Kreator
"European Apocalypse"-Europa-Tour 2018
Konzertbericht
Düsseldorf, 15.12.2018
BLOODBATH, 18 – 18.30 Uhr
Unter aufbrandendem Jubel betreten BLOODBATH pünktlich um 18 Uhr die Bühne in der Mitsubishi Electric Halle. Nick Holmes gibt an diesem Abend den Bürozombie mit weißem Hemd, Krawatte, Kruzifix und wie immer totenbleich geschminktem Gesicht. Lässig schreitet er mit dem Smartphone im Anschlag die Bühne ab, während die Band sich zum Opener des aktuellen Albums „The Arrow Of Satan Is Drawn“ namens „Fleischmann“ eingroovt. Der Death Metal ist definitiv im Social Web angekommen, wenn BLOODBATH ihre ersten Takte selbst live streamen. Es dauert gut eineinhalb Songs, bis auch die Soundregie sich auf den trockenen Todesblei der Death Metal-Supergroup eingestellt hat – dann aber klingen BLOODBATH in Anbetracht der immer schwierig zu kalkulierenden Akustik großer Hallen recht differenziert zu den noch recht luftig besetzten Reihen hindurch. Der Schwerpunkt des kurzen Opener-Sets liegt eindeutig auf dem aktuellen Release: Mit „Fleischmann“, „Bloodicide“ und „Chainsaw Lullaby“ bekommen die blutlüsternen Versammelten ein Hit-Trio spendiert, das den Nacken gut für das Folgeprogramm auflockert. BLOODBATH verabschieden sich wenig überraschend mit dem unverwüstlichen „Eaten“. Ein Redaktionskollege bezeichnete den Song einmal als „Stairway To Heaven“ des Death Metal und in der Tat: Ob Tägtgren oder Holmes, der Todesblei-Ohrwurm ist hier vorprogrammiert. Nach einer halben Stunde zieht Holmes seinen imaginären Hut und wünscht allen eine „Gute Nacht“. Nach so einem beherzten Auftakt sind die Weichen dafür zu diesem Zeitpunkt jedenfalls schon einmal gestellt.
HATEBREED, 18.55 – 19.45 Uhr
Viel Diskussion gab es vor dem Konzertabend darüber, wer sich bei diesem bunten Package extremer metallischer Spielarten am Ende als der Außenseiter herauskristallisieren würde. So mancher zeigte dabei recht überzeugt in Richtung der Hardcore-Ecke, die anlässlich der „European Apocalypse“ von HATEBREED ausgefüllt wurde – doch weit gefehlt. Zwar mag die gemeinsame musikalische Schnittmenge von Jamey Jasta und Co. mit den anderen Bands an diesem Samstag eher klein ausfallen, dafür verfügen die US-Amerikaner aber noch immer über einen der charismatischsten Frontmänner überhaupt. 45 Minuten lang gibt Jasta selbst dem Letzten im Publikum das Gefühl, auch nach über zwei Dekaden im Geschäft noch lange nicht der Routine verfallen zu sein und jede Sekunde auf der Bühne zu genießen. Mit „As Diehard As They Come“ werden alle HATEBREED-Neulinge standesgemäß initiiert, Mähnen und Fäuste fliegen das ganze Set über. Zwischendurch entlastet Jasta die fleißigen Pit-Krieger mit sympathischen Ansagen und erzählt, wie die Tour zustande kam: „Because when KREATOR call you and ask if you wanna go on tour with them, there is only one answer!“ Mit „Destroy Everything“ endet ein kurzweiliger und energetischer Auftritt, der einmal mehr bestätigt: HATEBREED sind in absolut jedem Setting eine verlässliche Bank.
DIMMU BORGIR, 20.10 – 21.20 Uhr
Das nächste Kapitel des Abends ist ein deutlich düstereres. Die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen (für eine ausführliche Abhandlung hierzu darf gerne zurückgeblättert werden) beschreiten DIMMU BORGIR die Bühne. Vor einem hypnotischen Bühnenbild, das an einen mittelalterlichen Holzstich erinnert, steigen die Norweger ein in ihre (unter Puristen durchaus umstrittene) Live-Interpretation schwarzmetallischer Klänge. Der Sound gerät dabei trotz des massiven Einsatzes von Chören, Streichern, Bläsern und anderer Epik verleihender Klangelemente vom Band insgesamt durchaus differenziert und wird ansprechend abgemischt. Vor allem die schnelleren Passagen werden zusätzlich durch eine massive Lichtshow visualisiert. Die zuckenden Stroboskopkegel von der Bühne sind nichts für Epileptiker und sorgen gerade auf den Rängen bei einigen für leicht dösige Reizüberflutung. In manchen Momenten fragt man sich allerdings, inwieweit man ob der bei DIMMU BORGIR absolut essentiellen Epik vom Band noch von einer großen Live-Leistung sprechen kann.
Die Fans im mittlerweile deutlich volleren Innenraum der Mitsubishi Electric Halle scheinen jedenfalls auf ihre Kosten zu kommen. Lange haben sich DIMMU BORGIR hierzulande live rar gemacht, heute zeigen sie, dass sie noch immer eine packende Show liefern können. Nach etwas über einer Stunde entlassen die letzten Töne von „Mourning Palace“ die Angereisten in die Ruhe vor dem Sturm mit dem Namen KREATOR.
KREATOR, 21.50 – 23 Uhr
Und die Essener lassen wenig Zweifel daran aufkommen, welchem Schicksal sie die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt an diesem Abend zuführen wollen. In weißen, altdeutschen Lettern werden die Worte „Düsseldorf – Prepare – To Be – Destroyed“ auf den schwarzen Vorhang projiziert, der das Bühnengeschehen bis zu den ersten Tönen von „Enemy Of God“ von den Blicken der Versammelten abschirmt. KREATOR sind die größte Thrash-Band Deutschlands und live eine Urgewalt. Und die immer enger werdenden Hallen der letzten Jahre haben deutlich gezeigt: für Mille und Co. ist der Gipfel der Popularität noch immer nicht erreicht.
Auch an diesem Abend geben die Thrash-Instanzen sich keine Blöße und zocken sich sicher durch einen prall gefüllten Backkatalog voller Hits aus drei Jahrzehnten. Mille dirigiert, fordert „totale Zerstörung“ und keift sich riffenderweise die Seele aus dem Leib. Eine Video-Leinwand huldigt den „Fallen Brothers“ von Amy bis Lemmy, am Bühnenrand lodern die Flammen empor und von der Rückwand schießen die überdimensionalen Augenhöhlen des aktuellen Coverschädels Lichtblitze auf die Tribünen.
Und trotzdem oder gerade deshalb wirken KREATOR an diesem Abend etwas zu routiniert. Es mag an dem ungewöhnlichen und kräftezehrenden Package oder an der leicht überdimensionierten und beileibe nicht ausverkauften Location liegen, aber der letzte Funke will nicht bei allen überspringen. Angesichts der deutlich dominierenden KREATOR-Shirts und Aufnäher hätte man doch mit einem noch größeren Hexenkessel gerechnet. So liegt Düsseldorf nach diesem finalen deutschen Tourstopp zwar nicht in Schutt und Asche. Allen Anwesenden wurde aber dennoch eine eindrucksvolle Werkschau des extremen Metals in all seiner Vielfalt geboten.
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