Kyuss Lives!
Live in Bremen, Aladin

Konzertbericht

Billing: Kyuss Lives!, ???
Konzert vom 2012-06-18 | Aladin, Bremen

Recht pünktlich gegen 21:00 Uhr kamen KYUSS Lives! auf die Bühne. Lookalike-Hippie Brant Bjork, mit breitem Stirnband um seine Mähne zu bändigen, positionierte sich fix hinter seinem Kit und noch unter Begrüßungsapplaus begann er mit dem Drum-Auftakt zu „Hurricane“. Die Menge geriet sofort in Wallungen und als Garcia mit seiner charismatischen Stimme einsetzte, war alles klar: Der Abend würde göttlich werden!
Ich stand genau mittig und der Sound war dort richtig gut. Erst dachte ich mir, dass die Stimme Garcias etwas dünn rüberkommt, im Vergleich mit den Alben jedoch passend ausgesteuert war; sogar mit etwas Hall, was den ersten, eben genannte Eindruck wohl auch begünstigte.
Kaum war der Opener verklungen, schickte die Band „One Inch Man“ hinterher und ließ nicht die kleinste Chance, sich nach diesem amtlichen Auftakt auszuruhen. KYUSS schienen ganz genau zu wissen, welche Stücke am besten bei ihren Fans funktionieren, denn nach dem Doppeltauftakt von „…And The Circus Leaves Town“ haben sie gleich noch mit „Gardenia“, „Asteroid“ und „Supa Scoopa And Mighty Scoop“ die ersten drei von „Welcome To Sky Valley“ nachgeschoben. Die Meute wurde zusehends wilder und es gab einen großen Moshpit vor der Bühne. Drumherum entfachten ebenfalls einzelne „Brandherde“, die man wohl mit zugekniffenem Auge gepflegt als Groovepits bezeichnen könnte. Die Luft wurde nicht wärmer, sondern immer heißer, das Atmen fiel schwerer, die Temperaturen stiegen und die T-Shirts klebten an den Körpern. Kurz: Wir waren in der Wüste angekommen!

Kyuss Lives!

Sänger John Garcia verhielt sich wie gewohnt und demnach erwartet zurückhaltend. Es gab keinen einzigen verbalen Kontakt mit dem Publikum. Seine Kommunikation beschränkte sich auf Blicke und Gesten. Manch einer würde und wird dies kritisieren, ich fands sympathisch, weil er keinen auf Rockstar gemacht hat. Spannend war auch vielmehr, wie sich Gitarrist Bruno Fevery machen würde, der für die Parts von Ex-Gitarrero Josh Homme verantwortlich war. Dieser stand einer Reunion bekanntlich nicht positiv gegenüber, was angesichts seines Erfolges mit den QUEENS OF THE STONE AGE nicht wirklich verwunderlich ist. Da Homme ein ebenso talentierter wie gefühlvoller Gitarrist ist, war ich sehr gespannt, was das werden wird, denn einfach Nachspielen kann die Sachen wohl jeder gute Gitarrist, aber das entsprechende Feeling auch zu vermitteln, liegt nicht jedem in den Fingern. Ich fasse mich kurz: Fevery hat seinen Job top erledigt! Ich kann zwar nicht genau sagen, ob es mit Homme an den Saiten noch besser geklungen hätte, da es mir leider vergönnt war, KYUSS in der urpsrünglichen Besetzung erleben zu dürfen, aber Bruno Fevery hat nicht nur KYUSS gespielt, er war, bzw. er ist KYUSS! Bassist Nick Oliveri ist bekanntlich aufgrund rechtlicher Geschichten, sagen wir mal „verhindert“ und wurde von Billy Cordell ersetzt, der ebenfalls einen super Job machte. Brant Bjork spielte sich an den Kesseln so in Rausch, dass man manchmal das Gefühl hatte, er wäre auf Speed oder irgendeinem anderen Aufputschmittel. An diesem Abend wü(s)tete eine geschlossene Einheit auf der Bühne, das hat man gespürt und gehört. Wenn die Jungs in dieser Besetzung ein neues Album raushauen, darf man auf was Großes hoffen.

Nach dem Sky-Valley-Trip wurde „Blues For The Red Sun“ bedient und wieder spielten KYUSS die ersten beiden Songs nacheinander. „Thumb“ und „Green Machine“ erhöhten erneut die Temperatur im Saal und mit „Freedom Run“ gab es ein weiteres, fantastisches Statement zum Thema Stoner Rock. In sichtlich höchster Spiellaune wurde dann „El Rodeo“ (übrigens mit verlängertem Ende geil ausgereizt) mit „100°“ verbunden und das Aladin zum Kochen gebracht. Mit dem überlangen „Whitewater“ endete das reguläre Set und hinterließ eine Menge, die unmittelbar nachdem die Band die Bühne verließ, mit den Zugabeforderungen begann. Herrlich!

Kyuss Lives!

Die Wüsten-Kings ließen sich auch nicht allzu lange bitten und besiegelten ihren Siegeszug mit drei weiteren Stücken. „Molten Universe“ walzte und fegte amtlich durch die Bude, gefolgt von der majestätischen Wucht „Spaceship Landing“. Dass KYUSS ihr längstes Lied spielen würden, hätte ich nicht gedacht und auch die Gesichter vieler Anwesenden strahlten nur noch vor Begeisterung. „Total geil, oder?“, tönte es von hinter mir und der einzige Gedanke dazu war: Ja! Nach diesem exzessiven Wüstenritual („Wretch“ wurde außen vor gelassen) beendete die Band mit „Odyssey“ ihr großartiges Konzert im Aladin Bremen und verließ unter heftigem Applaus die Bühne. Neue Forderungen nach einer Zugabe wurden leider nicht erhört und so ging der Abend auf seinem Höhepunkt zuende.

Das Konzert war absolut rund. Natürlich kann man nun kritisieren, dass John Garcia keine Faxen gemacht hat und nur nonverbal mit dem Publikum kommuniziert hat, aber hey, jeder, der sich mit KYUSS live schonmal beschäftigt hat wird wissen, dass dies eine (aus meiner Sicht sympathische) typische Eigenschaft des Sängers ist. Fakt ist, dass es eine Band zu hören gab, die sehr gut zusammengespielt hat, den Wüstenflair einwandfrei rübergebracht hat und bis auf ein oder zwei persönliche Perlen („Catamaran“ und „Demon Cleaner“ fehlten mir) nichts vermissen ließen. Tolles Konzert, tolle Band. Ich hoffe, dass sie unter dem Namen KYUSS weiterbestehen dürfen und bestenfalls sogar ein neues Album an den Start bringen. Natürich gerne auch mit Homme an den sechs Saiten (vielleicht sogar zu zweit mit Fevery?) aber das wird jetzt wohl zuviel des Guten mit der Träumerei…

Setlist:
1. Hurricane
2. One Inch Man
3. Gardenia
4. Asteroid
5. Supa Scoopa And Mighty Scoop
6. Thumb
7. Green Machine
8. Freedom Run
9. El Rodeo / 100°
10. Whitewater

Zugabe:
11. Molten Universe
12. Spaceship Landing
13. Odyssey

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24.06.2012

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