Valley Of Death Europatour
Breakdowns en masse vor ausverkauftem Haus
Konzertbericht
Keine Frage, LIONHEART haben den großen Durchbruch geschafft: 2004 gegründet, kämpfte sich Oaklands heißester Hardcore-Export unbeirrt und allen Widrigkeiten zum Trotz durch gute wie schlechte Zeiten ganz nach oben. Die Kalifornier arbeiteten hart für ihren Erfolg – und durften an diesem Freitagabend im Münchner Backstage die verdienten Lorbeeren für ihren eisernen Willen ernten. Vor ausverkauftem Haus feierten die Genreveteranen das Release ihres neusten Albums „Valley Of Death“ und hatten standesgemäß für ihre treue Anhängerschaft auch gleich die ein oder andere Überraschung parat.
Davor gab es aber von namhaften Genrekollegen und langjährigen Mitstreitern wie DEEZ NUTS, KUBLAI KHAN, OBEY THE BRAVE und FALLBRAWL ausgiebig auf die Mütze. Ob das international aufgestellte Line-Up (fünf Bands aus vier Ländern) durchweg überzeugen konnte, erfahrt ihr hier!
FALLBRAWL – Lärm aus dem Revier
Den Anfang machen FALLBRAWL aus dem Ruhrgebiet. Das Beatdown-Quartett betritt um kurz nach 18 Uhr die Bühne und läutet mit brachialen Riffs und fiesen Nackenbrechern den Beginn eines Abends ein, den viele Konzertbesucher noch das restliche Wochenende in den Knochen spüren werden. Dabei lässt die Ruhrpott-Dampfwalze weder stimmungstechnisch noch musikalisch viel Raum für negative Kritik. Das etwas kurz geratene Set ist angesichts der Bands, die schon in den Startlöchern stehen, absolut verständlich.
OBEY THE BRAVE – Montreals Aushängeschild in Sachen Hardcore
Québecs Abrissbirne schlechthin setzt ohne großes Aufsehen nahtlos da an, wo FALLBRAWL aufgehört haben. Heißt im Klartext: fetter Sound, klare Ansagen und natürlich erstklassiges Hardcore-Feeling. Das kanadische Quintett um DESPISED ICON-Frontman Alex Erian hat sich seit seiner Gründung 2011 zu einem gern gesehenen Top-Act entwickelt. Auch an diesem Abend stehen die Zeichen klar auf Abriss. Mit altbewährten Hymnen wie „Get Real“ oder „Live And Learn“ fackeln die Kanadier ein musikalisches Feuerwerk ab, das dem ohnehin absolut hochkarätigen Line-Up des Abends mehr als gerecht wird.
KUBLAI KHAN – Das texanische Breakdown-Ungeheuer
Wie schon der namensgebende mongolische Herrscher knapp 800 Jahre vor ihnen verschaffen sich KUBLAI KHAN ordentlich Respekt: Die Texaner zerlegen mit bombastischen Breakdowns und beeindruckend präzisem Schlagzeugdonner die Bühne des Backstage Werks. Frontman Matt Honeycutt bellt sich (passenderweise!) zu Abreißern wie „The Guilty Dog“ die Seele aus dem Leib und achtet stets darauf, das Publikum mit Forderungen nach Mosh- und Circle Pits in Bewegung zu halten. Das straffe Fitnessprogramm findet mit Brechern wie „True Fear“ seinen vorläufigen Höhepunkt – doch wer glaubt, der Wahnsinn habe bei KUBLAI KHAN schon sein Maximum erreicht, der muss sich für die beiden nachfolgenden Acts warm anziehen!
DEEZ NUTS – Melbournes Hardcore-Stimmungskanonen
Seit mehr als einem Jahrzehnt durchsegelt Australiens Party-Flaggschiff DEEZ NUTS jetzt schon die sieben Hardcore-Weltmeere. Und auch wenn man Vorzeige-Hustler JJ Peters und seine Crew inzwischen gefühlt auf jeder zweiten Tour bestaunen darf, Langeweile kommt bei den selbsterklärten Saufbrüdern nur selten auf. Kein Wunder, Hymnen wie „Stay True“ oder „I Hustle Everyday“ haben sich über die Jahre schließlich live absolut bewährt. Melbournes Szeneaushängeschild punktet einmal mehr mit guter Stimmung, ordentlichem Sound und einer ausgewogenen Setlist, die Teile des Publikums beinahe durchgehend mitsingen (bzw. -rappen) kann.
Bandkopf JJ Peters, Gitarrist Real Bad und der Rest der von Kopf bis Fuß tätowierten DTD-Gang überzeugen an diesem Abend mit einem rundum gelungenen Set, das ein gutes Jahrzehnt Bandgeschichte würdig aufarbeitet. Selbst das von einigen Kritikern mit gemischten Gefühlen aufgenomme neuste Werk der Band „You Got Me Fucked Up“ entfaltet mit Rausschmeißern wie „Singalong“ oder „DTDFL4EVA“ ein ungeahntes Live-Potential. Und eben genau weil die Band sich nie einhundertprozentig ernst nimmt, genießen die Jungs von DEEZ NUTS bei vielen Fans Kultstatus – absolut verdient, wie der Abend zeigt!
LIONHEART – Das Zugpferd der Westküste
Dass LIONHEART bei ihren Shows keine halben Sachen abziehen, hat sich in der Szene inzwischen herumgesprochen. Tatsächlich reißen die Kalifornier bereits mit dem kurzen, aber überaus energiegeladenen Opener „Cali Stomp“ den Laden so dermaßen ab, dass der Boden bebt – im wahrsten Sinne des Wortes. Was folgt, ist der verdiente Lohn für jahrelange harte Arbeit: Unablässig wird gemosht, Stagediver werfen sich zu ihren Lieblingssongs in die Menge und die Textsicherheit zahlreicher Fans dürfte wohl selbst hartgesottene Genrekenner überzeugen. Mit packenden Brettern wie „Burn“ beweisen die Jungs aus Oakland zudem gleich auch noch überaus eindrucksvoll, welchen immensen Abrissfaktor die neue Platte „Valley Of Death“ mit sich bringt.
LIONHEART sind vieles, jedoch ganz bestimmt kein 08/15-Act. In berührenden Ansagen spricht Rob Watson seinen Kampf mit Depressionen an und ermutigt Fans, mit den eigenen Problemen offen umzugehen und die Hoffnung nicht aufzugeben. Der Geist des Hardcore lebt – musikalisch und emotional! Hymnen wie „Hail Mary“ sorgen für einen Ausnahmezustand, der sogar die durchwegs überzeugenden Sets von DEEZ NUTS und KUBLAI KHAN noch einmal toppt. Dass Oaklands Hardcore-Sensation auch für die ein oder andere Überraschung gut ist, beweisen die Jungs, als sie mal eben den RAMMSTEIN-Klassiker „Du Hast“ anspielen – und dafür tosenden Applaus ernten.
Zum Abschluss gibt es – wie könnte es auch anders sein – mit dem Nackenbrecher „LHHC“ noch den denkbar würdigsten Abschluss, den LIONHEART ihren zahlreichen Fans bieten können. Das komplette Werk mobilisiert für die Nummer noch einmal seine letzten Kraftreserven und sorgt dafür, dass aus einer ohnehin bereits unvergesslichen Show einer legendärer Abend wird. Weiterer Pluspunkt: Nach der Show stehen Rob Watson und Drummer Jay Scott schon bereit, um ihren Fans wertvolle Erinnerungsstücke an diesen Abend zu signieren oder einen kurzen Plausch zu halten. LIONHEART leben und lieben den Hardcore eben und beweisen: Hätten die Jungs ihre kurzzeitige Trennung 2016 wirklich durchgezogen, wäre dem Genre eine wichtige Institution verloren gegangen.
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