Knorkator
Knorkator
Konzertbericht
Es wird wohl Ende der Neunziger gewesen sein, als in eine kleine Ortschaft irgendwo in Deutschland eine Berliner Schulklasse einfiel. Ich erinnere mich nicht mehr an viel Erinnerungswürdiges, doch die Hymne dieser Zeit ist hängen geblieben: ’Ich Will Nur Ficken’. Mit dem damaligen Überbringer des KNORKATOR-Debüts „The Schlechtst Of…“ stand ich nun Jahre später auf der Empore einer Konzerthalle und vernahm etwas erstaunt die ersten Klänge des erwähnten Albums. Von Beginn an machte Deutschlands meiste Boygroup der Welt also klar, dass von ihrem Konzert im Rahmen der nächsten Tour aller Zeiten nicht nur Spaß, sondern auch musikalisches Können erwartet werden durfte. Denn die Töne eines Stückes wie ’Absolution’ wollen erst mal getroffen werden. Zuvor wurde bereits das Publikum begrüßt und Nettigkeiten ausgetauscht (Stumpen: „Du willst ein Kind von mir!? Das wird nicht funktionieren, weil du ein Glied hast. Es fehlt die Scheide.“). Dann der nächste Debüt-Knaller: ’Ding Inne Schnauze’! Im Stroboskop-Gewitter hopste Stumpen ein paar Mal rekordverdächtig, bevor sich pünktlich zum Beginn der ersten Strophe ein lautstarker Chor bildete.
Nach ’Mich Verfolgt Meine Eigene Scheiße’ zog Stumpen seinen roten Strampler aus, turnte fortan nur noch in einem seltsamen Schlüpfer und kündigte das nächste Stück aller Zeiten vom „Nächsten Album aller Zeiten“ an (’Alter Mann’). Vor der Bühne setzte erneut das große Hüpfen ein. Apropos: Anschließend präsentierte eine Frau, die von ihrem Begleiter auf den Schultern getragen wurde, ihre blanken Brüste, drehte sich im Kreis, erzeugte natürlich Gejohle und Stumpen war wieder in seinem Element: „Was is’ denn da alles drin, sach ma’? Hefeteig oder was?! Mein Gott, wat ick heut’ schon an Zeugungsanjeboten hab!“
Reitfreunde mussten anschließend tapfer sein, führten KNORKATOR doch die ganze Doppeldeutigkeit vor, die im ’Lied Vom Pferd’ steckt. Gitarrist Buzz Dee (Big Lebowski im Hippie-Outfit), der das Ganze mit verschränkten Armen hinnahm, wurde von Stumpen umgarnt (Meine Hand fährt durch dein Haar / Ich lehn mich an dich und schließ meine Augen / Dann leg ich dir die Riemen…) – Sado-Maso-Hengste ick hör’ euch wiehern. Wobei Inzest bei der Truppe ja nichts Neues ist („Ab und zu ficke ich auch Buzz Dee…“ – siehe erwähntes Interview). Die neuen Mitglieder (Trommler und Bassist) sind aus dieser Sicht eventuell nur frisches Fickfleisch.
Schluss mit den Spekulationen. Fakt ist, dass die Band kaum Wünsche offen ließ. Es wurde ein amtliche Licht-Show aufgefahren, auch der Sound war wunderbar und hätte lediglich einen Tick lauter sein dürfen. Um etwas mehr von der Beschallung abzubekommen und ein paar Schnappschüsse aufzunehmen, drängelte ich mich nach unten sowie in Richtung Fotograben durch. Von dort konnten dann die ergebenen ersten Reihen und ein energisch dirigierender Stumpen beguckt werden, wie sie gemeinsam „Wir werden alle sterben“ intonierten. Der Rest der Musizierenden konzentrierte sich dagegen überwiegend auf die Klangerzeugung. Alf Ator, übrigens Besucher des Berliner LAIBACH-Konzertes im vergangenen Jahr, prügelte zum Beispiel abwechselnd auf sein Tasteninstrument (das auf Beinen mit Hosen stand) und Trommeln ein, durfte dann jedoch immerhin Stumpen mit einem Schaumstoffknüppel auf die ’Narrenkappe’ (ein Becken auf dem Kopf) schlagen und konnte sich später im Zugabenblock richtig austoben, als er zu ’Böse’ mit Mikro samt Ständer (dem vom Mikro…) mächtig posierte.
Neben ’Kurz Und Klein’, ’Ich Hasse Musik’ und ’Es Kotzt Mich An’ lieferte Stumpen dann auch eine eher entspannte Schunkel-Performance zum PUHDYS-Cover ’Geh Zu Ihr’. Zwischendurch flogen dann aufgeblasene Folien-Teile ins Publikum, das sich mit weißen Unterhosen und einem BH revanchierte, der irgendwie Ähnlichkeit mit einem ausgestreckten Kaninchen hatte, also von ausgesuchter Hässlichkeit war, und Buzz Dee an seine Gitarre gehängt wurde. Das nächste Geld aller Zeiten flatterte auch ins Publikum (KNORKATOR-Geldscheine – AC/DC und TURBONEGRO ließen grüßen). Ach ja, und Stumpen zündelte an seinen Schamhaaren.
’Weg Nach Unten’ trugen die beiden Gesangshasen stehend aus zwei Kästen vor, ein weiteres Bandmitglied bekam ein Flugzeug auf den Kopf gesetzt, dahinter stand jemand mit einer Fernbedienung. 9/11, Selbstmordattentäter, Menschen, die in den Tod springen, Terroristen in Erdlöchern – viele mögliche Interpretationen und angemessen geschmacklos war’s allemal. Angemessen großartig natürlich auch! Überlassen wir also dem KNORKATOR’schen Tagebucheintrag (www.knorkator.de) die letzten Worte: „2 Stunden später gingen Nick, Tim, Alf, Buzz Dee und ich b.trunken und in einer Art Agonie durch die b.rauschende Athmosphäre von der Bühne, fielen uns in die nassen Arme und umarmten unsere noch nasseren Rücken. Ein R Lebnis der Sonderklasse. Danke, liebe Freunde.“
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31.07. - 02.08.25 | metal.de präsentiertFull Rewind Summer Open Air 2025 (Festival)Machine Head, Ministry, Hypocrisy, Kataklysm, Walls Of Jericho, DevilDriver, Knorkator, Rise Of The Northstar, Perkele, August Burns Red, Ektomorf, Thrown, Annisokay, Callejon, Nasty, Benediction, Ryker’s, Loikaemie, Deez Nuts, Krisiun, Agnostic Front, Nile, The Browning, 1349, The Real McKenzies und Backfire!Flugplatz Roitzschjora, Roitzschjora |
01.11.25 | Knorkator – Aller guten Dinge sind 30! Tour 2025/26KnorkatorStadthalle Cottbus, Cottbus |
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