Krypteria
Live im Alten Schlachthof Aachen
Konzertbericht
KRYPTERIA feiern heute Abend das Heimspiel des Jahres. Die Symphonic-Metal-Band aus Aachen hat im Zuge der „Größten Rockparty des Jahres“ den dort befindlichen alten Schlachthof party- und rocktauglich gemacht, um mit vielen Fans, Bekannten und guten Freunden ein wenig metallische Stimmung nach Aachen zu holen.
Schon bei der Ankunft kann die Location problemlos begeistern. Das große, alte Backsteingebäude befindet sich inmitten eines kleinen Industriegebietes und hat einen ganz besonderen Charme, den es zu einem grandiosen Ort für eine solche Veranstaltung macht. Die anfänglichen Befürchtungen, dass der Verwesungsgeruch noch in den Gemäuern schlummern könnte, erweist sich rasch als völlig unbegründet, und auch das letzte Blut wurde schon vor langer Zeit zersetzt. Klar, dass das nicht anders zu erwarten war, aber dieser Gedanke kommt einem unweigerlich, wenn man den Namen des Veranstaltungsortes in der Metzgerstraße liest. Eigentlich wäre dieses Grundstück der perfekte Ort für Bands wie WATAIN oder BELPHEGOR. Derartige Töne werden hier heute Abend jedoch nicht angeschlagen. Stattdessen wird die bezaubernde Ji-In im Laufe der Show wieder hunderte Fans um ihren Finger wickeln und ihr goldenes Kehlchen erklingen lassen.
Doch bevor es soweit ist, steht eine kleine Warm-Up Party auf dem Programm. Schließlich geht es bei dieser Veranstaltung vordergründlich um die bereits erwähnte „Größte Rockparty des Jahres“, auf der KRYPTERIA, neben zwei anderen Bands, auftreten werden. In Wahrheit ist es jedoch so, dass augenscheinlich nur KRYPTERIA-Fans den Weg in den alten Schlachthof gefunden haben. Für sie ist die Rockparty lediglich das i-Tüpfelchen.
Die erste Band, die heute Abend auf der Bühne des Schlachthofes steht, heißt HARPER. Von dem sympathischen Moderator, der den gesamten Abend immer wieder auf die Bühne stürmt, um die Bands anzusagen, werden HARPER als „verdammt hartes Brett“ angekündigt. Was folgt, ist jedoch lediglich gepflegte Rockmusik. Zu den wenig innovativen, aber bei weitem nicht schlechten Songs finden sich allmählich immer mehr Besucher in der großen Halle ein. Während man sich zu der Musik von HARPER noch gut in der Halle aufhalten kann, wird es bei dem folgenden Act verdammt anstrengend, zumindest für das Metal-Herz. ARTIG aus Bochum sind nach Meinung des fröhlichen Moderators auf der Bühne „ganz anders als ihr Name“. Als die Band jedoch zu spielen beginnt, stellt sich heraus, dass der Moderator einem Irrtum unterlaufen sein muss. Die weiß gekleidete und niedlich grinsende Band, hat nervigen Deutsch-Pop gebastelt und passt damit wirklich überhaupt nicht auf eine Rock-Party. Um diesen Zustand zu ändern, ist es jedoch zu spät. Da hilft in dieser Situation nur eines: Bier kaufen und sich auf einen der gemütlichen Beach-Klappstühle vor der Halle mit einem netten Gespräch ablenken.
Galerie mit 42 Bildern: Krypteria - Aachen 2011Zum Glück schreitet die Zeit voran. Die Band packt ihre Siebensachen und verkrümelt sich von der Bühne, um dem eigentlichen Anliegen des heutigen Abends Platz zu machen. Die Umbauabreiten gehen wie immer zügig von statten. Um ziemlich genau 22:00 Uhr ertönt das Intro, und Drummer Kuschi schmuggelt sich rasch hinter sein Schlagzeug. KRYPTERIA eröffnen ihr Heimspiel mit „My Fatal Kiss“ und haben damit ohne Umwege die Meute gleich für sich gewonnen. Leider sind sie nicht vor den Tücken der Technik sicher. Der Bass von Frank Stummvoll verweigert ungefragt seinen Dienst. Die Tatsache, dass heute Abend im alten Schlachthof eine DVD aufgezeichnet wird, macht dies ganz besonders ärgerlich für die Band. Doch zum Grämen nimmt sich selbstverständlich keiner von KRYPTERIA Zeit. Allen voran Ji-In nicht. Die kleine, quirlige Koreanerin strahlt wie immer bis über beide Ohren und bringt damit den gesamten Saal zum Leuchten. In permanenter und äußerst graziler Bewegung macht sie sofort deutlich, dass sie sich ihrer Ausstrahlung bewusst ist. Aber nicht nur damit kann Ji-In glänzen. Ihre Stimme füllt den Raum und bringt das Publikum endlich dazu, das zu machen, wozu sie sich in dieser Location eingefunden haben: Party machen und eine Menge Spaß haben. Dieser herrscht ebenso auf der Bühne: Schlagzeuger S.C. Kuschnerus performt hinter seinem Schlagzeug wie ein Weltmeister, Gitarrist Olli Singer lacht unentwegt und auch Neuzugang Stefan Grießhammer am Keyboard sieht mehr als zufrieden aus.
