Legion Of The Damned
Full Of Hate Tour 2012 - live in Stuttgart, München und Gießen
Konzertbericht
Gießen, 3. März 2012
SUICIDAL ANGELS:
Den Einstand lieferten für mich die Griechen SUICIDAL ANGELS, die mich jetzt auch schon mehrfach mit ihren Live-Qualitäten beglückten. Dadurch ist gute Vergleichbarkeit gegeben, sodass ich mit gutem Gewissen sagen kann, dass die Jungs, vermutlich aufgrund ihrer Gig-Häufigkeit, richtig routiniert geworden sind. Die englischen Ansagen haben zwar noch immer einen lustigen südeuropäischen Akzent, aber die Band weiß durchaus, die Menge in ihren Bann zu ziehen. Sei es mit ihrem soliden slayerschen Thrash Metal oder mit den motivierenden Ansagen. So sorgen die Griechen schließlich auch für die erste Wall Of Death des Abends, genauso wie für fliegende Becher und flotte Moshpits. Einstand geglückt, Blut geleckt, so kann es weitergehen!
MISERY INDEX:
Mit der Trümmertruppe aus Baltimore, die zugegebenermaßen zu meinen Lieblingskapellen gehört, enterte für mich die erste reine Drescherband die Bühne. Der wuchtige, technisch anspruchsvolle und gleichermaßen unheimlich abwechslungsreiche Mix aus Death Metal und Grindcore funktionierte von Beginn an bestens und wurde lediglich manchmal von dem ordentlichen, aber nicht ganz perfekten Sound ein wenig verwaschen. Das tat der Stimmung allerdings keinerlei Abbruch, denn relativ schnell fanden sich immer mehr interessierte Zuhörer in dem Saal ein. Verblüffend zu erleben ist bei MISERY INDEX immer wieder, dass der unter anderem als solcher ausgewiesene Sänger Jason Netherton nicht mal unbedingt den wesentlichen Gesangsumfang übernimmt, sondern sich die Masse etwa 50:50 mit Mark Kloeppel aufteilt. Die beiden klingen live im Übrigen auch erstaunlich ähnlich. Am besten in die Menge getragen werden einmal mehr die etwas groovigeren, getrageneren Stücke, die nicht zu komplex daherkommen, wie etwa “The Spectator“ oder das abschließende “Traitors“, das die Fans zahlreich mit erhobenen Fäusten mitgrölten. Die Setlist hingegen erschien mir insgesamt einen Tick zu modern orientiert, sodass man ältere Perlen wie “Conquistadores“ leider vermissen ließ.
LEGION OF THE DAMNED:
Nach einer kurzen Umbauphase nach dem Auftritt von MISERY INDEX, stieg erneut das Banner “Stumpf ist Trumpf“ auf – zumindest aus rein symbolischer Natur. Nirgends sind die ehemaligen OCCULT-Akteure so dermaßen funktionsfähig wie auf der Bühne. Auf Platte langweilen mich deren Songs fast schon bis zum geht nicht mehr, ja gehen mir teilweise richtig auf den Senkel, doch wenn der sympathische Fronter mit dem endlos wirkenden Haar nur wenige Meter von einem entfernt steht, dann auf einmal wirkt deren Musik intensiv wie Ecstasy. Mit dem vielleicht besten Sound am ganzen Abend unter dem Arm, verwandelten die Holländer den Konzertsaal in eine thrashende Meute, der es sichtlich schwer fiel, ruhig auf den Beinen stehen zu bleiben. Ob die Truppe nun aktuelle Stücke von der brandneuen Platte oder etwas ältere Songs präsentierte, fast jeder wurde mit einer beweglichen Bang-Orgie und entsprechenden Circle-Pits bedacht. Ich muss ganz klar zugeben, mir fällt auf Anhieb keine andere Band ein, wo ich bezüglich meines persönlichen Eindrucks eine derart große Diskrepanz zwischen Platte und Live sehe.
