Kreator
"European Apocalypse"-Europa-Tour 2018
Konzertbericht
KREATOR, DIMMU BORGIR, BLOODBATH und…HATEBREED? Konnte das gut gehen? Bei der Zusammenstellung des Line Ups der „European Apocalypse“-Tour mag so manch einer skeptisch die Stirn in Falten gelegt haben. Als Präsentatoren der Deutschlandkonzerte haben wir uns aber in Hamburg, Ludwigsburg und Düsseldorf für Euch davon überzeugen können, dass das Package ganz hervorragend harmoniert.
Bericht: Peter Mildner (Hamburg), Björn Gieseler (Ludwigsburg), Tobias Kreutzer (Düsseldorf)
Fotos: Mark Beckmann (Hamburg), Ruth Haberhauer (Ludwigsburg)
Hamburg, 01.12.2018
BLOODBATH glücklos mit Soundproblemen
Die erste Station der “European Apocalypse”-Tour in Deutschland führt nach Hamburg, genauer gesagt in die Alsterdorfer Sporthalle, die zumindest bei den metallverliebten Einheimischen aufgrund ihrer gelinde gesagt suboptimalen Akustik einen eher zweifelhaften Ruf genießt. Und wie suboptimal die sein kann, davon können die ersten drei Bands und insbesondere BLOODBATH heute ein Lied singen. Nicht nur bringt der abstrus dünne Sound weder Rhythmusgitarren noch Soli zur Geltung, zu allem Überfluss knallt auch noch die P.A. mitten im dritten Song “So You Die” mit einem lauten “Plopp” einfach durch (was die Anglo-Schweden übrigens nicht davon abhält, trotzdem stoisch quasi unplugged durchzuzocken). Hernach muss “Old” Nick Holmes dem Publikum aber mit der Kopf-Ab-Geste signalisieren, dass es erstmal nicht weitergeht und die Band für gute Eineinhalb Songs Pause von der Bühne. Schade, denn BLOODBATH zeigen sich trotz der kurzen Spielzeit im Vergleich zu ihrem bis heute letzten Liveauftritt auf dem Summer Breeze deutlich agiler aufgelegt, auch wenn sie abermals nicht in der eigentlich aktuellen Besetzung antreten (Drummer Martin Axenrot wird heute vom technisch hörber limitierteren Waltteri Väyrynen (unter anderem PARADISE LOST und ABHORRENCE) vertreten). Auch “Old” Nick scheint seinen trockenen Humor seit August wiedergefunden zu haben und versucht zumindest, die Enttäuschung mit ein paar Sprüchen zu überspielen.
Setlist BLOODBATH
Fleischmann
Let The Stillborn Come To Me
So You Die
Chainsaw Lullaby
Eaten
HATEBREED trotzen der Technik
Auch HATEBREED bleiben von den Tücken der Technik nicht verschont, zuerst geht aber trotz des plötzlich abbrechenden Intros vom Band (und einem sichtlich irritiert die Bühne wieder verlassenden Drummers) alles glatt. Auf dem Billing-Papier betrachtet mögen die Amis wie ein Fremdkörper wirken aber Pustekuchen: sobald die Mannen und Jamey Jasta die Bühne betreten haben, geht im Pit der Punk ab und sind weitaus mehr zuckende Körper und Köpfe als bei den glücklosen BLOODBATH zu sehen. Und dass hier nicht nur Zuschauer im Vorbeigehen vom traditionell mörderischen Groove des Bollersounds zum mitmachen animiert werden, zeigt sich bei deren Textsicherheit bei “Live For This”: die P.A. mag heute ihren zweiten Streich spielen und komplett den Geist aufgeben, dafür sind die Fans zur Stelle, übernehmen für die Band und singen lauthals den Text weiter. Und selbst wenn dieser Strick gerissen wäre, bliebe immer noch Jamey Jasta, der einfach ein Entertainer vor dem Herren ist und dem selbst der Ruf nach einem Circle Pit um den FOH herum (vorne tobt ja schon der Moshpit) nicht abgeschlagen wird. Überraschenderweise (oder vielleicht auch gar nicht mal so) ernten HATEBREED den zweitgrößten Zuspruch des Abends.
