Laibach
Laibach

Konzertbericht

Billing: Laibach
Konzert vom 2006-12-11 | Kesselhaus, Berlin

21 Uhr sollte das Konzert im Kesselhaus beginnen, in dem es zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich voll war. Das Publikum, in Sachen Alter und Kleidung sehr durchmischt, durfte sich kurze Zeit später erst mal eine halbe Stunde lang pompöses Gedudel vom Band anhören, das schließlich nach der deutschen Nationalhymne endete. Direkt im Anschluss präsentierten LAIBACH ihr aktuelles Album „Volk“, auf dem sie einige Nationalhymnen interpretieren – klar, dass gleich am Anfang die ersten Zeilen vom Deutschlandlied nicht fehlen durften. Zwei Beamer projizierten dazu Schwarz-Weiß-Bilder einer Familie beim Abendessen und im gemeinsamen Bett auf die Leinwände im Bühnenhintergrund. Den Kontrast bildeten brennende Bäume. Andere Hymnen, andere Gestaltungen – es folgten Animationen, grünstichige Aufnahmen einer alten Frau, die sich ihre Haare richtet, ’Italia’ wurde mit den Credits von Fellinis „La Dolce Vita“ untermalt. Überdurchschnittlich war auch die durchdachte Licht-Show.

Atmosphäre war Trumpf und der standen die Akteure auf der Bühne nicht im Weg. Stattdessen demonstrierte der musikalische Arm der Neuen Slowenischen Kunst einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit. So wurde die Zusammenarbeit LAIBACHs mit SILENCE auch auf der Bühne fortgesetzt, nachdem man bereits zusammen an „Volk“ gebastelt hatte. Primož Hladnik war einer von mehreren Keyboardern, die alle relativ unauffällig und uniform in schwarzen Hemden über ihren Instrumenten hingen. Boris Benko wurde dagegen auf der Tour durch MELODROM-Sängerin Mina Špiler vertreten, die ebenfalls ein Tasteninstrument bediente und mit ihrer klaren, hellen Stimme für die himmlischen Momente sorgte, während sie nicht zuletzt durch ihr silbernes Outfit und sparsame Mimik unterkühlte Cyberqueen-Erhabenheit ausstrahlte.

Milan Fras, dem nur sein Mikro zur Verfügung stand, stiefelte dagegen manchmal etwas verloren umher, wenn er gerade keinen Text vorzutragen hatte. Auch sein Auftreten war deutlich weniger militant, als man es vielleicht erwartet hatte. Besonders während der Präsentation von „Volk“ gestikulierte er überwiegend recht zurückhaltend. Der Gesang ist natürlich Geschmackssache, aber das war er gerade bei einer Gruppe wie LAIBACH schon immer. Und wer sich an „von Patriotismus triefenden Texten“ störte, der hatte vermutlich einfach keinen Sinn für Doppeldeutigkeit, Ironie oder Englischkenntnisse – schließlich handelte es sich mitnichten um die reinen Originaltexte der ursprünglichen Hymnen.

Nach einer Stunde hätte eigentlich für jeden Zuschauer klar sein können, dass sich LAIBACH mit „Volk“ durchaus neu erfunden haben. Noch offensichtlicher wurde dies durch das anschließende Best-Of-Programm. Hier präsentierten sich LAIBACH eine halbe Stunde lang in altbewährter Besetzung und Form – treibend, krachend, brachial. Da hätte man sich dann allerdings tatsächlich etwas mehr Bewegung im Publikum vorstellen können, doch in Berlin ist eine gewisse Zurückhaltung auf Konzerten ja nicht unüblich. Neben einigen „WAT“-Hits (’Tanz Mit Laibach’, ’Du Bist Unser’) spielten LAIBACH beispielsweise auch ihre Version von ’Life Is Life’ sowie ’Alle Gegen Alle’. Dazu sangen und trommelten diszipliniert die zwei bekannten jungen Frauen (diesmal in kurzen Röcken). Dienst am Fan halt – für den spielt man schließlich das Konzert. Klar, dass am Ende zum Medley vom Band alle Musiker freundlich verabschiedet wurden. Und im Gegensatz zu RAMMSTEIN haben LAIBACH auf jeden Fall immer noch mehr zu bieten, als Massenverführung durch puren, inhaltsleeren Bombast.

Laibach

Laibach

Seiten in diesem Artikel

12
21.02.2007

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37311 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare