Limp Bizkit -
live in Hamburg

Konzertbericht

Billing: Limp Bizkit und Blvck Ceiling
Konzert vom 13.06.2018 | Alsterdorfer Sporthalle, Hamburg

Japp, wir haben 2018, nicht 1999 und natürlich stellt man sich dann irgendwie doch mal die Frage, inwieweit kann das immer noch funktionieren, was LIMP BIZKIT seit nunmehr 21 Jahren machen, und das unter der Tatsache, dass ihr letztes Album „Gold Cobra“ mal eben schon sieben Jahre auf den Buckel hat.  Auf dem Weg zur Alsterdorfer Sporthalle, gibt es entweder sehr viele, die heute ebenfalls sehr neugierig sind oder schlichtweg sehr viele Fans. Bin dann doch etwas überrascht, denn bereits auf den letzten Kilometern vor der Location wird deutlich: Das hier wird eine volle Hütte. Dresscode: rotes „New Era“- Cap herausgesucht und falsch herum auf dem Kopf plus weite Baggypants. Ein bisschen wie Mottoparty „90er/2000er“ heute. Während es normalerweise ja eher als indirekt cool gilt erst zum Hauptact Plätze einzunehmen, heißt es hier ganz klar Position beziehen. Frühes Erscheinen sichert die besten Plätze und dem ein oder anderen ganz arg verliebten Nu Metal-Girl die beste Aussicht auf Mr. Durst. Bedeutet also, hier ist schon, vor Beginn, in der gesamten Halle das große Schieben und Quetschen angesagt.

BLVCK CEILING oder der Dackel im Balletunterricht

Aber erst gilt es gemeinsam den Support zu überstehen. Und diesmal meine ich wirklich: Überstehen. Hierzu ein kleiner Exkurs zum Thema: Support-Act. Dieser fungiert ja im ursprünglichen Sinne quasi in einer Rolle als Anheizer, als Warm-Upper. Nun kann man sich denken: „Ja, LIMP BIZKIT. Die brauchen doch keine superkrassen Anheizer.“ Haben sich Fred Durst und Co. wohl auch gedacht und sich BLVCK CEILING mit in die Tour eingeladen. Daniel Cuccia oder besser bekannt unter seinem Stage Namen Daniel Ocean, klettert mit 20-minütiger Verspätung auf die Bühne und hinter seinen Laptop, Kapuze des weißen Hoodies tief ins Gesicht gezogen. Was folgt ist ein, aufgrund der Verspätung, offensichtlich abgekürztes DJ-Set. BLVCK CEILING bedeutet: Electro-Trance.  Bedeutet aber heute Abend auch, sehr viele Fragezeichen in den Gesichtern der Nu Metal-Freunde in der Halle. Das Ganze plätschert so angenehm langweilig vor sich hin, wie die Hintergrund-Beschallung in einem Café.

Keiner nimmt das Ganze als wirklichen Support ernst und somit trollen sich einige sehr entnervt wieder Richtung Ausgang in die wohligen Arme von Brezeln und Bier. Es mag definitiv nicht schlecht sein, was Daniel Ocean dort auf der Bühne abfährt, und funktioniert sicher sehr gut, wenn man in einer Chillout-Lounge mit einem bunten Getränk in der Hand entspannt seinen Feierabend zelebriert. Nur, das wir uns gerade nicht in einer Chillout-Lounge befinden und so wirkt das hier so deplatziert wie ein Dackel im Balletunterricht. Nach knappen 15 Minuten packt BLVCK CEILING alles wieder zusammen und verschwindet wieder. Ok. Lassen wir das mal so stehen, wie den Satz:“ Schlechtester Support EVER, “ den ich am Brezelstand höre.

Blvck Ceiling

Dunkel, dunkeler, Blvck Ceiling

MIT PURPLE RAIN ANS EINGEMACHTE: LIMP BIZKIT

LIMP BIZKIT sind wie ein Zug, der unterwegs aufgehalten wurde (BLVCK CEILING in dem Fall) und fahren die verlorene Zeit wieder rein. Zeigt sich nämlich dadurch, dass trotz Zeitverzug und Verspätung Durst und Co. fast pünktlich gegen 21:10 Uhr auf die Bühne schlendern. Easy und entspannt und zu den Klängen von PRINCE’S „Purple Rain“, deren Refrain ein Chor von 7.000 Menschen intoniert. Fred Durst ist bekennender Automobil-Fan, im Speziellen, die Karren der 80er. Und so ziert heute Abend ein fetter Chrysler mit dem Schriftzug LIMP BIZKIT die Stage. Durst selber sieht hingegen aus wie „Gerade mal was übergeworfen zum Müllbeutel heruntertragen“. Weites, weißes Baseballshirt, Schlabberhose mit floralen, rosafarbenen Print sowie Camouflage-Fischerhut. Ein Style, der sich seit Jahrzehnten nicht geändert hat. Genauso wenig wie Wes Borland, der einfach nicht auf seine Ganzkörperbemalung verzichten kann und sich heute fast schon klassisch komplett in schwarz gekleidet und schwarz geschminkt bis zu den Augen zeigt. Den Rest dann im Kontrast in strahlenden Malerweiß.

Drummer John Otto sieht man nur kurz, bevor er für den Rest der Show komplett hinter seinem Drumkit verschwindet. Ähnlich wie Dj Lethal, der sich sofort hinter seine Laptops verkrümelt. Sam Rivers, der offensichtlich noch unter Bandscheibenproblemen leidet, wird am Bass auf dieser Tour von Tsuzumi Okai (OKAI SISTERS) ersetzt. Bis auf das, haben wir es heute also fast mit der kompletten Ur-Besetzung zutun. Interessanterweise plus eins: Im Hintergrund erkennt man dezent einen Backgroundsänger, der Mr. Durst hier und da im Refrain unter die Arme bzw. unter die Akustik greift. Naja, ist halt auch nicht mehr der Jüngste der Fred.

Konzertfotos von Limp Bizkit auf der "Live 2018"- Tour

Fred Durst on stage im Wohlfühl-Schlabberlook

Aber das lässt er nicht durchblicken. Einmal Rampensau. Immer Rampensau. Durst hat ab den ersten Tönen alles unter Kontrolle und lässt nicht wieder los. Er hat Bock und spurtet von rechts nach links, tanzt und posiert auf der Bühne wie ein wildgewordenes Frettchen. Klar bringt er die Klassiker wie „Hamburg.. (beliebige Stadt einfügen, in der gerade gespielt wird). How are you? Feels good to be back!“ Aber es wirkt ehrlich, sympathisch und man kauft diesem Mann auf der Bühne ab, dass er Spaß hat, dass er es genießt. Die Sporthalle ist sofort ein Hexenkessel, auch wenn die Band bei den ersten Songs mit Tonschwierigkeiten kämpft. Zwischenzeitlich zähle ich drei kleine Circle Pits und einen großen direkt vor der Bühne, der immer wieder in Wall of Death-Manier aneinander rammt. Und wir scheppern uns in einem Kollektiv von 7.000 gutgelaunter Menschen durch Tracks wie „Faith“, „Livin‘ it up“ und „Hot Dog“. Irgendwann verschwindet Fred Durst spurlos, nur um sich links von der Bühne mitten durch die Menge einen Weg in Richtung Treppenaufgang/ Tribüne zu bahnen. Begleitet natürlich vom großen Schieben und Quetschen, weil jetzt jeder der dort steht, einmal Anfassen möchte. Durst ist Profi und steht lässig, entspannt auf der Treppe und spricht mit der crowd, um sich dann wieder zu den Tönen von PANTERA’s „WALK“ zurück zur Stage zu trollen.

Es folgen „Eat You Alive“, „My Way“ und „Nookie“. Größter Respekt geht heute an Mr. Wes Borland, der sich während des Brachial-Klassikers „Break Stuff“ durchwuselt bis in die Mitte des größten Pits, sich dort mit Gitarre aufstellt und den Song aus der Mitte des Pits weiterspielt. Kurzzeitiger Untergang inklusive, da auch ein Wes Borland, gegen einen wogenden Pit keine Superkräfte besitzt, und somit für einige Sekunden komplett in der springenden Masse verschwindet. Auf Händen getragen, findet der bemalte Gitarrist aber schnell wieder seinen sicheren Platz auf der Bühne. Den finalen Wumms gibt es dann zu „Take A Look Around“. Menge sitzt auf den Boden, Menge springt im Refrain auf. Gut, alles schon mal gesehen und tausend mal mitgemacht, aber klar: es haut hin.  Und das 90-minütige Set haut definitiv gut rein.

Konzertfotos von Limp Bizkit auf der "Live 2018"- Tour

Wes Borland mit dezentem Tages-Make-Up

It´s all about the he said, she said….good old times !

Sicherlich muss man hier ehrlicherweise auch etwas Skepsis walten lassen. Wir haben hier eine Band, die Ende der 90er/Anfang 2000 ihren Zenit erreichte. Hallen und Stadien füllend. Mit Tracks, auf die zum damaligen Zeitpunkt eine ganze Generation nägelkauend gewartet und gefeiert hat. Seit dem aber keine großartigen neuen Veröffentlichungen. Keine neuen Songs. Und auch heute besteht die Setlist aus den alten Sachen. Altes, aufgewärmt, könnte man Böse behaupten. Und dennoch schaffen es LIMP BIZKIT auch in 2018 die Bude voll zumachen. Schaffen es heute noch, dass die Sporthalle in Hamburg so derbe durchknallt, wie ich es schon eine lange Weile nicht mehr gesehen habe. Eine Halle macht heute Abend für 90 Minuten einfach mal den Kopf aus und tut so als wäre wieder 1999. Feiert quasi good old times. Und egal, was man von dieser Band halten mag oder nicht: Es funktioniert. Auch nach 21 Jahren. Und das erstaunlicherweise verdammt gut.

Galerie mit 25 Bildern: Limp Bizkit - Live 2018 - Tour

 

 

 

15.06.2018

It`s all about the he said, she said bullshit.

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