Setlist HATEBREED
To The Threshold
As Diehard As They Come
This Is Now
Looking Down The Barrel Of Today
Doomsayer
Perseverance
Live For This
I Will Be Heard
Destroy Everything
DIMMU BORGIR feiern als heimlicher Headliner triumphale Rückkehr
Wenig überraschend dagegen, dass die folgenden DIMMU BORGIR die größte Resonanz des Abends für sich verbuchen – und das nicht nur, weil die Soundanlage sich pünktlich wieder fängt und dem Rest des Abends ohne Ausfälle standhält. Zum Einen haben die Norweger nach mehrjähriger Abstinenz von einer ordentlichen Tour eh schon gewonnen, weil die Menge merklich heiß auf ihren symphonischen Black Metal ist und ihnen bei jedem Song aus der Hand frisst. Zum Anderen entpuppen sich Shagrath, Galder und Silenoz als Gradmesser, weil sie zusammen mit ihrem aktuellen Line-Up aus Daray, Gerlioz und Victor Brandt nach wie vor wissen, wie man eine mitreißende Show aufs Parkett legt. In Punkto (Selbst)-Inszenierung kann DIMMU BORGIR kaum jemand etwas vormachen, mehr als ein paar weiße Strahler und ein bisschen Farbe vor einem riesigen und prächtig wirkenden “Eonian”-Backdrop braucht es nicht für eine stimmungsvolle Atmosphäre, die die perfekte Leinwand für den musikalischen Bombast liefert. So kann Shagrath mit markantem Knurren die Menge dirigieren und das Glatzen-Zweigestirn Silenoz und Galder riffen, was das Zeug hält – auch wenn die Soundkulisse für dermaßen vielschichtige Raserei nicht besonders viel hergibt. Trotz Co-Headliner-Status wäre ein bisschen mehr Spielzeit aber wünschenswert, insbesondere, weil DIMMU BORGIR dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiern und eigentlich feste Bestandteile der Setlist wie “Vredesbyrd” oder “Kings Of The Carnival Creation” und vielleicht auch die ein oder andere Überraschung entfallen.
Setlist DIMMU BORGIR
The Unveiling
Interdimensional Summit
The Chosen Legacy
The Serpentine Offering
Gateways
Dimmu Borgir
Council Of Wolves And Snakes
Puritania
IndoctriNation
Progenies Of The Great Apocalypse
Mourning Palace
KREATOR tight wie eh und je aber mit Zuschauerschwund
KREATOR dagegen haben zwar etwa 10 Jahre mehr Vorsprung in Punkto Bandgeschichte, kämpfen nach DIMMU BORGIR jedoch mit Zuschauerschwund. Nicht, dass den Ruhrpott-Thrashern die Fans weglaufen aber es wird doch deutlich luftiger ab den mittleren Reihen, als auf den schwarzen vor die Bühne gespannten Vorhang allerlei Fotos und Kunstwerke von Kriegsszenarien sowie die Worte “Hamburg, Prepare To Be Destroyed” projiziert werden – und es nach Fall des Vorhangs mit Konfettiregen und der Abteilung Attacke in Form von “Enemy Of God” und Milles unverkennbarem Knurren losgeht. KREATOR haben heute auf jeden Fall die aufwändigste Produktion; neben dem effektvollen Intro gibt es noch die ein oder andere bedenklich nah an der Hallendecke kitzelnde Pyrofontäne, Gimmicks wie die “Flag Of Hate” in Milles Händen sowie vier Videoleinwände, über die Bilder passend zum Songthema flimmern (wie etwa Fotos gefühlt aller verstorbenen Rock- und Metal-Größen der letzten 60 jahre bei “Fallen Brother”). Selbst der Sound ist mittlerweile auf der Seite der Band und verschafft insbesondere den kunstvollen Leads des auf der ganzen Bühne umtriebigen Sami Yli-Sirniö adäquat Gehör. Derweil gibt Mille wie eh und je eh den bissigen Thrasher und liefert das, was von einer KREATOR-Show erwartet werden kann: punktgenaue Thrash-Attacken, die trotz des spürbar geringeren Auflaufs und der Nachwirkung eines heimlichen Headliners standesgemäß abgefeiert werden.
Setlist KREATOR
Enemy Of God
Hail To The Hordes
Awakening Of The Gods
People Of The Lie
Gods Of Violence
Satan Is Real
Mars Mantra
Phantom Antichrist
Fallen Brother
Flag Of Hate
Phobia
Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)
Violent Revolution
Pleasure To Kill
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