BEHEMOTH:
Es ist bereits fast vier Jahre her, als ich BEHEMOTH zum letzten Mal live gesehen habe – also auch weit bevor Sänger Nergal unglücklich an Leukämie erkrankte. Zu dieser Zeit attestierte ich den Polen zweifellos das Prädikat eine der besten Live-Bands zu sein, die ich bis dahin, und im Übrigen auch bis heute, gesehen hatte. Der Gig zeichnete sich dort zu hundert Prozent durch musikalische Brachialität aus, doch was die Düster-Deather anno 2012 praktizieren, das ist schlichtweg ein tiefdunkles Inferno. BEHEMOTH beschränken sich auch auf der Bühne schon lange nicht mehr auf Instrumentalgewalt, sondern kreieren von Beginn an eine unheilvolle, höllische Atmosphäre, besonders untermalt durch die eher langsamen Stücke wie “Moonspell Rites“. Als zwischenzeitlich aufgrund technischer Probleme plötzlich das Licht im Saal hell erleuchtet und man seinem verschwitzten Gegenüber ins glasig versoffene Gesicht blickt, so erscheint das atmosphärisch kaum förderlich, doch die polnische Urgewalt vermag das nicht zu stoppen. Schließlich gipfelt der geniale Gig im Rausschmeißer “Chant For Eschaton 2000“, woraufhin die Truppe die Bretter verlässt, um später für eine fast schon ewig wirkende Abschlussdarbietung zurückzukommen. Einzig diese hätte man vielleicht etwas kürzen und dafür etwa einen Hit wie “As Above So Below“ einbauen können, aber dieser Wermutstropfen ist schneller verdunstet, als man sich über ihn beklagen kann. Großartig!
CANNIBAL CORPSE:
Für mich stellte sich nachfolgend die berechtigte Frage, wie die Florida-Legenden einen dermaßen übertriebenen Auftritt von BEHEMOTH noch toppen sollten. Kurz vorweg genommen, es sollte den US-Amerikanern auch nicht gelingen, trotz einer ebenfalls recht soliden Präsentation. Zunächst mal verspätete sich der Showbeginn um einige Minuten, da die Polen zuvor auch etwas länger gebraucht hatten, doch dann enterten die Kannibalen auf reichlich klassische Weise die Bühne und begannen mit “Evisceration Plague“. Sehr basslastig und vor allem mit einem obergeilen Double-Bass-Sound machten CANNIBAL CORPSE durchaus Spaß, während der Corpsegrinder unverhohlen aus dem Bauch heraus dazwischengröhlte. Auftrumpfen kann die Band gewohntermaßen natürlich mit ihren Klassikern, so auch auf der Full of Hate Tour 2012, wo “I Cum Blood“ mit seiner charakteristischen urigen Spielweise zum ersten entsprechenden Highlight ansetzte. Dazwischen hat Herr Fisher mit seiner nicht besonders furchteinflößenden Sprechstimme immer mal wieder einen lockeren Spruch auf den Lippen und macht den Gig damit zu einem kurzweiligen Auftritt. Zum Ende hin hauen die Amis selbstverständlich nochmals voll raus und können mit “Hammer Smashed Face“ oder “Stripped, Raped And Strangled“ einmal mehr punkten.
(Patrick)
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Tjoa, ich kann nur aus Oberhausen berichten, und da war der Sound bei Nexus Inferis leider arg bescheiden. Die CD gefällt mir echt gut, aber wenn man live die Gitarren kaum hört geht doch einiges an Atmosphäre flöten. (Vielleicht stand ich auch zu nah an der Bühne, aber wenn eh nur 50 Leute da sind…) Hoffen wir einfach dass es beim nächsten Mal besser wird! 😉
Und Top-Act des Abends waren imho definitv Behemoth, da passte einfach alles. Auch wenn der Rest keinesfalls schlecht war. Hat sich auf jeden Fall gelohnt!