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Tollwood Festival

Was war geschehen, wie kamen wir aus dem hellen, ungewöhnlich leergefegten Tollwood in dieses mit düsterer Hitze angefüllte Zelt? Dunkel gewandete Menschen warten vor laubumkränzten Mikrophonständern auf einen FAUN, und wie es sich für diese Gattung ziemt, erscheint nicht ein einzelner sondern gleich eine ganze Hand voll Faune. Gleich bösen Geistern sehen sie dort oben – ätherisch schreitend und posierend – zwar nicht aus, ebenso bleibt anzuzweifeln ob sie ihrer Grundbestimmung, der Fruchtbarkeit auf die Sprünge zu helfen, bei solch schwarzem Menschengewächs überhaupt Herr werden können. Die dünnen wie die schokoladenumhüllten Menschen freuen sich nichtsdestotrotz.
Die Geschichte beginnt mit einer Flucht. Kopfüber stürzt sich die Musik über die Halle, umhüllt schweißgelockte Köpfe mit kühlen Ranken, murmelndem Blätterrauschen. Medusa erscheint – geschmückt mit einer weißen Feder am Hintern -, schlängelt ihre Arme beschwörend durch die Luft und ihre Stimme treibt uns vorwärts, lässt uns unvorsichtig zurückweichen in einen bretonischen Kreistanz hinein. Rund ist dieser wie der Brunnen der Verzweiflung gegen den zwar angesungen werden kann, der Weg hinaus aus der Tiefe ist dennoch nicht einfach. Er gelingt mit Hilfe von Farnen, die, wie wir sogleich belehrt werden, klüger wohl denn die Menschen sind. Oben keuchend angekommen ist es nur verständlich, dass wir einfach keine Kraft mehr haben, dem angekündigten Liebesgesang zuzujubeln. Ein Lied noch verbleibt und die Aussicht darauf, den Fabelwesen nachher auch ohne Schlingpflanzen gegenüberstehen zu dürfen – so noch „genug Liebe übrig ist“. Stimmig ihre Show, stimmig die Klänge, stehen voll und rund im Raum, munden dem Zuhörer, der sich über ausgewogene Instrumente noch freuen kann. Eine Leistung, die wohl der Band und nicht dem Zelt angerechnet werden muss wie wir gleich darauf schmerzlich feststellen müssen.