Die Voraussetzungen für eine gelungene DVD sind demnach mehr als gegeben. Erstaunlicherweise sind sogar Ton und Licht von akzeptabler Qualität, erst recht wenn man bedenkt, dass in dieser Halle zum ersten Mal ein Konzert dieser Art stattfindet.
Das Publikum hat den Schalter umgelegt und ist nun richtig am Rocken und hat eine Menge Spaß auf dem Konzert. Ji-In ist von der Resonanz der Fans vollauf begeistert und bedankt sich mehrfach von Herzen für dieses tolle Feedback. Die Party ist vollends gelungen und bei Songs wie „Ignition“ und „Shoot Me“ steht in den vorderen Reihen kaum noch jemand still auf seinen Beinen. Aber nicht nur die älteren Klassiker treffen bei den Fans den richtigen Nerv. Auch die Songs vom neuen Album „All Beauty Must Die“, welches im April dieses Jahres veröffentlicht wurde, werden ganz groß gefeiert. Mit dabei sind unter anderem „Live To Fight Another Day“ und „Fly Away With Me“. Neben den groß gefeierten, rockigen Songs, wird es zwischendurch auch immer mal wieder besinnlich und ruhig. Ganz besonders zu dem Zeitpunkt, als sich alle Bandmitglieder, bis auf Ji-In, von der Bühne begeben und sich die Sängerin mit ernster Miene an das Keyboard setzt, um dort „Liberatio“ zu singen.
Die Setlist ist lang und die Party ist groß. Nicht weniger als 90 Minuten spielen KRYPTERIA einen Kracher nach dem anderen, bevor nach „Shoot Me“ der erste Schlussstrich gezogen wird. Dass eine Zugabe folgen wird, sollte wohl auch den Fans klar sein. Dennoch rufen sie voller Begeisterung nach KRYPTERIA, die, nach einer kurzen Ansage des Moderators, mit „Time To Bring The Pain“ zurück auf die Bühne kommen. Die zweite Zugabe sieht dafür heute ein klein wenig anders aus, als man es von einem normalen Konzert gewohnt ist. KRYPTERIA wiederholen den Anfang der Show. Der Moderator macht eine erneute Ansage, die Fans jubeln, was das Zeug hält, das Intro erklingt und es gibt ein weiteres Mal „My Fatal Kiss“ auf die Ohren. Grund dafür ist der Pannen-Bass von Frank, der beim Start des Gigs seinen Dienst verweigert hat. Weil man so etwas verständlicherweise nicht sonderlich gerne auf einer DVD verewigen möchte, wird kurzerhand alles nochmal wiederholt. Die Fans machen wunderbar mit, und sogar die Band sieht noch unfassbar frisch aus. Keine Klamotten, die vor lauter Schweiß tropfen, und keine verschwitzen, strähnigen Haare stören die zweite Aufzeichnung.
Abgeschlossen wird der grandiose KRYPTERIA-Gig letztendlich mit dem „Rausschmeißer-Song, was uns betrifft: I Can’t Breathe“. Nach einer kurzen Verschnaufpause kommt die Band rasch hervor, um mit Freunden und Fans noch ein wenig zu feiern und Spaß zu haben. Während ein DJ die wohl bekanntesten und größten Metal- und Rockklassiker auflegt, wird noch bis in die Nacht nett geschnackt und das ein oder andere Bierchen verdrückt. Ein wirklich netter und gelungener Abend in den uralten Gemäuern des alten Schlachthofes in Aachen.
Setlist:
My Fatal Kiss
Sweet Revange
Victoria
Messiah
Somebody Save Me
Scream
Out Of Tears
The Promise
As I Slowly Bleed
Victoriam Speramus
Liberatio
The Night That Angels Cry
You Killed Me
Fly Away With Me
Live To Fight Another Day
Ignition
All Systems Go
Shoot Me
Time To Bring The Pain
Get The Hell Out Of My Head
My Fatal Kiss
I Can’t Breathe
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