Leprous
Aphelion European Tour 2023
Konzertbericht
Es ist eine gigantische Konzertreise, die sich die Norweger von LEPROUS aufgeladen haben. Auf ihrer quer durch Europa führenden „Aphelion European Tour 2023“ bereisen sie nicht weniger als 40 Städte. Auch Deutschland bleibt nicht leer aus. So kommen LEPROUS mit ihren Support-Acts in fünf deutsche Städte. Wir sind bei dem letzten Deutschlandkonzert im Berliner Astra live dabei.
Zeitprobleme mit KALANDRA
Laut Veranstalter soll die allgemeine Veranstaltung um 20:00 Uhr beginnen. Ein volles Programm bei drei Bands. Wer nämlich erst kurz vor eigentlichem Beginn der Show ins Astra einkehrt, muss sich leider mit einem fast fertigen Set der NorwegerInnen von KALANDRA begnügen. Diese haben nämlich doch schon um 19:30 Uhr angefangen.
Trotzdem ist der kurze Ausschnitt, den man noch von KALANDRA miterleben darf, beeindruckend. Die relativ junge Band betreibt eine betörende Mischung aus nordischer Musik, Progressive Rock und Pop. Getragen wird die ätherische Musik vor allem durch Sängerin Katrine Stenbekk, die heute Abend eindrucksvoll zeigt, dass sie sich nicht vor den Großen verstecken muss. Sogar folkloristische Instrumente webt die Band intelligent in das Soundkonstrukt ein.
Zum Glück für Kalandra ist der Saal – trotz des Zeitdebakels – gut gefüllt und das Publikum scheint durchaus überrascht und überwältigt von KALANDRA. Kurz nach acht verabschieden sich KALANDRA und überlassen den Roadies und Technikern die Bühne.
Galerie mit 18 Bildern: Kalandra – Aphelion European Tour 2023Im Fegefeuer von MONUMENTS
Backstage machen sich schon die Jungs von MONUMENTS bereit. Nach einer kurzen Umbauphase betreten die Londoner unter großem Applaus die Bühne. Kein Wunder, MONUMENTS haben sich schon einen gewissen Ruf erspielt. Und den machen sie an diesem Abend mehr als geldlich.
Trotz 33 Konzerten hinter ihnen, spielen MONUMENTS auf, als wäre es der Tourauftakt. Ohne Umschweife haben sie besonders das vordere Drittel der Halle voll unter ihrer Kontrolle. Sänger Andy Cizek beweist Song um Song, dass er sowohl im Growlen und Screamen als auch im Klargesang ein Meister seines Faches ist. Probleme mit dem Mikrofon ignoriert er professionell bis Drummer Malyan es endlich repariert.
Mit jedem Song steigern sich MONUMENTS in einen wahren Spielrausch. Die Ansagen Cizeks, dass sie heute eine verdammt gute Zeit haben, nimmt man ihnen durchaus ab (auch wenn es eine Standardphrase ist). Kein Wunder auch. Der nicht gerade kleine Moshpit im vorderen Bereich bebt mit jedem Song mehr. Pit und MONUMENTS wollen eigentlich gar nicht, dass das Seit ein Ende hat. Doch nach ganzen 45 Minuten müssen sich auch MONUMENTS dem strengen Zeitplan hingeben. Schließlich wartet noch eine Band auf ihr Publikum.
Galerie mit 20 Bildern: Monuments – Aphelion European Tour 2023Progressives Potpourri à la LEPROUS
Nach einer längeren Umbauphase ist es um Punkt 21.30 Uhr so weit. Der Saal verdunkelt sich ein letztes Mal an diesem Abend und die Norweger von LEPROUS betreten die Bühne. Dass der Applaus noch einmal größer ist, als bei MONUMENTS ist fast selbstverständlich. Mit dem eher ruhigen „Have You Ever?“ lassen LEPROUS ihr Set beginnen.
Dankenswerterweise setzen LEPROUS auch für diese Tour Cellist Raphael Weinroth-Browne ein. Der Multiinstrumentalist zeigte schon auf vergangenen Touren, dass er eigentlich Mitglied Nummer sechs sein sollte. Das Publikum ist sofort gefesselt. Doch bevor die Fans in Melancholie verfallen, lassen LEPROUS ohne Umschweife ihren Klassiker „The Price“ auf die Meute los.
Gerade die älteren Fans singen hier aus vollen Kehlen mit. Stimmung wie bei den alten Konzerten von LEPROUS. Doch das war es dann auch vorerst mit älterem Material. Mit dem folgenden „I Lose Hope“ geht es eher entspannt, fast schon jazzig weiter. Abermals schaffen es LEPROUS, das Publikum in ihren sphärischen Bann zu ziehen.
LEPROUS sind mittlerweile als außergewöhnlich Songwriter bekannt. Doch die Norweger müssen sich auch als Cover-Band nicht verstecken. Denn kurzerhand spielen sie den MASSIVE-ATTACK-Hit „Angel“ und setzen diesem ihre ganz eigene Note auf.
Nach dem instrumentalen Atemholen. legen LEPROUS mit einem audiovisuellen Highlight nach. „On Hold“ von ihrem aktuellen Album „Aphelion“ braucht zwar eine Weile, bis das Stück aufdreht, doch die Lichtshow macht das Ganze wett. Nachdem LEPROUS das Publikum schon in die passende Stimmung gebracht haben, wird es richtig emotional.
Der ebenfalls von „Aphelion“ stammende Song wird von LEPROUS den tapferen Menschen in der Ukraine gewidmet. Vereinzelt fangen Leute an „Never Look Back“ mitzusingen. Gänsehaut pur. Zur Erholung gibt es den Klassiker „From The Flame“ und das Publikum wird wieder merklich agiler. Muskeln werden reaktiviert und Fäuste gehen in die Höhe.
Galerie mit 35 Bildern: Leprous – Aphelion European Tour 2023LEPROUS lassen die Fans ran
Nach „From The Flame“ gönnt sich der Rest von LEPROUS eine kleine Pause. Währenddessen versucht Einar Solberg zu einem Wettbewerb zu motivieren. Es geht darum, welcher Song als nächstes gespielt werden soll. Wirre Rufen hallen durch den Saal. Solberg lässt das Publikum aus drei Songs entscheiden.
Zur Auswahl stehen „Illuminate“, „The Flood“, „The Cloak“ und „Acquired Taste“. Am Ende gewinnt „Illuminate“ vom Album „Malina“. Der wird auch prompt umgesetzt. Mit „Alleviate“ präsentieren sich LEPROUS gewohnt melodisch, bevor der epische Abschluss reinhaut. In gleicher Manier machen LEPROUS mit „Out Of Here“ weiter. Anschließend geben sie älteren Fans mit „Slave“ perfektes Futter zum Headbangen. Endlich zeigen LEPROUS mal ihre wilde Seite.
Als Rausschmeißer folgen der Fan-Liebling „Below“ und das von „Aphelion“ stammende „Nighttime Disguise“. Hier holen Einar Solberg und seine Jungs nochmal alles raus, was sie auf dem Kasten haben. Alle Emotionen werden hier berührt. LEPROUS begeben sich in eine kurze Zugaben-Pause, um dann noch einmal mit „The Sky Is Red“ ein fulminantes Highlight ganz zum Schluss abzufeuern. Nach 11 Minuten Progressive-Bombast ist dann auch Schluss und LEPROUS verabschieden die Berliner in den Freitag Abend.
Berlin Bericht: Tim Otterbeck
Berlin Fotos: Andrea Friedrich
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