Lacrimas Profundere
Paradise Lost
Konzertbericht
So langsam wurde es enger im LKA, und spätestens als das Licht ausging, drängten doch so einige Richtung Bühne. Nun war es endlich an der Zeit, dass das verlorene Paradies wahrlich düstere Melancholie, fern von jeglichem Kitsch und Anbiederei, zelebriert. PARADISE LOST stiegen mit dem kraftvollen „The Enemy“, der Singleauskopplung ihres aktuellen Werks „In Requiem“, dann auch gleich richtig gut in ihr Set ein. Doch was mussten meine Augen da sehen? Hinter den Monitorboxen von Sänger Nick Holmes lag nicht nur die Setlist des heutigen Abends, daneben lag noch ein Heft mit den Songtexten! Na, was soll es, wir werden wohl alle nicht jünger, und vielleicht sollten ja heute Abend Stücke zum Besten gegeben werden, welche schon lange nicht mehr gespielt wurden? Die Spannung in mir stieg jedenfalls.
Von Anfang an hatten PARADISE LOST das LKA fest im Griff. Die Fans vor der Bühne drehten gleich durch und wurden mit sattem Sound und der gewohnten Performance der Britten belohnt. Jesus Christ, nein, Entschuldigung, Nick stand die meiste Zeit über hinter seinem Mikroständer und hielt diesen fest, wenige dezente Gesten unterstrichen die gesungenen Zeilen. Wenn er mal nicht sang, schnappte er sich den Ständer und bewegte sich mit diesem nach hinten Richtung Schlagzeug, ein wenig mitwippen, that’s it. Ganz anders dagegen Leadgitarrist Greg Mackintosh, stets breitbeinig stehend und permament am Bangen. Ähnlich Rhythmusgitarrist Aaron Aedy, immer mit geschlossenen Augen spielend zeigt er vollen Körpereinsatz, und Hölle, der Mann schreit voller Innbrunst jede einzelne Silbe, teilweise kann man ihn ohne Mikrofonunterstützung sogar in den ersten Reihen hören! Gerade Aaron wirkte wie in Ekstase, und schien in wirklich jedem Lied total aufzugehen. Ein Freude, ihm zuzuschauen. Bassist Edmonson wirkte dagegen doch recht hüftsteif.
Leider erschien mir Nick etwas schwach bei Stimme zu sein, es war doch ein deutlicher Unterschied zwischen den gesungenen Worten Live und dem, was auf CD gebannt wurde. Vielleicht hatte er sich die letzten Tage bei den anderen Auftritten zu sehr verausgabt? Instrumental hingegen war alles im grünen Bereich, die alten Hasen präsentierten sich als routinierte Band. Erfreulicherweise spielten sie dieses Mal „True Belief“ von „Icon“, dieses Meisterwerk von einem Album hatten sie bei ihrem letzten Besuch in Stuttgart im Mai 2005 sträflich vernachlässigt. Auf die Ansage, dass nun ein sehr alter Song, allerdings nicht vom ersten Album, folgen würde, wurden PARADISE LOST mit zig Songtiteln aus dem Publikum geradezu bombadiert. Auf das schlichte „Just fucking play the song“ kam er dann, DER Hit. Natürlich gab es beim Evergreen „As I Die“ kein Halten mehr im Publikum, das Stück wurde bereits als sechste Nummer gespielt und gipfelte in einem fulminanten Finale.
Nick, obwohl eigentlich eher von der zurückhaltenden Sorte, gab sich ganz als Entertainer, der Gentleman brachte einen lockeren Spruch nach dem anderen. Eine absolute Überraschung folgte, als er „Gothic“ ankündigte. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dieses Stück zum letzten Mal 1995 Live gehört, damals zur „Draconian Times“ Tour, eine halbe Ewigkeit. Der Wahnsinn! „The Last Time“ wurde angekündigt mit den Worten, dass es sich dabei nicht um das letzte Lied handeln würde, und kaum ist der Song zu Ende, springen die Musiker wie von der Tarantel gestochen von der Bühne hoch in den Backstagebereich. Brüller! Natürlich konnte und wollte niemand so den Abend enden lassen, und so wurden PARADISE LOST lautstark auf die Bühne zurückverlangt, um dem Publikum mit dem Zugabenteil den Rest zu geben.
Fazit: Gelungener, mitreißender Auftritt der erfahrenen Band. Auch der etwas schwache Gesang trübte dies nur minimal, dafür holten die Herren mal wieder eine schöne alte Nummer aus der Mottenkiste. Für das nächste Mal wünsche ich mir übrigens „Rotting Misery“ und „Pity The Sadness“!
Setlist PARADISE LOST:
The Enemy
Ash And Debris
Mystify
No Celebration
True Belief
As I Die
Praise Lamented Shade
Enchantment
Requiem
Unreachable
Gothic
One Second
Last Time
Never For The Damned
Erased
Over The Madness
Say Just Words
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