Left To Die
Born Dead Tour
Konzertbericht
Schon Anfang 2022 machte sich das Gerücht auf die Reise, Terry Butler könnte einige Death-Metal-Urgesteine um sich scharen, um das Projekt LEFT TO DIE in Gedenken an Chuck Schuldinger zu gründen. Gesagt, getan und so tourt die All-Star-Besetzung derzeit durch Europa und zelebriert dabei ausschließlich Songs beiden ersten DEATH-Alben „Scream Bloody Gore“ und „Leprosy“ – letzteres gar in voller Länge. Obendrein gilt das Turock in Essen als Kultstätte im Ruhrpott, wenn es um Metal-Konzerte geht, was gepaart mit Schuldiners Musik ein großartiger Abend zu werden verspricht.
Dänischer Death Metal mit leicht überzuckerten Musikern
Als ersten Einheizer kann das Publikum PLAGUEGMACER dabei beobachten, wie man Death Metal der alten Florida-Schule, mit einer Performance-Mixtur aus einer versifften Black-Metal-Combo und einer Skate-Thrash-Formation auf die Bühne bringt. Kaum steht der blonde Sänger auf der Bühne, schmettert er sein Baseball-Cap gegen die Wand, reißt sich die Klamotten vom Leib und setzt zu einem schwindelerregenden Sprung an. Derweil lassen die Instrumentalisten die Haare über die nackten Oberkörper fliegen und es wummert ein breiiger Sound aus der PA. Optisch ist das ganze eine Sensation, musikalisch eher Durchschnittsware. Während der Gig ob der visuellen Reize kurzweilig ausfällt, posiert der Sänger mit seinen opulent in Szene gesetzten Tattoos und stimmt bald den letzten Song an. Dieser stellt gleichzeitig den Höhepunkt des Gigs dar und lässt sich alUnd s echter, musikalischer Leckerbissen bezeichnen.
Liebesgrüße aus Hannover
Später stehen unvermittelt die Melo-Death-Metaller von HIRAES auf der Bühne und überzeugen mit einem gelungenen Sound, abwechslungsreichen Songwriting und einem sympathischen Auftreten. Sängerin Britta Görtz bedankt sich brav beim Publikum und den anderen Bands. Dass das Quintett aus gestandenen Musiker:innen (DAWN OF DISEASE, CRITICAL MESS) besteht, muss wohl nicht extra erwähnt werden und so vergeht auch dieses Warm Up wie im Fluge. Grundsätzlich aber stehen heute Abend alle Support Acts vor einer schier unüberwindbaren Herausforderung. Immerhin ist wirklich jeder Mensch im Publikum wohl ausschließlich für den Mainact ins Turock gepilgert.
Die Seuche und der Grundstein
Die Uhr hat noch nicht annähernd neunmal geläutet, da ertönt als Intro „Infernal Death“ aus der Dose, immerhin unterlegt mit diversen Schuldiner-Zitaten. In seiner Einfachheit geht diese Einleitung mächtig unter die Haut. Danach erklingt die Titelmelodie aus „Halloween“, bevor LEFT TO DIE direkt mit „Leprosy“ starten. Der Sound ist mächtig, die Lautstärke nicht ohrenbetäubend, das Publikum extrem gut drauf. Weiter geht es mit „Born Dead“, „Forgotten Past“ und „Mutitaltion“, das Matt Harvey (EXHUMED, GRUESOME) in bester Chuck-Schuldiner-Manier nagelt. Wie versprochen, spielt die Band alle Songs von „Leprosy“, alle DEATH-Jünger im Publikum recken abwechselnd die Fäuste, dann wieder die Pommesgabeln empor. Es wird mitgegrowlt, es wird wild gepogt und es entwickelt sich eine ordentliche Temperatur im Saal. Selbst auf der Empore kann man sich der Magie eines waschechten Club-Konzerts mit, von der Decke tropfendem Schweiß nicht entziehen. Leider ist so ein Abend nicht willkürlich reproduzierbar und so geht alles viel zu schnell. Gerade hat man sich vom Höhepunkt des Abends erholt („Left To Die“), da erklingt auch schon das makrerschütternde Intro zu „Zombie Ritual“. Die Band spielt derart gekonnt auf, dass man bei geschlossenen Augen glauben könnte, das Original (das es zur Hälfte ja auch ist) zu erleben. Nach kurzer Unterbrechung erscheinen die vier Musiker noch einmal für „Pull The Plague“ und „Evil Dead“, dass Harvey aufgrund eines kaputten Amps ohne Gitarre nur am Mikro absolviert. Man möchte die Uhr am liebsten auf 20 Uhr zurückdrehen und diese einzigartige Show noch einmal erleben.
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