/Open Air

Sonnabend

Limbogott
Gut, der Bandname mag für einige vielleicht etwas seltsam anmuten – aber eines sei vorweggenommen: Die sechs Musiker haben weder etwas mit Limbo zu tun, noch sind sie eine Spaßkapelle – und wer noch etwas verschlafen war, wurde spätestens bei ihrem Auftritt kräftig wachgerüttelt und durchgeschüttelt. Die Hamburg-Schleswiger Formation gehörte mit ihrem Industrial Metal zweifelsohne zu den härteren Bands des Festivals – und zu den interessantesten, sei es musikalisch oder auch optisch. Mit Kriegsbemalung stürmten die beiden Frontshouter Lard Mason und Limbosonic die Bühne und tatsächlich brauchten sie den gesamten Platz der Main Stage, liefen von einer Ecke in die die andere und bliesen dem Publikum Songs ihres Debüts „One minute violence“ um die Ohren. „Post-Industrial-Violence-Metal“ nennen sie selbst ihre Musik. Mag passen, eines ist jedenfalls gewiss: Industrial Metal lebt nicht nur durch alte Helden und Größen wie Nine Inch Nails. Ein erfrischender Auftritt einer in der Szene neuen Band! (mh)


Atrocity
Mit fünfzehn Minuten Verspätung kamen die Musiker von Atrocity auf die Bühne des Hangars. Mit fast mystischem Background begannen sie ihren Gig beim M’era Luna Festival. Nach den ersten Gitarrenriffs und Schlagzeugklängen sah man sofort die ersten kreisenden Köpfe und Matten. Sänger Alexander Krull forderte die Fans mit weit gespreizten Armen immer wieder auf, der Band ihren Tribut zu zollen. In ihrem Repertoire hatten Atrocity Songs wie „Enigma“, das Camouflage-Cover „The great commandment“ und „Blut“. Sehr belustigend war der Ausspruch von Krull, als er so gegen 16.00 Uhr meinte: „Es dämmert ja schon ein wenig!“ Schön zu sehen und zu hören war auch das ausgezeichnete Zusammenspiel der Band. (maike)


The 69 Eyes

Zeit für Gepose und sämtliche Klischees – Zeit für The 69 Eyes. Die Helsinki Vampires lieferten eine gewohnt gute Show für ihre Fans, nachdem sie jedoch erst 25 Minuten nach eigentlichem Konzertbeginn auf die Bühne kamen und somit auch ein etwas verkürztes Set spielen mussten. Nein, keine Starallüren, sondern Verspätung bei der Anreise. Los ging es mit „Devils“ vom gleichnamigen aktuellen Album – und das Publikum war schnell überzeugt. Wer sich auf Konzertbühnen von dem Gepose der Herren ein wenig abschrecken lässt, dem sei gesagt: Auf einer großen Festivalbühne wirkt das ganze einfach anders – besser und nicht so übertrieben. Die fünf Finnen schöpften aus ihren verschiedenen Platten und präsentierten einen bunten Topf. Schmerzlich vermisst jedoch: Der eigentlich schon Kultfaktor besitzende Track „Wasting the Dawn“. (mh)


Schandmaul
Mit ihrem Intro ließen Schandmaul das Publikum erst einmal heißlaufen, was jedoch gar nicht nötig gewesen wäre. Spätestens beim zweiten Song „Teufelsweib“ standen auch die Leute in den hinteren Reihen nicht mehr still. Es wurde getanzt und mitgesungen. Wer sich auf die Musik einließ und Phantasie hatte, konnte sich fast in eine andere Welt zu vergangener Zeit versetzt fühlen. Bei „Vogelfrei“ verlangte Sänger Thomas Lindner von den Fans sich hinzuknien, um sie dann alle gleichzeitig in die Höhe springen zu lassen. Nicht nur die Zuschauer sprangen, die Band selber hüpfte und tanzte auf der Bühne herum, ganz egal ob mit oder ohne Instrument in der Hand. Schandmaul lieferten dem M’era Luna einen stimmungsvollen Auftritt, der ihren Platz auf der Mainstage auf jeden Fall rechtfertigte. Der Sound und was man von der Lightshow sehen konnte (wegen der Helligkeit) rundeten dieses Spektakel ab. Leider musste die Band ihren Gig wegen vorangegangener Verzögerungen etwas verkürzen. Es gibt aber bestimmt noch andere Gelegenheiten die Musiker von Schandmaul ausgiebiger zu bejubeln. (maike)


VNV Nation
Einer der diesjährigen Headliner am Samstagabend waren VNV Nation. In der Dämmerung enterten Ronan Harris und seine Mannen unter atmosphärischem Licht, Nebel und treibenden elektronischen Beats die Bühne. Die Leute strömten nach vorne und ließen sich von „Honour“ mitreißen. Ronan, ein präsentes Energiebündel, tanzte – und die Menge tanzte mit. Wie nicht anders von ihm gewohnt, hatte der ehrgeizige Frontmann das Geschehen vom ersten Ton an im Griff und forderte sich und der Menge alles ab. Mark Jackson – vorne ebenso präsent mit seiner Drum-Station – gab den Rhythmus vor. Das Ganze wurde von Videoprojektionen auf drei verschiedenen Leinwänden untermalt. Darauf folgte „Epicentre“ – „No sympathy“; – das Gegenteil trifft auf VNV Nation zu! Es gab kaum jemanden, der sich dem eingehenden Gesang entziehen konnte und ich sehe manch hartgesottenen Typen hingebungsvoll singen, klatschen und tanzen. Auch alte Klassiker wie „Standing“ verursachen immer noch Gänsehaut. Die hüpfende Menge schaukelte sich von Song zu Song mehr in Ekstase und tat alles, was Meister Ronan befahl. „Das ist einfach geil“- das finden wir auch! Der niemals stillstehende Frontmann überzeugte durch Authentizität und Leidenschaft. Es folgten Songs wie „Homeward“, „Joy“, „Entropy“, „Dark Angel“, „Perpetual“, „Legion“ und die aktuelle Single „Chrome“. Als zusätzliches Bonbon durfte „Beloved“, eines der wohl emotionalsten Stücke, nicht fehlen, das die bebende Menge schlagartig in ein feuerzeugschwenkendes Tränenmeer verwandelte. Mit dem Instrumental „Electronaut“ mit Ronan und Mark an den Synthesizern wurde das Konzert grandios beschlossen. VNV Nation verstehen es, tiefgehende Gedanken, Gefühle und Emotionalität mit melancholischer Melodik und Tanzbarkeit zu verbinden. Deshalb tut diese Musik auch so unglaublich gut. Tolles Konzert! (mm)

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13.09.2005

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